Himmel im Spiegel

, Stadtdekanat Münster

Überdimensional große Kugeln aus verchromtem Blech ziehen die Blicke in der Mitte der Überwasserkirche auf sich. Noch kann man sie anfassen. Spätestens am Donnerstag, 28. November, aber, wenn der ökumenische Cityadvent um 20 Uhr eröffnet wird, hängen sie weit oben im Gewölbe. Die Menschen, die im Kirchenraum umhergehen, werden sich in ihnen verzerrt spiegeln. „Wir bringen triviale Christbaumkugeln in einen theologischen Zusammenhang“, erklärt Rupert König, Leiter des Kirchenfoyers, voller Vorfreude. Mit „Himmel im Spiegel“ ist die diesjährige Installation überschrieben und beschäftigt sich mit dem Thema „Erwartung“.

„Advent ist der Inbegriff von Erwartung“, sagt König. „Wir erwarten das Kommen Gottes und dafür gibt es Vorzeichen, die uns hoffen lassen, die aber auch von Zweifeln begleitet sind.“ Ausdrücklich möchte der Cityadvent keinen Kontrapunkt zum Weihnachtsmarkt setzen, wohl aber zum Innehalten einladen – eine Oase inmitten des adventlichen Getümmels in der Stadt sein, betont der Organisator. Dafür hat sich das ökumenische Team des Kirchenfoyers, des katholischen Stadtdekanats und des evangelischen Kirchenkreises einiges einfallen lassen. 

Bei der Hauptinstallation in der Mitte stehen die formale Vollkommenheit und der Glanz der Kugeln im Kontrast zu den schemenhaften und verzerrten Umrissen der Personen, die sich im Blech spiegeln. Unter der Installation liegt ein Spiegel. Wer hineinschaut, bekommt den Eindruck, von oben auf die Kugeln zu blicken. Klaus Herold aus dem Vorbereitungsteam erklärt: „Die Grenze zwischen oben und unten verschwimmt. Die Frage „Wo gehöre ich hin?“, begleitet den Betrachter.“ Mit den Kugeln und Spiegeln will sie das thematisieren, was über das irdische Leben hinausreicht, das endgültige Leben bei Gott. 

Die Vielfalt von verschiedenen Spiegeln lässt sich auf einer 2,50 x 7 Meter großen Wand erleben. Die Mitarbeiter des Cityadvents haben ihre Spiegel zusammengesucht, die nun den Bibelvers „Als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild erschuf er die Menschen“ einrahmen. „Durch die Spiegel zeigt sich auch die Vielfalt der Menschen, ja die Weite der Schöpfung Gottes“, erklärt Herold. 
Kleinteilig wird es im Seitenschiff der Überwasserkirche: 500 Spiegelfliesen aus Plexiglas sorgen für Reflexionen im Raum. In dem Meer von Spiegeln lassen sich Sprüche und Verse finden, die zur Auseinandersetzung mit dem Thema „Erwartung“ einladen. 

Vorne im Chorraum dominieren Stille und Anbetung. Auf einer großen Fläche in Form eines Davidsterns können die Besucher eine Kerze entzünden – vielleicht für einen Menschen, den sie im Advent in Gedanken besonders begleiten. 

Katharina Fröhle, Pastoralreferentin in der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser, die den Organisatoren den Kirchenraum zur Verfügung stellt, freut sich auf die kommenden Wochen: „Die Kirche erscheint buchstäblich in einem anderen Licht. Darin liegt auch eine Chance, weil viele Menschen, die sich sonst weniger in Kirchen bewegen, den Raum aufsuchen und angesprochen werden.“ Im vergangenen Jahr konnte der Cityadvent rund 50.000 Besucher verzeichnen.

Der Cityadvent kann von Freitag, 29. November, bis Sonntag, 22. Dezember, täglich in der Überwasserkirche besucht werden. Erstmals orientieren sich die Veranstalter an den Zeiten der Weihnachtsmärkte und öffnen von 11 bis 20 Uhr. Ebenfalls neu sind in diesem Jahr Führungen für Schulklassen. 

Ann-Christin Ladermann