Hinschauen ist der erste Schritt

, Kreisdekanat Steinfurt

Mit ihrem überzeugenden Appell für politische Verantwortung und solidarischem Handeln haben sich Amelie Bellag, Zoe Gildehaus, Sophia Königschulte und Emma Schulte vom Fürstenberg-Gymnasium in Recke den ersten Platz beim Kurzfilmwettbewerb „265 Sekunden gegen Armut?!“ der katholischen Kreisdekanatskonferenz Steinfurt gesichert. Ihr Preisgeld in Höhe von 300 Euro spendeten die Schülerinnen spontan an die Tafel des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Ibbenbüren. Auf Platz zwei (200 Euro) folgte ihnen die Roncalli-Realschule aus Ibbenbüren. Der dritte Platz (100 Euro) ging an das Hermann-Emanuel-Berufskolleg aus Steinfurt. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde, die Fabian Löckener vom Caritasverband Steinfurt in Stroetmanns Fabrik in Emsdetten moderierte, wurden die Gewinnerteams am 9. September ausgezeichnet.

„265 Sekunden gegen Armut?!“ war der Kurzfilmwettbewerb der Kreisdekanatskonferenz überschrieben. Während einer Feierstunde wurden die Preisträger in Stroetmanns Fabrik ausgezeichnet.

© Bistum Münster

Den Film „Armut bekämpfen wir gemeinsam“ der Gymnasiastinnen aus Recke würdigte die Jury besonders für seine klare inhaltliche Tiefe. Der bewusste Bruch mit gängigen Klischees eröffne den Blick auf die Realität von Armut. „Nach der inhaltlichen Einordnung mit Zahlen, Daten und Fakten berührt vor allem das Interview mit einem Betroffenen, das eindrucksvoll zeigt: Armut hat viele Gesichter und kann jeden und jede treffen“, sagte Jury-Mitglied Stefanie Tegeler vom Diözesan-Caritasverband Münster in ihrer Laudatio – und fügte an: „Danke für den Mut, einen Betroffenen sichtbar zu machen – respektvoll, würdevoll, ohne Voyeurismus. Dieser Film macht uns aufmerksamer und solidarischer.“ Der Satz „Armut betrifft uns alle“ stehe über dem Beitrag wie eine Einladung, genauer hin- statt wegzusehen.

Die zweitplatzierten Realschülerinnen und -schüler aus Ibbenbüren ehrte die Jury für ihre wertschätzende Darstellung der Tafel als Ort von Hoffnung und Solidarität. „Dieser Beitrag findet eine poetische Sprache für etwas ganz Konkretes: Lebensmittel. Für die einen sind Lebensmittel alltäglich, für die anderen sind sie am Monatsende ein Stück existenzielle Sicherheit“, erklärte Kirsten Weßling, Kulturamtsleiterin beim Kreis Steinfurt und Jurymitglied. „Haltbar“ bedeute hier mehr als ein Datum: Es bedeute Ruhe, Würde und das Gefühl, durchatmen zu können. Die Tafel werde zum Ort der Verbindung – zwischen Menschen, Lebensmitteln, Geschichten. Besonders berührt hat die Jury der Blick auf die Ehrenamtlichen und der stille Widerspruch gegen den achtlosen Umgang mit Essen. Hoffnung und Solidarität würden greifbar, ohne Pathos. Dieser Film erinnere daran, dass Versorgung mehr ist als Verteilung – sie ist Beziehung.

Mutig, kreativ, vielseitig: Der Film „Flaschensammler“, mit dem das Hermann-Emanuel-Berufskolleg aus Steinfurt Platz drei belegte, verbinde Spielszenen, Interviews, gerahmte Fakten und persönliche Perspektiven, so Jurymitglied Maleen Knorr vom evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken. Das Motiv des Flaschensammelns werde zum starken Symbol für (Alters-)armut. Die zentrale Frage „Was ist eigentlich Armut – und wen trifft sie?“ werde global und lokal beantwortet. Besonders eindrucksvoll sei der Appell am Schluss: Flaschen neben den Mülleimer stellen – ein kleiner Handgriff, der Würde bewahrt. Der Film lehre, dass Hinschauen der erste Schritt ist, Helfen der zweite.

Die Idee zum Kurzfilmwettbewerb „265 Sekunden gegen Armut?!“, der eine Aktion der Kreisdekanatskonferenz Steinfurt war, entstand mit Akteuren aus den Bereichen youngcaritas, Tafeln, Schulseelsorge und Armutsprävention. Eingeladen waren alle jugendlichen Filmemacher, Hobbyregisseure, Geschichtenerzähler und Content-Creator aus dem Kreis Steinfurt. Sie waren aufgerufen, einen inspirierenden maximal 265 Sekunden langen Kurzfilm zu erstellen, der die wichtige Arbeit der Tafeln und die Herausforderungen von Armut thematisiert. 265 Sekunden standen dabei symbolisch für die 265.000 Tonnen Lebensmittel, die die Tafeln in Deutschland jährlich vor der Vernichtung retten. 

Zehn Schulen aus Emsdetten, Ibbenbüren, Steinfurt und Recke beteiligten sich an dem Wettbewerb. Eine Youtube-Playlist mit allen  Beiträgen gibt es unter Kurzfilmwettbewerb "265 Sekunden gegen Armut" - YouTube oder www.kreisdekanat-steinfurt.de/kurzfilm

Gudrun Niewöhner