Heilig-Geist-Stiftung hat erstmals zu einer Verabschiedungsfeier eingeladen

, Kreisdekanat Coesfeld

Erstmals hat die Heilig-Geist-Stiftung zu einer Erinnerungsfeier eingeladen. Die Menschen, die an diesem Nachmittag in der Heilig-Kreuz-Kirche in Dülmen Platz genommen haben, verbindet eines. Sie trauern um einen Menschen, der in den vergangenen vier Monaten in dem Altenheim verstorben ist. Sie sind gekommen als Familie, Freunde oder Mitarbeitende. Während des Wortgottesdienstes werden die 13 Namen der Verstorbenen verlesen, ein gestalteter Stein sowie ein Rose auf dem Altar abgelegt und eine Kerze entzündet. 

Zwei Frauen entzünden auf dem Altar Kerzen und legen Rosen ab.

Charlene Kipp und Lea Loschelder entzündeten eine Kerze und legten eine Rose auf den Altar während Norbert Thewes (von rechts) die Namen der Verstorbenen vorlas.

© Bistum Münster

Die Verabschiedungsfeier wurde initiiert von einer Arbeitsgruppe, die von vier Mitarbeitenden gegründet wurde. Regelmäßig treffen sich Pastoralreferent Norbert Thewes, Steffi Kernbach-Löw und Lea Loschelder, Teamleiterinnen für den sozialen Dienst, sowie Charlene Kipp, die ein duales Studium der sozialen Arbeit absolviert. „Wir sprechen über Bewohnerinnen und Bewohner, die sich in einer Trauerphase befinden. Sei es um einen Zugehörigen oder auch um Möglichkeiten, die sie beispielsweise durch gesundheitliche Einschränkungen nicht mehr haben“, berichtet Thewes, der sich seit gut einem Jahr in dem Altenheim als Seelsorger engagiert. Vernetzt sind die Aktiven unter anderem mit dem ambulanten Hospizdienst, der zu Gesprächen ins Altenheim kommt. „Wegen der Corona-Krise hatten kaum Menschen die Möglichkeit, Abschied zu nehmen. Da gibt es eine große Lücke“, erläutert Thewes. 

Diese Lücke will das Team mit der Erinnerungsfeier schließen. Angesprochen waren neben den Angehörigen auch die Pflegenden. „Sie kennen die Bewohnerinnen und Bewohner oft über einen langen Zeitraum. Die Situation in der Coronazeit ist belastend und die Spuren sind gravierend. Wir möchten ihnen mit diesem Angebot Raum und Zeit schaffen, sich in Ruhe zu erinnern“, berichtet Thewes. 

Die Trauerarbeit ist ein Aspekt in einem Bündel von Angeboten, um Leben zu ermöglichen. „Wir haben einen Männerstammtisch gegründet und das Rikscha-Projekt gestartet. Wir überlegen für unseren Sinnesgarten vielleicht Hühner anzuschaffen und planen ein Kunstprojekt“, nennt Thewes weitere Ideen aus der Arbeitsgruppe. Möglich sei auch ein begleiteter Treffpunkt für Trauernde. „Es ist durch die Kontaktbeschränkungen in der Coronakrise viel auf der Strecke geblieben“, bedauert der Pastoralreferent. 

Umso glücklicher sind die Menschen in der Heilig-Kreuz-Kirche, dass sie nun Zeit finden, gemeinsam der Verstorbenen zu gedenken. Dazu hat die Arbeitsgruppe Gebete und Texte ausgesucht. Kantorin Elisabeth Drees sorgt für die einfühlsame musikalische Gestaltung.  

Die runden Kiesel auf dem Altar, die jeweils mit dem Namen der Verstorbenen beschriftet sind, können die Menschen in der Kirche später als Erinnerung mitnehmen. „Das ist etwas handfestes. Die Rose ist die Blume der Liebe, die aber durch ihre Dornen auch schmerzhaft sein kann. Und das Licht, das wir entzünden, erinnert uns an Ostern und daran, dass die Ewigkeit Gottes uns trägt“, erklärt Thewes. Er wünscht sich, dass die Menschen aus der Kraft des Erinnerns eine Kraft für ihr Leben erhalten, um „das Leben in anderer Form zu gestalten. Ich wünsche Ihnen, dass Sie durch die Erinnerung den Abschied nicht als Verlust erfahren, sondern dankbar sind, für die gemeinsame Zeit mit den Verstorbenen, um selbst Kraft für den eigenen Weg in der Zukunft zu haben.“ 

Die Mitglieder des Arbeitskreises planen, in regelmäßigem Abstand zu einer Erinnerungsfeier einzuladen. 

Michaela Kiepe