Es wird schon langsam dunkel, als Judith Letzel und Moritz Strauß, die beide aus Recklinghausen stammen, an der Engelsburg ankommen. Dort haben sich schon hunderte Messdienerinnen und Messdiener versammelt und packen hungrig ihre Lunchpakete aus. Die Stimmung ist gut, trotz eines anstrengenden Tages, der hinter ihnen legt.
Auch wer nicht in der ersten Reihe stand, konnte einen kurzen Blick auf den Papst erhaschen – die plötzlich in die Luft gestreckten Handys waren ein guter Indikator dafür, wo das Papamobil gerade unterwegs war.
Doch die größtenteils jugendlichen Messdiener aus dem Bistum Münster haben am 30. Juli einen der Höhepunkte ihrer Wallfahrt nach Rom erlebt: Eine Audienz mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz. 70.000 Menschen hatten sich dort nach offiziellen Angaben ab dem frühen Nachmittag versammelt und in der prallen Sonne ausgeharrt. Dafür hatten fast alle das Glück, einen Blick auf das Oberhaupt der katholischen Kirche zu werfen – mit seinem Papamobil wurde der Papst kreuz und quer über den Petersplatz gefahren.
So nah wie Jason und Judith sind dem Papst aber nur wenige gekommen. „Wir waren zehn, vielleicht 15 Meter entfernt. Das war ein tolles Gefühl, ihn so nah zu sehen und ein atemberaubendes Erlebnis“, sagt Judith. Die beiden Recklinghäuser hatten Glück: Sie wurden ausgelost und durften im „Chor der Nationen“ für den Papst singen. Auch Jason ist noch sichtlich beeindruckt: „Das war ein einmaliges Erlebnis, dazu wird man so schnell keine Chance mehr bekommen“, ist er sicher.
Was Judith noch wichtig ist: „Nicht nur der Blick auf den Papst und die Bischöfe, sondern auch der Blick über den sich zunehmend füllenden Petersplatz war schlichtweg atemberaubend. Es war toll zu sehen, wie viele Ministranten von überall her zusammengekommen sind, um die Audienz gemeinsam zu feiern. So etwas mitzuerleben ist schon ein ganz besonderes Erlebnis und dann auch noch so nah oben am Geschehen teilhaben zu können, war einfach einzigartig.“
Judith Letzel (vorne links) und Jason Strauß (hintere Reihe, 2.von links) hatten Glück und durften im „Chor der Nationen“ für den Papst singen, gemeinsam mit Ministrantinnen und Ministranten aus vielen anderen Bistümern.
Während Judith und Jason mit den anderen Sängerinnen und Sängern für Gänsehaut-Atmosphäre sorgten, verteilten sich die Gruppen aus dem Bistum Münster quer über den riesigen Petersplatz. Das Vorprogramm nutzen viele, um neue Bekanntschaften zu schließen. Da sangen Passauer gemeinsam mit Niederrheinern „Jetzt ist Sommer“ – auf der Bühne live gesungen von Ex-WiseGuys-Sänger Daniel „Dän“ Dickopf – eine Gruppe aus Moers lief mit einem Bistums-Banner herum und sammelte Unterschriften von Messdienern aus anderen Bistümern. Und immer wieder galt es, die Wasserflaschen aufzufüllen oder sich gleich unter den Wasserstrahl zu stellen, mit dem zwei Feuerwehrmänner immer wieder Fontänen in die Menge spritzten.
In seiner Ansprache, die auf Deutsch übersetzt wurde, ging Papst Franziskus auf das Motto der Wallfahrt ein, „Mit Dir“, entnommen aus dem biblischen Buch Jesaja „Ich bin mir dir“ (Jes 41,10). Zum Abschluss des Abendgebets rief der Papst den Messdienern sogar einen Gruß auf Deutsch zu: „Danke, liebe jungen Freunde! Und einen guten Weg zusammen mit Jesus!“.