Es ist die 18. Ausstellung, die Gisela Ostrop mit ihrer Keramik aufbaut. Vornehmlich stellt sie in Kirchen aus. Im Mittelpunkt steht ihr „Kreuzweg der Menschheit“. „Wir schreiben unseren Kreuzweg selbst. Es gibt so viele Themen. Deshalb verändert sich dieser Kreuzweg auch immer“, berichtet die 68-Jährige. Die Stationen tragen Namen wie Terror, Familie, Krankheit, Alter, Missbrauch, Labyrinth oder Umwelt. Auf ihre Weise zeigt sie die Themen, die sie und die Menschen beschäftigen. „Man muss sich etwas Zeit nehmen und sich auch schon mal bücken“, wünscht sie sich. Denn die abstrakten Stationen des Kreuzwegs bestehen aus unterschiedlichen Bausteinen. Das können Figuren, Ziegelsteine oder Schriften sein. Aber an jeder Station findet sich auch ein helles Kreuz als Zeichen der Hoffnung. „Denn die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt die Dorstenerin. Sie ist sicher, dass sich die Besucher in vielen Themen wiederfinden werden. „Wir haben schon so tolle Begegnungen an diesem Kreuzweg gehabt“, freut sich Ostrop auf die Ausstellung in Coesfeld.
Das Paradies der St.-Jakobi-Kirche werden ein überdimensionaler Rosenkranz und zahlreiche Kreuze beherrschen. „Kreuze haben für mich eine besondere Bedeutung. Deshalb gestalte ich sie unterschiedlich. Die meisten haben auch einen Namen wie zum Beispiel das Glaubenskreuz, das Nagelkreuz oder das Elipsenkreuz“, berichtet die Künstlerin. Mit dem großen Rosenkranz möchte Ostrop auch junge Menschen ansprechen. „Ich bin in Kirchhellen aufgewachsen. Bei uns wurde der Rosenkranz gebetet, wenn beispielsweise Nachbarn verstorben waren“, erinnert sie sich. So habe sie das immer wiederkehrende Gebet fast als Meditation und sehr faszinierend kennengelernt.
Ostrop brennt ihre Exponate vornehmlich in zwei verschiedenen Verfahren: Pitfire und Raku. „Die japanische Raku-Ton-Technik ist vor rund 30 Jahren in Deutschland angekommen. In unterschiedlichen Arbeitsschritten wird der Ton bei 1000 Grad gebrannt und später weiter verarbeitet. Es ist eine sehr kraftaufwändige Technik“, beschreibt die Keramikerin das Verfahren. Dagegen werden die Tonexponate beim Pitfire-Brand in einen Meiler stellt, der von oben nach unten abgebrannt wird. Erst, wenn das Feuer erloschen ist, holt sie nach rund 24 Stunden die Keramik heraus. „Und jedes Mal ist es spannend und eine Überraschung, was dabei herausgekommen ist“, berichtet sie. Je nach Verfahren wirken die Keramikexponate sehr unterschiedlich.
Gisela Ostrop möchte mit ihrem Kreuzweg Impulse geben, über das menschliche Miteinander nachzudenken und Fragen nach dem Sinn von Leben und Tod zu stellen, aufzurütteln und zum Innehalten zwingen. Diese Möglichkeit haben die Besucher in der St.-Jakobi-Kirche vom 10. März bis zum 2. April.
Michaela Kiepe