© Kuckert Architekten BDA

Kirche und Stadt sollen sich in umgenutzter Marienkirche begegnen

, Kreisdekanat Warendorf

Es ist nicht viel mehr als eine Planungsskizze und doch lassen die am Computer erstellten Bilder des Architekturbüros „Kuckert Architekten BDA“ erahnen, wie die Warendorfer Marienkirche künftig genutzt werden könnte. Die Pläne sehen einen Einbau in die Kirche vor: So könnte im südlichen Teil ein Baukörper über vier Geschosse entstehen, während der nördliche Teil der Kirche weiterhin großflächig als sakraler Raum erfahrbar bleibt. „Wir möchten einen Raum entwickeln, in dem sich Kirche und Stadtgesellschaft begegnen“, erklärten die Architekten Christian Kuckert und Johannes Bajer bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie am 12. März im Anschluss an den 10-Uhr-Gottesdienst in der Marienkirche.

Die Entscheidung, dass die Marienkirche alternativ genutzt werden soll, fiel bereits 2018, als das Bistum Münster erklärt hatte, dass die für die nötige Sanierung der Kirche notwendigen Mittel nicht bereitgestellt werden können. In einem mehrteiligen Prozess haben die Verantwortlichen der Pfarrei und des Bistums zusammen mit „Kuckert Architekten BDA“ in Münster ein Nutzungskonzept für die denkmalgeschützte Marienkirche erarbeitet. Vertreter von Pfarrei und Bistum hatten 2019 zunächst verschiedene Folgenutzungsszenarien diskutiert und zusammengetragen. 

„Wir haben in den Prozess den Pastoralplan unserer Pfarrei miteinbezogen und auch die kommunale Stadtentwicklung in Warendorf berücksichtigt“, erklärte Pfarrer Peter Lenfers. Bewertet wurden die Ideen nach festen Kriterien, die bauliche Aspekte wie Funktionalität und Denkmalschutz sowie Fördermöglichkeiten und Finanzierbarkeit berücksichtigen. Ebenso wurden die Sinnhaftigkeit der entsprechenden Folgenutzung hinterfragt und damit der soziale Aspekt sowie die Leitsätze des Pastoralplans in die Überlegungen eingebracht. Im Oktober 2020 beauftragte die Pfarrei St. Laurentius das münsterische Architekturbüro „Kuckert Architekten BDA“, um eine Machbarkeitsstudie zu erstellen.

„Die Umnutzung der Marienkirche soll einen Mehrwert für die Stadtgesellschaft von Warendorf haben“, führte Georg Schoofs, Leiter der Gruppe Liegenschaften im Bischöflichen Generalvikariat Münster, die Überlegungen der Arbeitsgruppe aus. Wie dieser aussehen könnte, verdeutlichte Bajer anhand eines ersten Entwurfs. In den oberen beiden Etagen in dem vorgesehenen Baukörper im südlichen Teil der Kirche könnte Wohnraum entstehen, in der ersten Etage wären Büroflächen möglich. 

Ein Aufeinandertreffen von Kirche und Stadt sehen die Architekten vor allem im Erdgeschoss in Form eines multifunktionalen Raumes. Das wird auch anhand eines Details deutlich: Die Kirche soll abgesenkt, Erd- und Kirchboden auf eine Ebene gebracht und so Barrieren abgebaut werden. Im Erdgeschoss stehe eine Fläche von rund 1000 Quadratmetern zur Verfügung, erklärte Bajer: „Den Nutzungsszenarien sind dafür keine Grenzen gesetzt.“ Denkbar seien Gruppen- und Seminarräume, ein gastronomisches Angebot sowie ein „Raum der Stille“. Gottesdienste und spirituelle Angebote könnten weiterhin im Altarraum stattfinden mit Option auf Erweiterung: „Das Konzept sieht eine liturgische Weiternutzung in bestimmten Teilen der Marienkirche ausdrücklich vor“, betonte Lenfers. 

Konkretisiert werden können die Pläne erst, wenn ein Investor gefunden ist. „Das sind erst einmal Flächenüberlegungen, die mit Blick auf Denkmalschutz und Brandschutz vorgeprüft sind und damit theoretisch möglich wären“, verdeutlicht Schoofs. Um das herausfordernde Projekt für einen potenziellen Investor attraktiver zu machen, wird die Pfarrei das Grundstück, auf dem das Pastorat an der Marienkirche steht, voraussichtlich mitanbieten. Als nächsten Schritt werden die Verantwortlichen die Überlegungen dem Stadtentwicklungsausschuss am Donnerstag, 16. März, vorstellen. 

Ann-Christin Ladermann