Das alte Gebäude war in die Jahre gekommen, es bestand Sanierungsbedarf. Die katholische Kirchengemeinde St. Johannes in Oelde als Trägerin entschied sich nicht nur für einen Neubau, sondern – mit Blick auf die Bedarfe – auch für eine Erweiterung der Einrichtung um zwei Gruppen. „Wir haben jetzt Platz für fast 100 Kinder statt nur für 60“, berichtet Susanne Libor. Vor zwei Jahren übernahm sie die Leitung, es folgten der Neubau samt Erweiterung: „Alles ist noch neu, festgefahrene Strukturen gibt es nicht, wir entwickeln und probieren gemeinsam aus“, sagt sie. „Wir“, das ist ein 21-köpfiges Team, das in den vergangenen Monaten gewachsen ist. Über mangelnde Bewerberinnen und Bewerber konnte sich die Kirchengemeinde nicht beschweren, hat Hendrik Auf der Landwehr, Verbundleiter für die Einrichtungen im Norden Oeldes, beobachtet: „Das Mitgestalten-Können in der neuen Einrichtung lockt neues pädagogisches Personal an.“
Dass die katholische Kirche in Oelde ihren Bildungsauftrag erstnimmt, zeigen die Zahlen: Mit acht Kindertageseinrichtungen ist die Kirchengemeinde St. Johannes der größte Kita-Träger in Oelde. 589 Kindern und ihren Familien konnte sie im Kita-Jahr 2021/2022 ein Betreuungsangebot machen, im laufenden Kita-Jahr sind es durch die erweiterte St.-Vitus-Einrichtung mehr als 600.
„Wir sehen es als unseren sozialen Auftrag, Kitas anzubieten, die allen Religionen und Weltanschauungen offenstehen“, erklärt Hendrik Auf der Landwehr, Verbundleiter für die Einrichtungen im Norden Oeldes. „Nur so können wir Kirche in der Gesellschaft sein“, betont er. Dass Eltern ihr Kind bewusst in einer katholischen Einrichtung unterbringen möchten, erlebt Auf der Landwehr nicht selten. „Manchmal ist es die Nähe zur Gemeinde und das eigene Engagement in der Pfarrei, manchmal ist es aber auch der Wunsch, das Kind an einem Ort betreut zu wissen, an dem Gemeinschaft gelebt wird – denn jede Kindertageseinrichtung und damit alle pädagogischen Mitarbeitenden und alle Kinder sind aktiver Teil des Gemeindelebens.“
Susanne Libor ist dankbar, dass der Neubau ungeahnte Möglichkeiten für solche Gemeinschaftserfahrungen bietet. „Wir arbeiten mit offenen Strukturen, zwei Gruppen teilen sich zum Beispiel einen Essensraum – auch dadurch wird die Kommunikation gefördert.“ Gelebte Nähe, das ist der Anspruch der Einrichtungsleiterin. „Gerade für uns als einzige Kita in Lette – ein dörflich strukturierter Ortsteil, in dem sich nahezu alle Eltern kennen – ist das besonders wichtig“, weiß sie. Die Nachfrage nach Plätzen ist deshalb höher, als Kinder aufgenommen werden können. „Am liebsten würden wir allen Mädchen und Jungen einen Platz anbieten“, sagt Susanne Libor. Hilfreich sind klare Kriterien des Trägers: Die Wohnortnähe wird bei der Auswahl berücksichtigt, ebenso persönliche Notlagen von Familien, vorhandene Geschwisterkinder und die Berufstätigkeit der Eltern. Die Konfession ist nicht entscheidend: „Wir möchten Vielfalt abbilden“, sind sich Susanne Libor und Hendrik Auf der Landwehr einig.
Nur eine Wiese trennt die neue Einrichtung von der benachbarten St.-Vitus-Kirche. Dass die Kinder im Schatten der Kirche groß werden, sehen die beiden als Chance. „Der Kirchenraum ist den Kindern vertraut“, berichtet Susanne Libor. Die Freude sei außerdem immer groß, wenn Pastoralreferent Philipp Langenkämper als fester Ansprechpartner der Pfarrei alle zwei Wochen vorbeikommt und mit den Kindern einen Gottesdienst feiert oder sich mit ihnen auf ein Fest im Kirchenjahr vorbereitet. Um den Erzieherinnen und Erziehern aller acht katholischen Kitas in Oelde Sicherheit in Sachen Religionspädagogik zu geben, hat die Pfarrei ein eigenes Fortbildungsprogramm entwickelt. Nach Bedarf und Interesse lernen die pädagogischen Mitarbeitenden, wie sie einen Gottesdienst vorbereiten, mit den Kindern beten und das Kennenlernen anderer Religionen ermöglichen. „Unsere Mitarbeitenden sind dankbar für das Angebot“, freut sich Susanne Libor über ihr „hochmotiviertes Team“, das nach dem Neustart im November offen ist für Neues im Kita-Alltag.