Kleine Momente des Friedens in Lwiw entdecken

, Stadtdekanat Münster, Kreisdekanat Wesel

Luftalarm, Raketenangriffe, Menschen, die ums Leben kommen: „In den vergangenen zwei Jahren hat sich unser Leben drastisch verändert“, sagt Pfarrer Taras Myhaltschuk. Der ukrainische Priester lebt in Lwiw im Westen des Landes, ist dort für die Garnisionskirche zuständig, die für die Militärseelsorge genutzt wird. Im Schnitt muss er täglich einen gefallenen Soldaten in seiner Kirche beerdigen. „Der Glaube verleiht uns in dieser Zeit Kraft“, sagt er. Und die Unterstützung aus dem Ausland: Zum zehnten Mal haben die beiden Pastoralreferenten Max Weiß aus Münster und Max Eickmann aus Rheinberg in diesen Tagen Hilfsgüter nach Lwiw gebracht.

Max Weiß (links), Ronja Weiß (2. von links) und Max Eickmann (rechts) übergaben die Hilfsgüter an Leonid Prokoptschuk (Mitte) und Pfarrer Taras Mykhalchuk.

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„Es hat längst etwas Vertrautes, wenn wir dort ankommen“, sagt Max Weiß, dessen Frau Ronja erstmals mit dabei war. Bis Krakau fuhr das Trio, das einen zweiten Zwischenstopp kurz vor der ukrainischen Grenze einlegte. „Bei der Einreise gab es bürokratische Veränderungen“, berichtet der Pastoralreferent der Pfarrei St. Franziskus. Signalisierte bei den vorherigen Fahrten eine Nummer, dass das Team für humanitäre Zwecke unterwegs ist, wurde jetzt ein Militärdokument benötigt. „Das hat uns Pfarrer Taras spontan aus Donezk besorgt, so lange haben wir an der Grenze gewartet“, sagt Weiß. 

Als bedrückend erleben die Pastoralreferenten immer wieder den Besuch vor Ort in der Garnisionskirche – trotz des herzlichen Empfangs durch Pfarrer Taras. „Man kann nicht ausblenden, dass Krieg herrscht und Menschen um Angehörige trauern, die durch diesen Krieg ums Leben gekommen sind“, sagt Max Weiß. Beeindruckend sei die Begegnung mit Leonid Prokoptschuk gewesen, einem Ehrenamtlichen der Pfarrei, der regelmäßig Hilfsgüter in den Donbas bringt – auch die der Deutschen, die diesmal Thermounteräsche, Wärmepads, Verbandsmaterial, Vitamindrinks und Konserven mitgebracht haben. 

Pfarrer Taras feiert regelmäßig an der Front mit den Soldaten in einer unterirdischen, improvisierten Kapelle Gottesdienst. Das Foto zeigte er den beiden Deutschen bei deren Besuch.

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Wieder müssen Pfarrer Taras und seine Gemeinde das Weihnachtsfest feiern, während Krieg in ihrem Land herrscht. „Früher hatten wir an Weihnachten viele Militärangehörige in unserer Kirche, aber jetzt stehen die meisten von ihnen an vorderster Front“, berichtet er. Weihnachten werde deshalb wieder anders sein, „aber die Freude über die Geburt Jesu ist in unseren Herzen“, ist der Pfarrer überzeugt. 

Eine Hoffnung, die auch die beiden Pastoralreferenten bewegt. „Wenn wir das verschneite und wunderschöne Lwiw sehen, dann sehen wir viele kleine Momente des Friedens“, sagt Max Eickmann. „Gerade zu Weihnachten hoffen wir nochmal besonders, in tiefem Vertrauen auf Gott, dass die kleinen Momente des Friedens mehr werden und das bald echter Frieden herrscht. Das wünscht man allen Menschen auf Erden, besonders aber den Menschen in der Ukraine, die ihn schon so lange vermissen.“

Ann-Christin Ladermann