Jerusalemer Priester liest aus Kriegs-Psalmen

, Stadtdekanat Münster

Update: Die Lesung, die ursprünglich für Mittwoch, 24. Januar, angekündigt war, wird um eine Woche auf Mittwoch, 31. Januar, verschoben.

Stephan Wahl steht auf keiner der beiden Seiten. „Wenn, dann auf beiden. Es ist eine zerreißende Situation“, sagt der Priester und Autor über den Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Seit 2018 lebt der aus dem Bistum Trier stammende Geistliche, der viele Jahre das „Wort zum Sonntag“ im ARD-Fernsehen gesprochen hat, in Israel, genauer in Ostjerusalem. Im Rahmen seiner deutschlandweiten Lesereise gastiert er am Mittwoch, 31. Januar, um 20 Uhr in der St.-Joseph-Kirche an der Hammer Straße.

Der in Jerusalem lebende Priester Stephan Wahl gastiert im Rahmen seiner Lesereise in Münster. Am Mittwoch, 31. Januar, um 20 Uhr ist er zu Gast in der St.-Joseph-Kirche.

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„Man lebt anders und spürt die größer werdende Kluft zwischen Israelis und Palästinensern“, berichtet Wahl, der durch seine Lesereise versuchen möchte, etwas „zur differenzierteren Betrachtung der Katastrophe“ beizutragen und „den teilweise erschreckenden medialen Vereinfachungen der komplexen Situation“ entgegenzuwirken.

Mit seiner Poesie knüpft Wahl an die Tradition der Psalmen an: „Psalmen geben die Möglichkeit, Gott seine Klage, Verzweiflung und gleichzeitig die Bitte um Halt in den Himmel zu werfen“, erklärt er. Bekannt wurde Wahl, der im Kreis Ahrweiler aufgewachsen ist, unter anderem mit seinem „Ahr-Psalm“, in dem er die Hochwasser-Katastrophe im Juli 2021 aufgreift und der bei der offiziellen Gedenkfeier für die Verstorbenen verlesen wurde.

„Ein Poet muss schreiben, damit er gefühlsmäßig nicht implodiert“, begründet er das Schreiben seiner weiteren Texte, besonders seit dem Angriff der Hamas auf Israel. „Erschrecken, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Wut, Ohnmacht und Schmerz“ habe er am 7. Oktober, dem Tag des Angriffs, verspürt und sofort zum Stift gegriffen und den „Psalm eines zivilen Kriegsopfers“ geschrieben. Es sei die Sehnsucht nach einem bleibenden Frieden „für dieses tief verwundete, heilig-unheilige Land“, die ihn zum Schreiben der nachdenklichen Texte motiviere, die er bei seiner Lesung in Münster vortragen wird.

Am 31. Januar hört Kirchenmusiker Dr. Winfried Müller mit der Orgel den Psalmen und Texten Wahls „zu“ und antwortet in mehreren Improvisationen auf das Gehörte. Der Eintritt ist frei, die Spenden fließen in vom Autor ausgewählte Projekte, besonders für Kinder in den vom Krieg betroffenen Gebieten.