Und wenn sie Gäste in der Sonderausstellung über Wilhelm Achtermann begrüßen, dann weicht das verschmitzte Grinsen, das sie sonst oft zeigen, dem konzentrierten Blick eines Museumsführers. Dann reden sie 30 bis 40 Minuten lang über das Leben des bekannten Bildhauers, erklären, wie Marmor bearbeitet wird und warum in Xanten die Köpfe zweier wichtiger Kunstwerke Achtermanns zu sehen sind, die einst im St.-Paulus-Dom in Münster standen und in den Wirren des 2. Weltkriegs zerstört wurden. Das ernste Gesicht der beiden Schüler weicht erst dann wieder einem Lächeln, als es Applaus für die gelungene Führung gibt.
Als Johannes und Paul gefragt wurden, ob sie solche Führungen anbieten möchten, stand der Entschluss schnell fest. „Warum nicht? Das ist doch ein interessantes Thema“, sagt Johannes. Zudem, ergänzt Paul, „können wir hier lernen, frei vor anderen Menschen zu sprechen, offen auf sie zuzugehen und Wissen zu vermitteln. Wenn wir, zum Beispiel in der Schule oder später im Beruf, eine Präsentation halten müssen, hilft uns diese Erfahrung bestimmt weiter.“ Mehrere Stunden haben sich die beiden auf die erste Führung vorbereitet, Material, das ihnen vom Stiftsmuseum bereitgestellt wurde, durchgearbeitet und die wichtigsten Informationen auf Karteikarten geschrieben. „Das war einmal viel Arbeit, aber jetzt habe ich ja alles zusammen und muss vor den Führungen nur noch kurz auf die Karteikarten gucken, um ins Thema zu kommen“, erklärt Paul.
Wobei er, das gibt der 16-Jährige zu, bei der Premiere schon echtes Lampenfieber hatte. „Im ersten Raum dachte ich kurzzeitig wirklich, dass mir die Luft wegbleibt“, erzählt er. Doch nachdem sich die anfängliche Aufregung gelegt hatte, ging alles wie von alleine. Johannes hingegen wartet noch auf die erste Führung, die Generalprobe mit Claudia Kienzle hat er jedoch schon mit Bravour gemeistert. „Das wird auch bei den Gästeführungen klappen“, ist sich die Museumsleiterin sicher. Sie ist merklich stolz auf die beiden jungen Achtermann-Experten in ihrem Haus. Gedacht war eigentlich, sie speziell für Kinder- und Jugendführungen einzusetzen, aber auch Erwachsene sind interessiert, vom Museumsnachwuchs durch die Ausstellung geführt zu werden. „Und die Resonanz ist durchweg positiv“, freut sich Claudia Kienzle.
Die nächsten Führungen mit Johannes oder Paul sind am Freitag, 8. Juli, sowie samstags, 16., 23. und 30. Juli, jeweils ab 15.30 Uhr, nach dem Sommerferien sind weitere Termine geplant. Kinder- und Jugendgruppen können zudem gesonderte Führungen vereinbaren. Der Eintritt ins Museum inklusive der Sonderausstellung ist frei, ebenso wie die Teilnahme an der Museumsführung, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Museums.
Christian Breuer