„Ich hatte früher häufig das Gefühl: Irgendetwas fehlt, irgendwie ist da etwas noch nicht ganz stimmig“, sagt Nancy Böhnke. In der Familie, die aus dem Osten Deutschlands stammt und kurz nach der Geburt der Tochter nach Bettinghausen in die Nähe von Herzfeld zog, war der Glaube kein Thema. „Was Freunde erzählt haben, kannte ich nicht: beten, in die Kirche gehen, all das war mir fremd“, erzählt sie. Weil die Einrichtung gegenüber des Elternhauses lag, besuchte Nancy Böhnke einen katholischen Kindergarten und kam so erstmals mit Gott in Kontakt. Auch in der Schule nahm sie am Religionsunterricht teil. Obwohl sie das Unterrichtsfach hätte abwählen können, blieb sie dabei: „Das kam für mich nicht in Frage, die Inhalte fand ich spannend, ich wollte mehr über Glaube und Kirche erfahren“, sagt sie.
or zweieinhalb Jahren – Nancy Böhnke hatte gerade die Schule abgeschlossen und stand kurz vor dem Beginn einer Ausbildung zur Erzieherin – zog die Familie ins benachbarte Herzfeld. Ihr erstes Praktikum im Kindergarten führte sie in eine evangelische Einrichtung, ihr Anerkennungsjahr absolvierte sie in einer katholischen Kita. „Gerade dieses Jahr hat in mir den Wunsch verstärkt, dazuzugehören und mehr über das zu erfahren, was für die Kinder in der Kita ganz selbstverständlich ist: beten vor den Mahlzeiten, Gottesdienste feiern, basteln zu den Festen im Kirchenjahr“, nennt sie Beispiele. Unterstützung erfährt die 21-Jährige durch ihren Freund und seine Familie, die sich in der Nachbarspfarrei engagieren.
Seit Dezember bereitet sich Nancy Böhnke nun mit Pfarrer Jochen Kosmann auf die Taufe vor. Regelmäßig haben sie sich getroffen, Fragen geklärt, Geschichten aus der Bibel gelesen und die Grundgebete gelernt. Den Ausflug nach Münster, wo Bischof Dr. Felix Genn sie und die anderen erwachsenen Taufbewerber aus dem Bistum Münster bei einem Gottesdienst offiziell zu dem Sakrament zuließ, hat die Erzieherin in besonderer Erinnerung. „Da ist mir bewusst geworden: Ich bin nicht alleine. Es bereiten sich noch andere auf diesen Schritt vor.“
Im Gegensatz zu den meisten anderen Bewerbern wird die junge Frau nicht in der Osternacht getauft, sondern erst zwei Wochen später. Von Pfarrer Kosmann empfängt sie dann auch zum ersten Mal die Kommunion und wird gefirmt. Eine Taufpatin hat sich Nancy Böhnke auch schon gesucht: ihre beste Freundin. „Es ist schön, zu wissen, dass mir jemand sozusagen den Rücken stärkt“, sagt sie. Bei dem Gedanken an den feierlichen Gottesdienst ist sie schon jetzt etwas aufgeregt. Aber sie freut sich auch darauf, endlich zur Gemeinschaft der Christen zu gehören.
Ann-Christin Ladermann