Jugendliche aus Moers sprechen in Film über ihre Pandemie-Erlebnisse

Es ist eine giftgrüne Figur, die sich im Moerser Jugendzentrum „Juno“ immer mehr ausbreitet. Den Billardtisch einnimmt. Die Gruppenräume unbenutzbar macht. Und überall in der Luft ihre gift-grünen Spuren hinterlässt. In dem Film „Ich küss (D)ein Auge“, produziert vom „Juno“-Team mit der Unterstützung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 27 Jahren, wird das Corona-Virus personifiziert, es bekommt ein Gesicht und wird regelrecht greifbar.

Lange hat das Virus dafür gesorgt, dass (von links) Gizem, Lucas, Jerome, Fabien und Vanessa nicht mehr ins Juno durften, das von Marcel Wald geleitet wird. Über diese Zeit reden sie in dem Kurzfilm, der am 14. Mai Premiere feiert.

© Bistum Münster

Den rund 20-minütigen Kurzfilm hat das städtische Jugendzentrum Nord in Kooperation mit den katholischen Kirchengemeinden St. Josef und St. Martinus entwickelt, um die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche darzustellen. Marcel Wald, Leiter des Jugendzentrums, ist dafür zeitweise in die Rolle des Virus geschlüpft. „Zunächst hatten wir ein experimentelles Theaterstück geplant“, erzählt Wald, „doch durch die Pandemie war das Zusammenkommen lange Zeit nicht mehr möglich, daher haben wir uns zu einem digitalen Projekt entschieden.“ Zu sehen ist nicht nur die Leere, die lange Zeit im Juno herrschte, insbesondere kommen die Jugendlichen in Interviewsequenzen selbst zu Wort.

Es habe ihn beeindruckt, wie direkt und offen die Jugendlichen über ihre Erfahrungen in der Coronazeit gesprochen haben, sagt Wald. „Es ist viel Kummer entstanden“, weiß er, immer wieder habe es Nachfragen gegeben, wann das Jugendzentrum als Anlaufstelle und Treffpunkt wieder öffnet. Durch das Filmprojekt habe sich die Chance eröffnet, mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben und ihnen die Gelegenheit zu geben, eigene Ideen zu entwickeln. „Es durfte, das war schnell klar, ein bisschen in die Richtung ,trash‘ gehen, das ist also keine Hochglanzproduktion“, erklärt er lächelnd.

Nadine Leygraf, Sozialarbeiterin in den beiden Pfarreien, hat ebenfalls an dem Projekt mitgewirkt. „Eine meiner Aufgaben ist es, Menschen in die Gemeinden zu bringen, die sonst vielleicht nicht kommen würden“, sagt sie. Und freut sich über erste Erfolge: „Einige der Jugendlichen haben in Repelen eine Umfrage gemacht. Als wir vor einigen Tagen Menschen brauchten, die bei einer Einräum-Aktion mit anpacken, haben einige der Jugendlichen mitgeholfen.“ Und nebenbei gäbe es immer wieder Gespräche über den Glauben. „Das ist ein wichtiges Thema und der Austausch ist spannend, auch mit den Jugendlichen muslimischen Glaubens“, weiß sie.

Die Hauptdarsteller haben den Film, der erstmals am Samstag, 14. Mai, gezeigt wird, übrigens selbst noch nicht gesehen. Entsprechend gespannt sind Jerome (16), Fabien (20) und Lucas (17), die sich auf die Premiere freuen. Sogar ein roter Teppich wird zur Premiere ausgerollt, es gibt Snacks und nach der Vorführung die Möglichkeit, das Juno kennenzulernen. Die Vorführung startet um 16 Uhr in der 1. Etage des Juno, Lintforter-Straße 132. Der Eintritt ist kostenlos.

Christian Breuer