Haustechniker baut Krippe aus Turnhallen-Materialien

, Stadtdekanat Münster

Es ist Pausenzeit in der bischöflichen Marienschule Münster. Vor den großen Glasfenstern in der Eingangshalle bleiben immer wieder Schülerinnen stehen, flüstern, zeigen staunend auf Holzbalken, Ställe und Miniaturbäume. „Guck mal, das da war früher die Sprossenwand“, sagt ein Mädchen. Haustechniker Ralf Orlowski steht ein paar Schritte daneben, lächelt – man sieht, wie stolz er auf sein Werk ist.
 

Haustechniker Ralf Orlowski inmitten seiner Krippe, die er aus Materialien der Turnhalle für die bischöfliche Marienschule gefertigt hat.

© Bistum Münster

„Wir hatten gar keine Krippe“, erzählt er. „Ich habe jedes Jahr gedacht: Eine kirchliche Schule ohne Krippe, das kann doch eigentlich nicht sein.“ Als Schulleiterin Marlies Baar ihm im Herbst grünes Licht gab, begann ein Projekt, das die Schulgemeinde so nicht erwartet hätte. Anfang November kaufte Orlowski große Krippenfiguren von einer Familie aus Hiltrup, die sie nach dem Verkauf ihres Hofes nicht mehr aufstellen konnte. Noch auf dem Rückweg begann er zu überlegen: Wohin mit Maria und Josef – und wie schafft man einen Stall, der würdig ist für eine Schule mit so viel Geschichte?

Die Antwort fand er dort, wo man normalerweise Sport treibt. Die alte Turnhalle der Marienschule, Baujahr 1955, wird Anfang 2026 abgerissen. Für Orlowski aber wurde sie zur Schatzkammer: „Ich bin da durchgelaufen wie ein Handwerker im Rausch. Ich habe geguckt: Der Balken – was kann der? Die Platte – wofür eignet sie sich? Und plötzlich entstand Bild für Bild eine Krippe aus lauter Dingen, die sonst im Container gelandet wären.“

Die Geschichte der Turnhalle bewahren

Die Bodenplatte des Krippenstalls ist ein alter Regalboden, auf dem einst Bälle lagerten. Die dunklen Stützen stammen von einem Barren aus den 1950er-Jahren – über Jahrzehnte „voll Kinderschweiß“, wie Orlowski lächelnd sagt. Das Dach besteht aus im Regen verzogenem Parkett: verblichen, gebrochen, perfekt für eine rustikale Optik. „Ich habe jede Kante einzeln mit der Zange gebrochen, damit es alt aussieht. Das Neue musste alt werden – und dabei die Geschichte der Halle bewahren.“

Und die Details erzählen noch viel mehr Geschichten: Eine alte Gardinenstange dient als Sternhalter, eine Treppenkugel von 1955 glänzt wieder wie neu. Aus vergessenen Fluchtweg-Hinweisschildern entstanden kleine Tannenbäume, Toilettenpapierhalter wurden zu Baumstämmen. Ein ausgedienter Lautsprecher ist heute ein Krippendach. Selbst ein altes Klingelschild „Turnhalle“ findet sich wieder – ergänzt um einen lateinischen Satz, der festhält, was dieses Kunstwerk ist: „Aula athletica in praesepe mutata est“, übersetzt: „Die Sporthalle wurde in eine Krippe umgewandelt.“

Von innen und außen sichtbar

Vier Wochen lang hat Orlowski gebaut – auch nach Dienstschluss und an Sonntagen. Seit dem ersten Advent leuchtet die Krippe im verglasten Erker der Schule. Sie ist von innen wie außen sichtbar, mit Beleuchtung und Zeitschaltuhr. Schülerinnen schmückten die Fenster mit Sternen und legten einen Weg an, auf dem Maria, Josef und der Esel nun täglich „ein Stückchen näher“ zur Krippe rücken. Die Heiligen Drei Könige warten schon im Hintergrund.

In den Pausen stehen Kinder und Kolleginnen davor. Viele erkennen Materialien wieder, die sie über Jahre begleitet haben – eine Sprosse, eine Klinkersteinecke, ein Stück Parkett. Der Haustechniker möchte keinen Orden. Aber die Freude sieht man ihm an, wenn Schülerinnen anerkennend sagen: „Herr Orlowski, das ist eine ganz besondere Krippe.“

Ann-Christin Ladermann