Als er drei Jahre alt war, zog Melo das erste Mal mit seinen Eltern nach Gronau. Das war in den 1970-ern. Der Vater hatte eine Arbeit in der Textilfabrik van Delden. Jeden Sonntag ging die Familie zur Messe: „Die portugiesische Gemeinde war groß, es war in der Kirche immer rappelvoll.“ Erstkommunion und Firmung wurden in der Muttersprache gefeiert.
Vieles ist heute anderes: 20, manchmal auch nur 15 Gemeindemitglieder sitzen samstags in der Kapelle. „Auch bei uns sinkt die Zahl der Gottesdienstbesucher“, muss Melo feststellen.
Obwohl viele Landsleute in das Gemeindeleben der deutschen Pfarreien integriert sind, ihre eigenen Traditionen wollen gerade die älteren Portugiesen gerne bewahren. Und dazu gehört die Faszination für Fátima. In dem kleinen Ort 130 Kilometer nördlich von Lissabon soll 1917 drei Hirtenkindern die Jungfrau Maria erschienen sein. 1930 erkannte die katholische Kirche diese Erscheinungen an. Fátima ist heute einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte. José Melo war schon mehrmals dort. Seine Augen glänzen, wenn er von seinen Pilgerreisen dorthin erzählt: „In Fátima spürt man sofort eine innere Ruhe.“ Ein Besuch in der Erscheinungskapelle ist bei jedem Besuch in der Heimat Pflichtprogramm: „Maria ist die Mutter Portugals, ihr gilt unser Dank.“
Auch fern der Heimat erinnern die Portugiesen an das „Wunder von Fátima“. Höhepunkt ist eine Lichterprozession durch Münsters Innenstadt im Oktober, die Familie Melo nie verpasst - allein schon wegen der schönen Musik. Julietta Melo hat in ihrer Heimatstadt Santo Tirso mehr als 20 Jahre lang die Kirchenorgel gespielt. Sie und ihr Mann lieben Musik. Wenn es zeitlich passt, genießen sie die Konzerte in Münsters St.-Paulus-Dom.
Gudrun Niewöhner