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Interreligiöse Friedenswallfahrt setzt Zeichen für Toleranz

, Kreisdekanat Kleve

Michael Rubinstein brachte es auf den Punkt, der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Landesverband NRW/Düsseldorf: „Das Motto ist aktueller denn je: ‚Friede sei in deinen Mauern, Geborgenheit in deinen Häusern!‘“ Genau dafür, für den Frieden, gingen am 25. August Menschen in Kevelaer auf die Straße, um bei der fünften Wallfahrt der drei abrahamitischen Religionen in Kevelaer Flagge zu zeigen.

Trotz der tropischen Sommertemperaturen waren es einige hundert Gläubige, Gleichgesinnte und Menschen, die die Hoffnung nicht verlieren wollen, die am frühen Abend den Kapellenplatz füllten. Die meiste Zeit optimistisch und voller Hoffnung, aber eben auch durchaus betreten, als Rubinstein erklärte: „Wir bauen unsere Schulen, unsere Kirchen hier auf, weil wir hier zu Hause sein möchten und zu Hause sind. Aber wir leben in einer Zeit, in der wir Gefahr laufen, dass wir das, was wir gemeinsam aufgebaut haben, wieder verlieren, weil es kaputt gemacht werden kann.“

Oder, wie es schon Dr. Elke Kleuren-Schryvers vom Wallfahrtsvorbereitungsteam in der Einladung beschrieb: „Rechtspopulismus, Angst vor Überfremdung und Dominanz fremder Religionen sind zumindest hier in Deutschland keine Friedensstifter.“ Genau das wollten aber die Friedenswallfahrtsteilnehmer sein, ein Zeichen für den Frieden. Und dieses Zeichen gaben sie gemeinsam durch ihre Wallfahrt, durch gemeinsame Gespräche, durch gemeinsame Musik und gemeinsames Singen und Beten. Heraus kam ein einmal mehr ausdrucksstarkes Entgegenstehen gegen die zunehmende nationalistische Denk- und Handlungsweise vieler Menschen in Deutschland und weltweit.

Michael Rubinstein, Wallfahrtsdirektor Gregor Kauling, der Vertreter im Zentralrat der Muslime Ahmet Aweimer und viele Gäste standen mit dem engagierten Vorbereitungsteam um Elke Kleuren-Schryvers, Peter Tervooren und vielen anderen für ein friedliches Miteinander. Eines, das sich gegenseitig ergänzt und verbindet, anstatt zu trennen. Mittendrin Bischof Laurent Lompo aus dem Niger, der wohl wie kaum ein anderer ein Lied des Leids und Schmerzes aus seiner kriegsgebeutelten Heimat singen kann. Und sich auch im Niger mit interreligiösen Gruppen für den Frieden einsetzt – so wie jetzt am Sonntag in Kevelaer. Christel und Veit Neudeck, Witwe und Bruder des verstorbenen Mitinitiators der Interreligiösen Friedenswallfahrt Dr. Rupert Neudeck, waren ebenfalls unter den Pilgern.

Gut angenommen wurden die sogenannten „Friedensbotschafts-Zettel“. Darauf konnten die Pilger ihre ganz persönlichen Friedensbotschaften passend zu einem vorgedruckten Spruch hinterlassen. Diese vielen bunten Zettel wurden zum Ende der interreligiösen Wallfahrt für den Frieden an der Friedensstele an eine große „Klagemauer“ geheftet. Dort verbleiben sie noch eine Weile, sozusagen als Zeichen, dass es den sehr instabilen Frieden heutzutage gibt, dem nur alle gemeinsam –im Gebet und im konkreten Handeln – Stabilität geben können.

Anke Gellert-Helpenstein