Knop: Qualifikation statt Standesdenken

, Bistum Münster

Die derzeitige Krise der Kirche ist in erster Linie eine Krise des Amtes: Mit dieser These steht Prof. Dr. Julia Knop nicht allein da. Bei der Jahrestagung des Freckenhorster Kreises, einer Reformgruppe im Bistum Münster, die 1969 in Freckenhorst gegründet worden ist, hat die Dogmatikerin von der Universität Erfurt am 2. Oktober per Videoschalte zum Thema „Amt und Würden, Macht und Dienst“ referiert.

Julia Knop

Prof. Dr. Julia Knop

© Universität Erfurt

Ihrer Behauptung fügte Knop auch gleich ihre Begründung an: „Amtsträger der Kirche stehen unter Verdacht, Missbrauch und Vertuschung begangen und gefördert zu haben. Aber auch das Verständnis des Amtes ist in der Krise.“ Das Priesterforum im Rahmen des Synodalen Weges sei beauftragt worden, nachzudenken, was das Spezifikum des Amtes heute und morgen sein könne. Dabei geht es nicht darum, das Weiheamt abzuschaffen, wie manche behaupten, die im Gegenzug das Priesteramt in seiner jetzigen Form zum katholischen Identitätsmarker stilisieren: „Es ist vielmehr dringend an der Zeit, über toxische Strukturen und Konzepte des Amtes nachzudenken und eine neue Gestalt des Amtes zu entwickeln“, betonte die Theologin.

Und genau das tat Julia Knop, die in Harsewinkel aufgewachsen ist, im Folgenden. Dabei stellte sie angesichts der dramatisch sinkenden Zahl der Priesteramtskandidaten nicht nur die derzeitige Ausbildung in Frage, sie kritisierte auch die Weiheliturgie mit ihren aus der Zeit gefallenen Gesten und Versprechen.

„Es bleibt nicht alles, wie es ist.“ Mit dieser Prognose wagte die Professorin keinen Blick in die Glaskugel, sondern verwies auf Pfarreien, die ausbluten, und Priester, die wegen der vielen Verwaltungsaufgaben keinen Kontakt zur Gemeinde aufbauen können. In Veranstaltungen vermisse sie oftmals „frohe, vitale und charismatische Priester“. Diese Unzufriedenheit lasse sich nicht wegspiritualisieren. Knops Beobachtung bleibt aus ihrer Sicht bislang ohne Konsequenzen: „Es besteht kaum die Bereitschaft, etwas zu ändern.“ Veränderungen seien aber gerade bezogen auf das priesterliche Amt für die Zukunft der Kirche notwendig.

Julia Knop teilte das Amt in vier (noch) miteinander verkoppelte Dimensionen auf und nahm diese unter die Lupe. In Frage stellte sie dabei vor allem das überhöhte, unbiblische Standesdenken, das zwischen Klerikern und Laien unterscheide und nicht mehr zeitgemäß sei. Mit Leitung, Lehre und Liturgie sollen diejenigen beauftragt werden, die über eine entsprechende Befähigung verfügten. Es komme bei den Hauptamtlichen auf Professionalität, Kompetenz, Qualifikation und Begabungen für die Übernahme von Aufgaben an, nicht auf Standesprivilegien. Voraussetzung sei selbstverständlich auch eine geistliche Berufung, verbunden mit dem jeweiligen spirituellen Charisma. All diese beruflichen Vorgaben sieht die Professorin bereits in der Berufsgruppe der Pastoralreferentinnen und -referenten gebündelt. 

Gudrun Niewöhner