Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zweistündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Goldschmied oder Glaskünstler – bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben. Seit 2016 werden die Workshops unter dem Titel „Unser Dom. Haus aus Steinen – Haus aus Menschen“ speziell für Kommuniongruppen angeboten. „Der Blick der Kinder für die Kunst und ihre liturgischen Inhalte wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen“, erklärt Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stehe das gemeinsame Tun.
„Glasmaler war ein sehr angesehener Handwerksberuf im Mittelalter“, erklärt Referentin Lena Treese den Mädchen. Die Kunstvermittlerin ist an diesem Vormittag immer an der Seite der jungen Künstlerinnen und Künstler, um ihnen zunächst die Bedeutung der Farben und Motive in den Fenstern zu erklären und sie anschließend bei ihren eigenen Werken zu unterstützen. „Glas ist ein Werkstoff, den die Menschen schon seit über 5000 Jahren herstellen“, erklärt Treese den Kindern. „Und er besteht überwiegend aus Sand“, fügt sie hinzu und schaut in große Augen.
Was mit diesem Werkstoff alles entstehen kann, können die Kommunionkinder schließlich selbst ausprobieren. Aus vielen bunten Glasfragmenten erstellen sie eine Fenstercollage – mit einem Motiv ihrer Wahl. Mia hat sich für ein Motiv entschieden: „Ich mache ein Herz“, erklärt die Achtjährige und sucht eifrig nach Fragmenten mit der richtigen Form. Auch Paula ist sich schnell sicher, was ihr Fenster zeigen soll. Gelbe Glasscherben mit genau der richtigen Form haben ihr die Entscheidung erleichtert. „Eine Sonne mit einem Boot auf dem Meer“, erklärt die Neunjährige die Kulisse. Um die Wirkung des Lichts zu prüfen, hält Paula ihre Collage vor das Fenster, die mit einem Mal in kräftigen Farben leuchtet – und Paulas Augen zum Strahlen bringen.
Ann-Christin Ladermann