Hannes Kohlhoff aus Gronau engagiert sich ein Jahr lang in Tansania

Fast scheint es, als sei Hannes Kohlhoff familiär vorbelastet. Denn der Gronauer, der ab dem 10. Juli 2014 ein Jahr lang in Trägerschaft des Bistums Münster in einem sozialen Projekt im afrikanischen Tansania arbeiten wird, kennt solche Auslandsaufenthalte aus der Familie:

"Unter anderem war eine Tante in Tansania, und auch meine Eltern haben einige Zeit im Ausland verbracht. Insofern war das Thema für mich immer präsent."

Wie er dieses Thema für sich selbst umsetzen kann, darauf brachte den Abiturienten ein Stand beim Hochschultag in Vreden. Dort warb das Referat Weltkirche des Bistums für sein Angebot, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Afrika oder Südamerika zu leisten. "Für mich hat ein FSJ im Ausland in einem sinnvollen Projekt einen besonderen Reiz.", erklärt Hannes.

Deshalb griff er den Kontakt vom Hochschultag auf, durchlief das Bewerbungsverfahren des Bistums – und hatte Erfolg. Die Vorbereitung durch das Referat Weltkirche hat ihn in der Wahl des Trägers bestätigt: "Man wird gut vorbereitet. Zwar sind die Einheiten sehr dicht, was anstrengend ist, aber man findet viel über sich heraus." Die Balance zwischen kognitiven und emotionalen Inhalten gelinge, meint der 18-Jährige, auch der Spaß komme nicht zu kurz: "Die anderen Freiwilligen sind durchweg Leute, mit denen man super zurecht kommt."

Dass das Bistum ihm ein Jahr gerade in Afrika ermöglicht, kommt Hannes’ Interessen entgegen: "Von diesem Kontinent hört man viel in den Medien, aber meist nur von seinen negativen Seiten wie Hunger und Armut, sodass man Afrika nicht wirklich kennt." Für sich selbst will er das ändern, findet er doch Afrika besonders faszinierend, einfach "komplett anders".

In dieser "komplett anderen Welt" wird Sumbawanga in Tansania das Ziel des Gronauers sein. In der 100.000-Einwohner-Stadt soll er mit drei anderen Freiwilligen des Bistums in einem Waisenheim und einer Berufsschule mit anpacken. "Die Mädchen wollten alle am liebsten in dem Waisenhaus arbeiten", erzählt er lachend, "deshalb bin ich in der Berufsschule gelandet." Dort werde er wohl den Unterricht in den Hauptfächern und in EDV unterstützen, während es im Waisenhaus vor allem um sinnvolle Freizeitgestaltung mit den Kinder gehe.

"Komplett anders" wird es für Hannes auch sprachlich werden. Anders als in anderen Projektländern, wird er in Tansania weniger mit englisch zurecht kommen, sondern ist auf die Nationalsprache Suaheli angewiesen. "Bisher kann ich davon noch nicht so krass viel, habe nur die Grundlagen für etwas Small Talk", räumt Hannes ein. Allerdings hätten ihm ehemalige Freiwillige in der Vorbereitung den nicht ganz ernst gemeinten Tipp gegeben, "erstmal nur Hände zu schütteln, zu lächeln und zuzuhören. Der Rest kommt dann irgendwann."

Leben wird der Abiturient mit den anderen Freiwilligen in einer gemeinsamen Unterkunft. "Mir kommt das entgegen", erzählt er, "ich komme besser mit neuen Situationen klar, wenn ich in einer Gruppe bin." Wie neu die Situation wirklich ist, das macht Hannes "so langsam auch ein bisschen nervös, obwohl ich dieses Gefühl lange vor mir hergeschoben habe, weil mit Abitur auch genug andere Themen anstanden."

Inzwischen aber grübele er schon, "worauf ich mich eigentlich eingelassen habe." Und doch: "Es ist vor allem eine gehörige Portion Vorfreude dabei, wenn ich auch Respekt vor dem Ganzen habe", beschreibt der 18-Jährige seine Gefühlslage. Für sich selbst hofft er vor allem, "durch eine Tätigkeit, in der ich einen Sinn sehe, auch mehr über mich selbst zu erfahren." Vielleicht werde ihm das auch bei der Berufswahl helfen, das stehe aber erst einmal hinten an.

Viel Zeit für Nervosität bleibt so oder so nicht, denn bis zur Ausreise am 10. Juli ist viel zu tun. Die Visumsanträge laufen ebenso wie die Impfungen, die er nach eigenen Angaben vermutlich schon "in zweistelliger Zahl" bekommen hat. Außerdem will der Abiturient als nächsten Punkt der Packliste, die ehemalige Freiwillige zusammengestellt haben, die Gastgeschenke besorgen, danach Kleidung, "die dort angemessen ist."

Bei allen Planungen ist Hannes sicher, dass er in Sumbawanga Einiges vermissen wird: "Familie und Freunde", vermutet er, "außerdem den geregelten Alltag." Umgekehrt werde auch er sicher vermisst werden: "Aber gerade weil meine Eltern früher, als es viel weniger Kontaktmöglichkeiten gab als heute, selbst im Ausland waren, verstehen sie meinen Wunsch." Allerdings freue sich seine Mutter heute schon auf den Tag, "an dem ich wiederkomme."

Dass er seinerseits Heimweh bekommt, befürchtet Hannes nicht: "Ich muss nicht jeden Tag Kontakt halten. Es ist eben ein Abenteuer, und darauf lasse ich mich jetzt ein." Ein Abenteuer, das er auch anderen wünscht. So kann sich der 18-Jährige gut vorstellen, nach seiner Rückkehr auch andere für ein FSJ beim Bistum zu begeistern, beispielsweise durch Vorträge an seiner ehemaligen Schule in Gronau.

Info: Freiwilligendienst im Ausland mit dem Bistum Münster

Seit 1991 ist das Bistum Münster Träger für Freiwilligendienste im Ausland. Rund 250 junge Menschen haben bislang über das Bistum diesen Dienst in Lateinamerika und Afrika absolviert.

Zuständig für den Freiwilligendienst ist das Referat Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat. Dort verstehen die Verantwortlichen ihn als Sozialen Lerndienst, in dem junge Leute vor einem unbekannten interkulturellen Hintergrund ihr Werteverständnis hinterfragen und gleichzeitig eine sinnvolle Tätigkeit übernehmen.
Bewerbern können sich Interessierte zwischen 18 und 27 Jahren beim Referat Weltkirche jeweils bis zum 15. Oktober für eine Ausreise im folgenden Sommer. Ein Team, zu dem neben zwei Hauptamtlichen 14 ehemalige Freiwillige gehören, trifft eine Vorauswahl. Die dabei ausgesuchten etwa 60 Personen treffen sich Ende November zu einem dreitägigen Auswahlseminar.

Die dabei erfolgreichen Bewerberinnen und Bewerber macht das Bistum in zwei Blöcken fit für ihren Dienst. Inhalte sind die neue Kultur, Gesundheitsprophylaxe, Gewaltprävention und Öffentlichkeitsarbeit ebenso wie eigene Stärken und Schwächen, Kommunikation, Konfliktlösung, das Leben als Deutsche/r im Ausland sowie der Umgang mit Abschied und Einsamkeit. Begleitend werden alle Freiwilligen durch ihre Vorgänger mit projekt- und länderspezifischen Informationen versorgt. Sprachkurse, ein Zwischenseminar im Projektland sowie ein Rückkehrseminar runden die Begleitung durch das Bistum ab.

Die Kosten für Flug, Unterkunft, Verpflegung, Versicherung, Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung werden übernommen. Zusätzlich erhalten die Freiwilligen 100 Euro Taschengeld monatlich. Das Kindergeld wird weitergezahlt. Alle Teilnehmer werden kranken-, haftpflicht- und invaliditätsversichert.

Weitere Infos gibt es auf unserer Homepage.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de