In Telgte startet die Wallfahrtssaison

, Kreisdekanat Warendorf

In diesem Jahr gibt es für die Wallfahrt in Telgte einen besonderen Anlass zur Freude: Seit 650 Jahren existiert das Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes. Gefeiert werden kann das aber längst nicht so, wie sich das die Verantwortlichen wünschen: „In Zeiten von Corona ist alles etwas anders“, sagt Propst Dr. Michael Langenfeld – besonders mit Blick auf die bevorstehende Wallfahrtssaison.

Schon die Eröffnung am Samstag, 25. April, zu der Bischof Dr. Felix Genn erwartet wurde und an die sich eine prächtige Lichterprozession durch die Stadt anschließen sollte, fällt deutlich zurückhaltender aus. Immerhin fällt sie nicht ganz aus: „Wir Priester werden eine leider nicht öffentliche Votivmesse zu Ehren der Gottesmutter feiern“, kündigt Propst Langenfeld an. Banner und Plakate verkünden das Wallfahrtsmotto „Ich bin, wo du bist“, und auch die Wallfahrtsgilde hängt nicht nur das große Motto-Plakat an der Kapelle auf, sondern sorgt wieder für frühlingshaften Blumenschmuck auf dem Kirchplatz. 
Längst abgesagt sind die großen Wallfahrten wie die Kutschenwallfahrt oder die der deutschen historischen Schützenbruderschaften. Auch die Osnabrücker Wallfahrt, an der sonst rund 10.000 Pilgerinnen und Pilger teilnehmen, findet nicht statt. Ob sich kleinere Pilgergruppen auf den Weg machen dürfen, entscheidet sich in den kommenden Wochen, sagt Langenfeld. „Eben dann, wenn wir als Gastgeber und unsere Gäste die Bedingungen kennen, unter denen Wallfahrten und Gottesdienste überhaupt möglich sein werden. Eventuelle Absagen geschehen immer in gemeinsamer Absprache“, versichert er. 

Fest steht, dass die diesjährige Wallfahrtszeit deutlich stärker von Einzelpilgern und kleineren Pilgergruppen zu Fuß, mit dem Rad oder dem privaten PKW geprägt sein wird, die die Schmerzensmutter von Telgte besuchen werden. „Sie sind uns herzlich willkommen“, betont Propst Langenfeld. Ihm ist es wichtig, dass die Pilger trotz der Beschränkungen geistlich begleitet werden und auch Heimat und Gemeinschaft erfahren können. 

Gleich mehrere Aktionen hat sich das Wallfahrtsteam überlegt. So liegen in der Kirche und in der Gnadenkapelle Gebetszettel aus – einer anlässlich der Corona-Pandemie, ein weiterer zum aktuellen Wallfahrtsmotto. Damit die treuen Wallfahrtsgruppen, die jährlich nach Telgte pilgern, auch in diesem Jahr präsent sind, sind diese eingeladen, ihre Wallfahrtskerzen 2020 in der Propsteikirche aufzustellen. Darüber hinaus können Briefe, Karten oder E-Mails mit Anliegen, Danksagungen und persönlichen Gebeten an das Wallfahrtsbüro geschickt werden. Die Seelsorger werden diese bei den Gottesdiensten der Fürsprache der Gottesmutter anvertrauen. „Es ist sicherlich kein Ersatz für eine Wallfahrt, deren Verlust für viele Pilgerinnen und Pilger schmerzlich ist“, sagt Propst Langenfeld, „aber es sind Möglichkeiten, wie wir dennoch miteinander und mit der Gottesmutter verbunden sein können.“

Der Propst weist Einzelpilger außerdem auf weitere geistliche Elemente hin, wie den „Bücker Kreuzweg“ zwischen Ems und Altstadt, den der Vellerner Bildhauer Heinrich Gerhard Bücker in den 1970er Jahren künstlerisch gestaltet hat. Mit 700 Metern etwas weiter entfernet, dafür landschaftlich reizvoll gelegen, liege außerdem der „Alte Kreuzweg“ mit einer Länge von rund 1,9 Kilometern. Daneben gibt es Hinweistafeln, die vor zwei Jahren auf dem Kapellenplatz, an der Marienlinde und auf dem Busparkplatz aufgestellt wurden. Sie liefern Erklärungen unter anderem zur Wallfahrtskapelle sowie zum Gnadenbild.

Ann-Christin Ladermann