Kirche am Campus eingeweiht

Seit Anfang Januar ist sie in Betrieb, gestern wurde die Kirche am Campus nach 15 Monaten Bauzeit von Weihbischof Heinrich Timmerevers und seinem evangelischen Amtsbruder Jan Janssen im Beisein von über einhundert Gästen der Universität, aus Kirche und Politik eingeweiht.

Neben einer kleinen Kapelle für ca. 40 Personen beinhaltet das Gebäude auf über 760 m² Gesamtfläche Büroräume der katholischen und evangelischen Studentenseelsorge, zwei Seminarräume, das Mentorat für Studenten der katholischen Religionslehre, vier Studentenzimmer und ein Café im Erdgeschoss. 2,47 Mio Euro hat das Bischöflich Münstersche Offizialat in dieses Projekt investiert. Als Hauptredner des Festakts sprach Bundestagspräsident a.d. Dr. h.c. Wolfgang Thierse, Mitglied des Zentralkomitees der Katholiken, zum Verhältnis von Kirche und Gesellschaft.

Von Herzen bedankte sich Bischof Jan Janssen bei Weihbischof Heinrich Timmerevers für die ökumenische Gastfreundschaft in der Kirche am Campus. "Sie ist ein sichtbares fest gebautes und einladendes offenes Zeichen für die alltägliche und die sonntägliche Ökumene, die in Vechta wie im ganzen Oldenburger Land gelebt wird und noch weiter mit Leben gefüllt werden kann." Der Grundstein für den gemeinsamen Glauben sei das Wort Gottes, das vom Ambo vorgetragen werden, sagte Janssen. Daher schenke die evangelische Kirche den Ambo und mehrere Bibelübersetzungen an die katholische Kirche. Höhepunkt der liturgischen Einweihungsfeier in der übervollen Kapelle war die Segnung der neuen Glocke. Sie sei ein Zeichen des Friedens und gleichzeitig auch ein Störenfried, sagte Timmerevers. "Ich wünsche mir, dass diese Glocke eine Segensglocke und Friedensglocke wird." So wie er wenige Tage zuvor den Altar mit Chrisamöl gesalbt hatte, ließ er es auch jetzt über die Glocke fließen. Bis zu ihrer Aufhängung im Glockenturm wird sie noch einige Tage in der Kirche stehen. Bischof Janssen schlug mit dem noch nicht angehängten Klöppel den ersten Ton an.

Als architektonisches Highlight und als Bereicherung für den Hochschulstandort bezeichnete Universitätspräsidentin Prof. Dr. Marianne Assenmacher die Kirche am Campus. Katholische Theologie sei ein Herzstück der Universität und die Verbindung zwischen der Universität und dem Offizialat sei eng, versicherte sie. Seinen Dank an die gute Leistung der Handwerker drückte Architekt Ulrich Tilgner aus. Es sei schon merkwürdig, dass ein Bremer Büro diese Einrichtung in Vechta geplant habe. Doch irgendwann sei ihm aufgefallen, dass alle seine vier Mitarbeiter an diesem Projekt aus dem Landkreis Vechta stammen. Pastoralreferent Peter Havers, der das Mentorat der katholischen Religionslehrer leiten wird, bezeichnet es als große Herausforderung, die neuen Räume zu füllen. Mattias Warnking, Geschäftsführer des Andreaswerkes, bedankte sich bei den Verantwortlichen dafür, dass sie seinen Mitarbeitern die Chance gegeben haben, dieses Gebäude zu bewirtschaften. "Menschen mit Behinderung sollen hier nicht nur im Hintergrund ihren Dienst tun," versicherte er. Für die selbstverständliche Gastfreundschaft, die die katholische Kirche der evangelischen hier biete, sei er sehr dankbar, sagte der evangelische Pastor und Hochschulseelsorger Dietmar Abel. "Ihre Haltung finde ich überhaupt nicht selbstverständlich," sprach er Weihbischof Timmerevers an.

Christum prägend für Europa

Mit Spannung erwartet wurde der Festvortrag von Wolfgang Thierse, den Hochschulseelsorger P. Johannes Zabel als Störenfried ankündigte. Als Sprecher der KHG habe er als junger Mann in Ostberlin immer wieder seine Stimme erhoben, vehement habe er gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann protestiert. Doch Thierse zeigte sich nicht als Störenfried, sondern als behutsamer doch eindringlicher Mahner. "Die Einweihung einer neuen Kirche ist gegen den Trend," sagte Thierse. Der Zeitgeist werde bestimmt durch das Vorurteil, Deutschland werde säkularisierter. Doch zwei Drittel der deutschen Bevölkerung gehörten christlichen Kirchen an, viele andere Menschen anderen Kirchen. Deutschland werde also pluraler, nicht säkularer. Und das sei eine große Herausforderung für die Kirchen.

"Die Kirchen dürfen sich dem Dienst der Gesellschaft nicht entziehen," mahnte Thierse. Viele Menschen, auch kirchenferne, würde dieses Engagement erwarten. Die Kirchen sollten sich zwar nicht mit einem Primat einmischen, dürften sich aber auch nicht ängstlich wegducken und sollten ihren Beitrag zur Gesellschaft selbstbewusst in Streit und Debatten einbringen. Als Politiker und Kirchenmitglied erwarte er sich in gesellschaftlichen Debatten jedoch nicht viele Kirchenmeinungen, sondern eine. Auch wenn es dann nicht seine Meinung sei, könne er sich wenigstens mit ihr auseinandersetzen. Dem Staat sei die wichtige Stellung der Kirchen wohl bewusst. Kirchen bekämen vom Staat kein Geld, weil sie Kirche seien, sondern weil sie viele soziale Aufgaben für den Staat übernähmen. Daher sei Religion auch keine reine Privatsache, sondern eine politische Institution, die aber einen hohen Wert auf Transparenz, Dialog und Glaubwürdigkeit legen müsse. "Religion bildet Sozialkapital, und der Staat wäre dumm, wenn er darauf verzichten würde."

Text: Bischöfliche Pressestelle
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