Begegnung und Beziehung zeichnen die Wohnungslosenseelsorge aus, davon ist sie überzeugt. „Es ist eine auf den Einzelnen, die Einzelne ausgerichtete Pastoral, die mit Weggemeinschaft zu tun hat“, sagt Sr. Klara Maria, die den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel angehört und in der Wohnungslosenseelsorge mit dem Canisianerbruder Christoph Gerenkamp zusammenarbeitet. „Seelsorge betreiben“, diese Wortwahl mag sie allerdings nicht. „In ihr schwingt für mich nicht mit, was mir an Beziehung, Begegnung, einander kennen wichtig ist“, findet sie. Sr. Klara Maria setzt vor allem auf ein Lächeln, das sie auf ihren Wegen – meist durch die Innenstadt – den wohnungslosen Menschen schenkt. „Ein Lächeln ist wie eine Brücke zum und zur Anderen hin. Es ist ein Zeichen der Weggemeinschaft, die sich vom geteilten Brot in der Essensstelle auf der Straße fortsetzt.“
Obdach- und Wohnungslosigkeit sind für Sr. Klara Maria nicht nur individuelles Schicksal, sondern rufen auch die Gesellschaft zur Verantwortung. „Hohe Mietpreise, Wohnungsmangel, Verdrängung aus dem öffentlichen Raum, Vereinsamung… Wer hat Ansehen in unserer Gesellschaft?“, benennt sie politische Themen, denen sie in der Wohnungslosenhilfe begegnet.
Beim Katholikentag wird sie von „Momenten geteilten Lebens“ berichten, von einer verzierten Haarnadel, einer blechernen Christopherus-Plakette oder kurzen Gedichten, von Andenken von „Freunden der Straße“. Und sie wird mit Interessierten teilen, was sie selbst von ihnen lernt: „Sie lassen mich fragen, was ich wirklich brauche. Ich nehme die Stadt und das Leben anders wahr.“ Durch das Erzählen von diesen Momenten möchte Sr. Klara Mara einladen, im eigenen Umfeld, der eigenen Stadt, „Arme“ zu sehen und sich ihnen als Mensch behutsam anzunähern.
Der Workshop „Momente geteilten Lebens – an existentiellen Rändern“ findet im Rahmen des Katholikentages in Stuttgart am Samstag, 28. Mai, von 11 bis 12.30 Uhr im Zentrum Bibel und Spiritualität statt.
Ann-Christin Ladermann