In Kitas drohen die Lichter auszugehen

„Viele Kindertageseinrichtungen in NRW sind existenziell bedroht. Das System ist unterfinanziert und der Fachkräftemangel ist enorm. Das gilt auch für Kitas in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinden im Bistum Münster. Ich habe die Sorge, dass hier im wahrsten Sinne bald die Lichter ausgehen.“ Das hat der Generalvikar des Bistums Münster, Dr. Klaus Winterkamp, am 10. Juni in Münster betont. Winterkamp äußerte sich aus Anlass einer „Black Week“, zu der die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtpflege in dieser Woche Träger und Einrichtungen aufgerufen und eingeladen hat. Das Bistum Münster hat sich der Aktionswoche angeschlossen. Gemeinsam und lautstark soll mit Aktionen vor Ort auf die existenzielle Notlage der Kitas aufmerksam gemacht werden. Ein Höhepunkt der Aktionswoche soll der Freitag werden. Dann sollen in Kitas vor Ort sowie in Sozialen Netzwerken schwarze Plakate und schwarze Postings auf die Gefahr hinweisen, dass es in Kitas bald sehr dunkel werden könnte.

Dr. Klaus Winterkamp, Generalvikar des Bistums Münster

© Bischöfliche Pressestelle / Ann-Christin-Ladermann

Die Freie Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen weist zur Ankündigung der „Black Week“ in Schreiben an Eltern von Kita-Kindern sowie an die Träger und Leitungen von Kitas darauf hin, dass die schwierige Situation inzwischen auch für Eltern bereits erhebliche Auswirkungen habe. „Insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels mussten und müssen in vielen Kitas Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungszeiten eingeschränkt werden bzw. gänzlich ausfallen. Dadurch entsteht ein immenser Druck auf alle Beteiligten“, heißt es in dem Brief an die Eltern. Diese werden eingeladen, sich an den Aktionen zu beteiligen, „um das gemeinsame Anliegen von Trägern, Mitarbeitenden und Eltern mit Blick auf die Sicherung der Qualität und Zuverlässigkeit der Angebote mit allen Kräften zu unterstützen und an die Politikverantwortlichen heranzutragen.“

Generalvikar Winterkamp stellt dazu fest: „Die Finanzierung der Kitas nach dem Kinderbildungsgesetz (KiBiz) in NRW ist unzureichend. Immer wieder soll das Gesetz neu gefasst werden, was aber nicht geschieht. Sicher stehen Politik und Gesellschaft aktuell und gleichzeitig vor vielen massiven Herausforderungen. Wenn wir aber nicht mehr ausreichend in die Bildung und Erziehung unserer Kinder investieren, dann hat unser Land im wahrsten Sinne des Wortes keine Zukunft. Als katholische Kirche sind wir gerne bereit, unseren Anteil dazu weiterhin zu leisten, auch finanziell. Kitas sind für uns ein wichtiger Ort der Seelsorge sowie des Kontakts und der Beziehung zu sehr unterschiedlichen Menschen. Aber die Politik muss Prioritäten setzen und das System auskömmlich finanzieren, sonst bricht es zusammen, sonst gehen die Lichter aus.“

Informationen:
Im Kindergartenjahr 2023/2024 werden insgesamt 45.720 Kinder in den 670 katholischen Kindertageseinrichtungen in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinden im Bistum Münster betreut. Der Trägeranteil der Finanzierung liegt bei 10,3 Prozent. Die Kosten zur Finanzierung der katholischen Kindertageseinrichtungen im Bistum Münster belaufen sich laut dem aktuellen Haushaltsplan im Jahr 2023 auf rund 37,5 Millionen Euro.

Protestplakat der Freien Wohlfahrtspflege NRW zur "Black Week"

© Freien Wohlfahrtspflege NRW