
„Hoffnung?“ – Installation, Ton modelliert, Acryl auf Leinwand, von Susanne Hagedorn-Menge (*1959) und Eva Neumann (*1955) aus Telgte.
© Stephan Kube, GrevenWo sonst das Kind in der Krippe Licht und Geborgenheit ausstrahlt, ruht es hier zwischen den Trümmern einer zerstörten Welt. Und doch blüht über ihm die Pusteblume – ein Symbol für das, was bleibt, wenn vieles verloren scheint.
„Wir haben lange um diesen Titel gerungen“, erzählt Museumsleiterin Dr. Anja Schöne. „Er sollte nicht nur die Künstlerinnen und Künstler inspirieren, sondern auch die Besucherinnen und Besucher berühren. ‘Hoffnung‘ ist eines der wichtigsten Worte unserer Zeit.“ Tatsächlich scheint das Thema in diesem Jahr einen Nerv getroffen zu haben: Knapp hundert Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland zeigen in Telgte ihre ganz persönlichen Deutungen von Hoffnung.
Viele Werke greifen die aktuellen Krisen der Welt auf: Krieg, Flucht, Klimawandel. Die Geburt Christi wird nicht als vergangenes Ereignis dargestellt, sondern als Botschaft für die Gegenwart. So begegnen die Besucher etwa einer Mutter, die wie eine moderne Pietà inmitten zerstörter Häuser sitzt, oder Kindern, die aus einem Rucksack Krippenfiguren auspacken – kleine Szenen, die Trost spenden und Fragen aufwerfen.
Ein Motiv zieht sich durch viele Arbeiten: der Anker. Als klassisches Symbol für Glaube, Liebe und Hoffnung taucht er in ganz unterschiedlichen Formen auf – aus Holz gesägt, in Metall modelliert oder in Installationen als Verbindung von Erde und Himmel inszeniert. „Der Anker ist in diesem Jahr das wichtigste Symbol“, sagt Schöne. „Er steht für das Festhalten – an Werten, an Menschlichkeit, an der Zuversicht, dass es weitergeht.“
Neben den zeitgenössischen Werken würdigt die Ausstellung auch die Künstlerin Mechthild Mundry-Arens, die seit über drei Jahrzehnten regelmäßig in Telgte ausstellt. Ihre fein gearbeiteten Gemälde und Plastiken verbinden Glauben und persönliche Erfahrung in einer ausdrucksstarken Bildsprache. Außerdem gibt die Ausstellung einen Einblick in die Schenkung der Sammlerin Sabine Brunner, die über Jahrzehnte religiöse Volkskunst gesammelt hat.
Und noch ein Jubiläum wird gefeiert: Die Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen blickt auf ihr 100-jähriges Bestehen zurück. Der Verein engagiert sich bis heute für die Bewahrung der Krippentradition und strebt an, das Aufstellen von Krippen als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkennen zu lassen – ein weiterer Ausdruck jener Hoffnung, die durch alle Zeiten trägt.
Die 85. Krippenkunst-Ausstellung „Hoffnung“ kann bis Sonntag, 25. Januar, besucht werden. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, auch am 1. Weihnachtstag (25. Dezember) und an Neujahr von 14 bis 18 Uhr. Am 24. Dezember und 31. Dezember bleibt das Museum geschlossen. Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.museum-religio.de.
Ann-Christin Ladermann

