Kolping-Bildungsstätte sammelt gute Erfahrungen bei Zertifizierung

, Kreisdekanat Coesfeld

Petra van Husen hat in der Kolping Bildungsstätte Coesfeld die Zertifizierung nach „Zukunft einkaufen“ maßgeblich auf den Weg gebracht. Sie gibt als pädagogische Leiterin der Bildungseinrichtung ihre Erfahrungen gern in Seminaren und Workshops weiter. „Wenn man es geschafft hat, ist man stolz“, sagt van Husen rückblickend.

Petra van Husen hat mit der Zertifizierung der Kolping-Bildungsstätte in Coesfeld nach dem Umweltmanagementsystem „Zukunft einkaufen“ viel erreicht.

© Text und Foto: Karola Wiedemann

Sie hat zusammen mit dem Umweltausschuss in der Kolping-Bildungsstätte Coesfeld und mit Unterstützung des Referats Schöpfungsbewahrung im Bistum Münster das Umweltmanagementsystem „Zukunft einkaufen“ eingeführt. Während der Pilotphase der Initiative „Zukunft einkaufen – glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ hat der Prozess 2016 in der Kolping-Bildungsstätte begonnen. Im Herbst 2017 war das Ziel erreicht: Die Einrichtung mit 100 Betten und rund 20.000 Teilnehmertagen pro Jahr wurde als eine der ersten Einrichtungen im Bistum Münster für drei Jahre nach „Zukunft einkaufen“ auf Level zwei der Initiative zertifiziert.

Auf Level zwei werden zunächst mit Hilfe von Checklisten alle relevanten Bereiche systematisch erfasst und Kennzahlen entwickelt, um sich einen Überblick zu verschaffen. Darauf aufbauend entwickelt die Einrichtung eine Beschaffungsordnung, einen Katalog für kurz-, mittel- und langfristig geplante Maßnahmen und eine Umwelterklärung. Auf dieser Grundlage verleiht das Bistum das Zertifikat „Zukunft einkaufen“.

Auch wenn viel Personaleinsatz notwendig war, um alle Details bis hin zu Anzahl und Zustand der Lampen und Heizkörpernischen in dem 2.000 Quadratmeter umbauten Raum strukturiert zu erfassen. Mit der Einführung von „Zukunft einkaufen“ wurde ökofaire Beschaffung und Bewirtschaftung zum Gesprächsthema unter den 40 Mitarbeitenden in der Kolping-Bildungsstätte. In der regelmäßig stattfindenden Leitungsrunde „Qualitätssicherung“ steht das Umweltmanagement inzwischen jedes Mal auf der Tagesordnung. Viele neue Ideen und solche, die immer schon da waren, wurden und werden aus allen Bereichen systematisch zusammengetragen und gebündelt. „Das Pfund muss man heben“, betont Petra van Husen. „Außerdem hat das Ganze unser Wir-Gefühl weiter gestärkt.“

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Seit dem Prozess wird noch mehr darauf geachtet, dass in den Büros alle Geräte ganz ausgeschaltet sind, wenn sie nicht genutzt werden. Tee gibt es nur noch in Bioqualität. Die Küche plant gerade ein Gericht mit vor allem fair gehandelten Produkten. Alle Reinigungsmittel wurden auf ihre Auszeichnung mit dem blauen Engel gecheckt und werden jetzt nur noch in größeren Gebinden besorgt und im Haus umgefüllt. Im Bereich Hauswirtschaft wurden viele Anbieter kontaktiert, um zu schauen, wo die Waren in welcher Qualität zu welchen Bedingungen erhältlich sind, und entsprechend ausgesucht. Dabei zeigte sich auch, dass die Umstellung auf andere Bezugsquellen wegen bestehender Verträge nicht immer kurzfristig möglich war. So war der Vertrag für den Strombezug gerade abgeschlossen, was erst mal den Wechsel zu Ökostrom verhindert hat. Für die Zukunft stehen mit der Dämmung von Fenstern und Dach an dem Gebäude aus dem Jahr 1955 eine energetische Sanierung und im Außengelände die Anlage einer Blumenwiese ganz oben auf der Agenda.
Bei der Bestandsaufnahme anhand der Checklisten wurde aber auch deutlich, dass das Haus in Sachen Mülltrennung, Wassersparen und bei der Umstellung auf LED-Birnen bereits sehr gut aufgestellt war. 

Das Ganze blieb aber auch nicht ohne Widersprüche: Soll die Butter weiter in kleinen Päckchen verpackt aufs Buffet oder vom großen Gebinde aufgeschnitten angeboten werden? Da die unverpackten Butterreste im Müll landen müssen, hat das Haus entschieden, bei den klein portionierten Päckchen zu bleiben. „Wir können es einfach nicht gut aushalten, Lebensmittel in der Biotonne zu sehen“, begründet die 52-jährige die Entscheidung, die regelmäßig neu überprüft wird.

Im Umweltausschuss arbeitet sie mit den Bereichsleitungen Tagungsmanagement und Küche, dem Geschäftsführer und dem Hausmeister der Bildungseinrichtung zusammen. Diese Zusammensetzung des Umweltausschusses war bei der Beschaffung der Daten sehr hilfreich. So hatte der Geschäftsführer direkt Zugriff auf viele Daten aus der Verwaltung. Viele weitere Daten konnte der Umweltausschuss dem im Haus schon vorhandenen Qualitätsmanagementsystem „Gütesiegelverbund Weiterbildung“ entnehmen. Die Baupläne lieferte der Architekt vom letzten Umbau.

Aufmerksam wurde die Bildungsstätte auf Zukunft einkaufen über den Kolping Diözesanverband Münster e.V., der bereits seit 2015 nach „Zukunft einkaufen“ zertifiziert ist und damit das Leitbild des Kolpingwerkes Deutschland, verantwortlich zu leben und solidarisch zu handeln, glaubwürdig umsetzt.

Auf der neuen Website der Kolping Bildungsstätte, die im September online geht, bekommt die Umwelterklärung und die Zertifizierung mit „Zukunft einkaufen“ einen hohen Stellenwert. „Wie in anderen Qualitätsmanagementprozessen verstehen wir das Ganze als einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess“, erläutert Petra van Husen den Wunsch, das Haus qualitativ immer weiter in Richtung ökofair zu entwickeln: „Wir sind gern Vorbild für unsere Gäste und auch für andere Einrichtungen.“

So ist die Kolping-Bildungsstätte Coesfeld eines von vier Bildungshäusern im Bistum Münster, das mit Seminaren und Workshops andere Einrichtungen und Kirchengemeinden im Rahmen der Initiative „Zukunft einkaufen – glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ informiert und begleitet. Termine zu kostenlosen Veranstaltungen für Nachhaltigkeitsbeauftragte in kirchlichen Einrichtungen und für Pfarreiräte gibt es unter unter info[at]bildungsstätte.kolping.de und Tel. 02541/80303.