Kein Tag ohne ehrenamtlichen Einsatz

, Bistum Münster, Kreisdekanat Borken

Auch, wenn Gertrud Roth es selbst gar nicht gerne hört und noch weniger gerne darüber spricht – die Vielfalt ihres Engagements ist beeindruckend. „Ich bin da nach und nach hineingerutscht“, sagt die 76-Jährige zurückhaltend. Ihr unermüdlicher Einsatz für andere Menschen und die Bewahrung der Schöpfung wird am 5. Oktober mit der Paulus-Plakette des Bistums Münster gewürdigt. Weihbischof Dr. Christoph Hegge wird der Stadtlohnerin die Plakette im Kachelzimmer des münsterischen St.-Paulus-Doms überreichen. Den Antrag auf die Verleihung hatte der Diözesanverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) gestellt.

Gertrud Roth

Gertrud Roth aus Stadtlohn bekommt die Paulus-Plakette des Bistums Münster verliehen.

© Bistum Münster

Die Auflistung der vielen Projekte, die Gertrud Roth mit angestoßen hat, würde Aktenordner füllen: Im Kreisdekanatsteam der kfd Borken initiierte sie 2006 die monatlichen Wortgottesdienste von Frauen für Frauen unter dem Titel „Obdach für die Seele“. Seit 2021 ist sie ehrenamtliche geistliche Leiterin in der kfd-Region Ahaus-Vreden und organisiert unter anderem Besinnungswochen auf Wangerooge: „Ich war mindestens schon 50mal auf der Insel“, fügt sie mit einem Lächeln an. Und immer noch genießt sie vor allem die Ruhe dort – und das Meer. 2003 gründete die Stadtlohnerin zudem das kfd-Trauercafé „Lichtblick“ als offenes Angebot für Frauen und Männer. Gerade erst hat das Café nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder geöffnet.

Wichtig ist Gertrud Roth auch, Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen: „Wir haben das Zwischenlager in Ahaus und die Urananreicherungsanlage in Gronau direkt vor unserer Haustür.“ Deshalb beschäftigt sich die gelernte Industriekauffrau, die lange in der Zentralrendantur Vreden/Ahaus gearbeitet hat, schon seit vielen Jahren mit diesem Thema. „Es ist immer leichter, eine einmalige Aktion zu organisieren, als dranzubleiben“, weiß sie. Die monatlichen Wortgottesdienste in der kleinen Ammelner Kapelle sollen darum nach Möglichkeit bald wieder stattfinden.

Um über den Tellerrand hinauszuschauen, arbeitet die mehrfache Großmutter im bistumsweiten Arbeitskreis Schöpfungsverantwortung der kfd mit und leitet diesen im Team mit den Hauptamtlichen des Diözesanverbandes. Zudem engagiert sie sich im Sachausschuss „Schöpfungsverantwortung und nachhaltige Entwicklung“ des Diözesankomitees sowie auf kfd-Bundesebene im ständigen Ausschuss „Hauswirtschaft und Verbraucherthemen“.

Das gesammelte Wissen bleibt selbstverständlich nicht ohne Auswirkungen auf den eigenen Haushalt: „Wenn man nicht bei sich anfängt, darf man anderen auch nichts erzählen.“ In diesem Sinne achtet Gertrud Roth auf eine gesunde Ernährung, baut Gemüse im Garten an, backt Brot, verzichtet so weit wie möglich auf Plastik,... Und das nebenbei.

Denn kein Tag vergeht, an dem die 76-Jährige keinen ehrenamtlichen Termin im Kalender stehen hat. Ihre Familie trägt das Engagement der Ehefrau und Mutter mit. Durch die drei Kinder, erinnert sich Gertrud Roth, sei sie Anfang der 1980-er Jahre mit der Kommunionvorbereitung gestartet und dann sei es immer mehr geworden: „Meine ,Karriere´ in der kfd begann 1994.“ Bereut hat sie dies nie: „Im Laufe des Lebens merkt man erst, was in einem steckt.“ Dafür ist die Stadtlohnerin dankbar.

Viel Aufsehen um sich mag Gertrud Roth nicht. Die Verleihung der Paulus-Plakette ist ihr daher bei aller Freude auch ein bisschen unangenehm: „Ich nehme sie stellvertretend für alle engagierten Frauen in der kfd entgegen.“ Ihr Mann, die Kinder und Enkel haben versprochen, dabei zu sein. Schließlich hätte Gertrud Roth niemals ohne die Unterstützung ihrer Familie so viel Gutes für andere tun können.

Gudrun Niewöhner