Klinikenkirche St. Maria Heil der Kranken wird profaniert

, Stadtdekanat Münster

Wer durch das jahrzehntealte Zelebrationsbuch der Klinikenkirche blättert, stutzt bei einem Namen auf der engbeschriebenen Seite im hinteren Buchteil. Joseph Ratzinger hat vor 57 Jahren dort feinsäuberlich unterschrieben. Am 19. Mai 1966 feierte der damalige Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Münster und spätere Papst Benedikt XVI. den Gottesdienst in der Klinikenkirche St. Maria Heil der Kranken. Es ist nur eine von vielen Ereignissen, die sich rund um den Kirchenraum in unmittelbarer Nähe zum Universitätsklinikum Münster (UKM) zugetragen haben. Sie bleiben als Erinnerungen lebendig, wenn am Donnerstag, 8. Juni (Fronleichnam), die Klinikenkirche profaniert wird.

Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., feierte 1966 einen Gottesdienst in der Klinikenkirche.

© Bistum Münster

Bauliche Entwicklungen des UKM sowie der Zustand der Kirche, die am 26. Oktober 1958 geweiht wurde, zwingen das Klinikum, die Eigentümer der Kirche ist, zu diesem Schritt. „Das undichte Dach ist nur eine von mehreren Baustellen“, weiß Dr. Leo Wittenbecher, leitender Klinikpfarrer am UKM und Rektor der Klinikenkirche. Auch sei die Größe des Gebäudes für den heutigen Bedarf nicht mehr angemessen. 

Mit der Profanierung solle die Bedeutung der Seelsorge keinesfalls kleingeredet werden. Im Gegenteil, fällt doch die Klinikenkirche als Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten, Angehörige und Mitarbeitende nicht ersatzlos weg, sondern wird durch die neue Karl-Leisner-Klinikenkapelle auf dem Tita-Cory-Campus gegenüber des UKM-Haupteinganges abgelöst. „Weil sich einige Bauprojekte des UKM in Richtung Norden orientieren, haben wir künftig dort eine zentrale Lage“, sagt Wittenbecher, der die gute Zusammenarbeit zwischen Klinikum und Seelsorge betont. „Uns ist es ein gemeinsames Anliegen als Seelsorge dort zu sein, wo die Menschen sind“, betont der Klinikpfarrer. Der Tita-Cory-Campus biete mit dem neuen Studierendenwohnheim die Chance für gemeinsame Projekte. Derzeit läuft ein Pilotprojekt zusammen mit der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde und der Ehrenamtskoordinatorin des UKM an, bei dem sich Studierende freiwillig in Gesprächsführung und anderen Bereichen weiterbilden können, um ehrenamtlich die Angebote der Seelsorge im UKM zu ergänzen. 

Neben der Klinikenkapelle auf dem Tita-Cory-Campus steht Patienten und Besuchern auch die Kapelle im Westturm des UKM auf Ebene 07 als Gebetsraum und Ort der Stille zur Verfügung. „Hier wird künftig der Gottesdienst samstags um 16 Uhr gefeiert, damit Patientinnen und Patienten den Raum besser erreichen können“, kündigt Wittenbecher an. Die Kapelle im Westturm wird auch Standort für die Schutzmantel-Madonna sein, die sich derzeit in einer Seitennische der Klinikenkirche befindet „Es wird derzeit von den Verantwortlichen geprüft, ob die Brandschutzvorgaben es ermöglichen, dass Patienten und Besucher zum Gebet dort auch Kerzen entzünden können“, sagt Wittenbecher. In der Kapelle auf dem Tita-Cory-Campus ist das schon jetzt möglich. Einen neuen Standort bekommt auch der Taufstein aus der Klinikenkirche. Er zieht auf den Patio der Karl-Leisner-Kapelle auf dem Tita-Cory-Campus. „Weil an dem Stein tausende Kinder getauft worden sind – damals noch direkt nach der Geburt – ist das ein schönes Erinnerungsstück an die Klinikenkirche“, begründet Wittenbecher.

Wie der profanierte Kirchenraum künftig genutzt wird, ist noch offen.

Die Profanierung wird zusammen mit der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser als Fronleichnamsgottesdienst gefeiert. Start ist um 10 Uhr an der Klinikenkirche, nach der Profanierung beginnt von dort aus die Fronleichnamsprozession.

Ann-Christin Ladermann

Die Klinikenkirche St. Marien Heil der Kranken von außen.

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