‚Kirche Leben‘ und Bistum Münster zeichnen Ehrenamtliche
Vier Einzelpersonen, Gruppen und Projekte zeichnen ‚Kirche+Leben‘, die Wochenzeitung im Bistum Münster, und die Diözese Münster zum 15. Mal mit dem ‚Dialogpreis für gute Taten‘ aus.
Aus 64 vorgeschlagenen Kandidaten, über deren ehrenamtliches Engagement im vergangenen Jahr in ‚Kirche+Leben‘ berichtet wurde, hat eine Jury die Preisträger ermittelt. Ihr gehörten Mitglieder der Redaktion und des Diözesankomitees der Katholiken, des höchsten Laiengremiums im Bistum Münster, an. Gemeinsam haben sie stellvertretend für die vielen guten Taten, die gläubige Menschen Tag für Tag vollbringen, die Preisträger ermittelt.
Erstmals wird zusätzlich ein ‚Überraschungs-Dialogpreis‘ vergeben. An wen diese Auszeichnung geht, wird am 9. Januar bei der Preisverleihung im Rahmen des Neujahrsempfangs des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster bekannt gegeben.
Einen Preis erhält die Pfarrgemeinde St. Gertrud in Lohne im Offizialatsbezirk Oldenburg. "Unsere Gemeinde ist das, was wir daraus machen" – so steht es auf der Info-Broschüre, die die Lohner Sternsinger seit dem Jahr 2000 bei ihrem Einsatz jährlich an alle Haushalte verteilen. Darin enthalten ist eine Ankreuzliste und die Frage: "Wo möchten Sie für ein Jahr mitmachen?" Flüchtlinge betreuen? Beim Seniorenkaffee helfen? Behinderte zum Gottesdienst begleiten? Zu tun gibt es genug in der 18.000-Seelen-Pfarrei im Oldenburger Land. Aus diesem Befund heraus hatte die Gemeinde vor sechs Jahren die Idee für das Projekt ‚Gemeinschaft der Talente‘ entwickelt. Zum einen, um gezielt Menschen mit Zeit und Fähigkeiten zum Mittun zu gewinnen – zum anderen, um viele wieder neu für das Miteinander zu begeistern.
Das hat die Jury überzeugt: Beispielhaft gelingt es in Lohne, eine Option des Bistums-Pastoralplans umzusetzen: Seelsorge, die sich an Gaben und Talenten in den eigenen Reihen orientiert. Die Gemeinde beweist ein feines Gespür dafür, wie die Vielfalt der Begabungen effektiv und zeitgemäß die Kirche und ihren Dienst bereichern kann.
Die Firmvorbereitung der Gemeinde St. Josef in Bocholt erhält ebenso einen Preis. Auf eine zehnjährige Tradition kann das Fußballturnier der Firmbewerber und Jugendgruppen der Pfarrei und der dortigen ‚Lebenshilfe‘ zurückblicken. Von Bedeutung ist dabei, dass sich das Zusammentreffen der Jugendlichen mit den Bewohnern der Lebenshilfe-Einrichtungen nicht allein auf die Dauer des Turniers beschränkt. Schon Wochen vorher trainieren die Firmlinge mit den Bewohnern, um so einen Einblick zu gewinnen, wie sie mit Menschen mit Behinderungen umgehen können. Die Zusammenarbeit geht über die Firmvorbereitung hinaus: Beliebt sind auch das Badminton-Turnier und gemeinsame Fahrten zum Oberhausener Weihnachtsmarkt. Ziel der Katechese von St. Josef ist es in vielen Projekten, praktisch zu erfahren, was Nächstenliebe ist.
Die Jury begründet ihre Entscheidung damit, dass diese Art der Firmvorbereitung zeigt, wie ‚barrierefreie‘ Begegnungen möglich sind, wie Jugendliche Nächstenliebe in die Tat umsetzen, wie der Glaube im Respekt konkret und gestärkt wird.
‚Gegen Rechtsradikalismus, für Toleranz‘ – dieses Anliegen verbindet gleich zwei Preisträger: den Bezirk Niederrhein-Nord der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg und Stephan Orth, Initiator der Anti-Pegida-Proteste in Münster. Unter dem Motto ‚Der Niederrhein ist bunt!‘ hatte der Bezirk Niederrhein-Nord der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) zu einer Menschenkette in Xanten aufgerufen. Mit dieser Aktion reagierte der Jugendverband auf einen Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Förderzentrum in Xanten. Mehr als 650 Menschen folgten dem Aufruf und demonstrierten für Werte wie Weltoffenheit, Gastfreundschaft und Vielfalt. Die Solidaritätskundgebung geriet zu einem bunten Volksfest.
Zudem wird Stephan Orth ausgezeichnet. Der Theologiestudent rief Anfang 2015 über Facebook in Münster zum Protest gegen die Anti-Islam-Bewegung ‚Pegida‘ auf. Er rechnete mit 500 Teilnehmern – doch es kamen 10.000, um für Toleranz und kulturelle Vielfalt einzustehen: mit Kerzen in den Händen.
Die Begründung der Jury: Die Pfadfinder in Xanten und der Student Stephan Orth haben spontan und aus christlicher Überzeugung gehandelt und so gezeigt: Hass und Gewalt gegenüber Fremden und Flüchtlingen dürfen nicht das letzte Wort haben. Christen stehen für Solidarität und Toleranz und bezeugen so auch politisch ihren Glauben.
Der ‚Dialogpreis für gute Taten‘ wird jährlich seit 2002 verliehen – in diesem Jahr also zum 15. Mal. Er besteht aus der ‚Dialog-Skulptur‘, einer Edelstahlarbeit, die Mönche der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede eigens schufen, und einem Preisgeld von je 500 Euro, das für weitere gute Taten verwendet werden soll.
Bischof Dr. Felix Genn und der kommissarische Chefredakteur von ‚Kirche+Leben‘, Ralf Thier-Hinse, werden den Preis im Rahmen des Neujahrsempfangs des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster am Samstag, 9. Januar, im Collegium Borromaeum in Münster überreichen.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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