Zusammen mit zwölf weiteren Jungen aus Oelde, die sich in der Pfarrei St. Johannes auf ihre Erstkommunion vorbereiten, erfährt er am 24. Februar, was es früher bedeutet hat, bei einem Steinmetz in die Lehre zu gehen. Bildhauer Christoph Otto Hetzel, mit dem die Kinder beim Domworkshops „Kleiner Steinmetz“ besonders Sandsteinfiguren und Fensterrahmen im St.-Paulus-Dom in Münster unter die Lupe nehmen, erklärt: „Die Kinder sollen einen Eindruck davon bekommen, wie mühsam die Arbeit eines Steinmetzes früher war.“
Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zweistündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Goldschmied oder Glaskünstler – bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben.
Seit 2016 werden die Workshops unter dem Titel „Unser Dom. Haus aus Steinen – Haus aus Menschen“ speziell für Kommuniongruppen angeboten. Jeder Kurs beginnt zunächst mit einem Gang durch den Dom – je nach Schwerpunkt zum Hochaltar, in dem Teile des Domschatzes verwahrt werden, zu den farbigen Glasfenstern oder zu besonderen Sandsteinskulpturen. Anschließend dürfen die Kinder selbst aktiv werden. „Der Blick der Kinder für die Kunst und ihre liturgischen Inhalte wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen“, erklärt Mario Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stehe das gemeinsame Tun.
Lars und die anderen kleinen Steinmetze sind konzentriert bei der Arbeit und lassen sich von den kalten Temperaturen nicht beirren. „Ich arbeite sonst mit Knete und hämmere auch gerne, aber das ist das erste Mal, dass ich etwas mit Sandstein mache und es macht echt Spaß“, berichtet der Achtjährige.
Nebenan staunen währenddessen neun weitere Kommunionkinder aus Oelde, als Referentin Lena Treese ihnen erzählt, dass der Dom schon mehr als 1000 Jahre alt ist. Beim Domworkshop „Funkelnde Schätze“ zählen sie die Farben, die sie im Innenraum des Gotteshauses entdecken. Gold kommt besonders häufig vor, stellen sie fest. „Goldschmiede waren im Mittelalter sehr angesehen“, erklärt Treese. Gemeinsam betrachten sie die goldenen Apostelfiguren im Altar und finden heraus, dass jede Figur eine kleine Schatzkiste ist: Sie enthält Andenken von Heiligen, sogenannte Reliquien.
Anschließend werden die Kommunionkinder im Atelier selbst zu Goldschmied-Lehrlingen und gestalten Schatzkisten für ihre ganz persönlichen Kostbarkeiten. Thomas (9) hat seine Schatzkiste mit einem schmuckvollen Rand aus Goldpapier gestaltet und sie mit Edelsteinen verziert. Fiona (9) hat eine besondere Botschaft auf den goldenen Deckel ihrer Schatzkiste geschrieben: „Gott hält uns mit seiner Liebe in seinen Händen.“ Am Ende der beiden Workshops präsentieren alle Kinder ihren Eltern stolz das Ergebnis ihrer handwerklichen Arbeit und sind sich einig: „Das hat Spaß gemacht!“
Johanna Hollstegge