Klaus Heumer fühlt sich willkommen

, Kreisdekanat Borken

Austreten aus der Kirche... Nein, das war für Klaus Heumer nie ein Thema: „Dann hätte ich mich leer und allein gefühlt.“ Seit 2018 ist der Bocholter mit seinem Mann verheiratet. Noch viel länger arbeitet der Heilpädagoge als Gruppenleiter in einer Werkstatt des Caritasverbandes Bocholt für Menschen mit schwersten Behinderungen. Eine Aufgabe, die ihn erfüllt. Auch wenn er selbst positive Erfahrungen gemacht hat, die Angst Homosexueller um ihren Arbeitsplatz in der katholischen Kirche kann Heumer nachvollziehen – und deshalb unterstützt er die Initiative #OutInChurch, mit der in den vergangenen Tagen homo- und transsexuelle kirchliche Mitarbeitende auf ihre Situation aufmerksam gemacht haben.

Klaus Heumer

Klaus Heumer hat sich viele Jahre in der katholischen Kirche nicht willkommen gefühlt – heute ist das anders.

© privat

„Obwohl ich sehr gläubig bin, täglich bete und oft in der Bibel lese, habe ich mich viele Jahre in der Kirche nicht willkommen gefühlt“, schaut Klaus Heumer zurück. Seit dem vergangenen Frühjahr ist das anders. Mit Interesse hat der 50-Jährige die Forderung nach der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare verfolgt. Und welche Aktivitäten daraus in vielen Pfarreien der Umgebung entstanden sind. Seine Schwester, die in Rhede lebt und sich dort in St. Gudula engagiert, hat ihn auf den 2021 neu gegründeten Arbeitskreis „Regenbogen“ aufmerksam gemacht: „Sie hat gefragt, ob ich dort nicht mitmachen wolle.“ Das wollte er. Sogar gerne. Ein „tolles Gespräch“ mit Pfarrer Thorsten Schmölzing hat ihn dann letztendlich bestärkt, sich der Gruppe anzuschließen.

„Ich habe mich sofort aufgehoben gefühlt“, erinnert sich Heumer an sein erstes Treffen mit dem Arbeitskreis, in dem Gremienmitglieder und Homosexuelle, die in Partnerschaften leben, Ideen entwickeln, wie die Pfarrei deutlicher machen kann, dass alle, unabhängig von ihrer Lebenssituation, willkommen sind und ganz einfach zum Gemeindeleben dazugehören.

Bis dahin hatte Klaus Heumer eher selten das Bedürfnis einen Gottesdienst mitzufeiern: „Ich bin meist nur in die Kirche gegangen, um dort still für mich mit Gott zu sprechen.“ Heute ist das anders. Er fühlt sich in der Gemeinschaft wohl und akzeptiert.

Genauso wie am Arbeitsplatz. „Als ich 2017 meinem Chef gesagt habe, dass ich heiraten möchte, war das für ihn überhaupt kein Problem.“ Und für Klaus Heumer eine innere Befreiung. Endlich war es raus. „Unsere Hochzeit ist dann wie üblich in der Werkstatt-Info veröffentlicht worden.“ Und ein Geschenk hat es auch gegeben. Die Kollegen und auch die Beschäftigten haben sich mit dem Paar gefreut: „Niemand hat einen negativen Kommentar abgegeben.“  

Sein Verhältnis zur katholischen Kirche bezeichnet Klaus Heumer heute als entspannt: „Gott liebt mich so wie ich bin. Was gerade Positives mit #OutInChurch passiert, sehe ich als Zeichen, als eine Botschaft.“ Eine spannende Zeit, die der 50-Jährige mitgestalten möchte. Beispielsweise durch eine Fastenpredigt mit dem Titel „Die Kirche ist offen – für Regenbogenfamilien“, die er am Sonntag, 13. März, zusammen mit Pfarrer Schmölzing um 15 Uhr in der St.-Gudula-Kirche in Rhede und um 17 Uhr in der St.-Georg-Kirche in Bocholt halten wird.      

Rückblickend kann Klaus Heumer sagen, dass Gott für sein Leben wichtig war und sicher auch bleiben wird: „Bei ihm habe ich immer Trost gefunden.“

Gudrun Niewöhner