Krankenhausseelsorger beschäftigen sich mit Trauer

, Bistum Münster

Mit der Trauer als individuellen Prozess haben sich 24 Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger aus dem Bistum Münster bei ihrer zweitägigen Fachtagung beschäftigt. Auf Einladung von Dr. Leo Wittenbecher, Referent für den Bereich Krankenhausseelsorge im Bischöflichen Generalvikariat Münster, kamen sie am 27. und 28. Oktober ins Exerzitienhaus Gertrudenstift in Rheine. Die Trauerforscherin Dr. Ruthmarijke Smeding gab den Teilnehmenden einen Einblick in das von ihr entwickelte Modell „Trauer erschließen“, das von drei Gezeiten der Trauer spricht. 

Den Schwerpunkt ihrer Ausführungen legte Frau Dr. Smeding auf die sogenannte „Schleusenzeit“ als mögliches Modell für die seelsorgliche Begleitung am Ende des Lebens. Damit ist die Zeit zwischen dem Eintritt des Todes und der Bestattung eines Menschen gemeint. Gerade in dieser Zeit des Übergang vom Leben zum Tod könne eine Begleitung durch Seelsorgende sehr hilfreich sein. „Seelsorgerinnen und Seelsorger können in dieser Situation den Menschen eine wertvolle Hilfestellung anbieten. Der Slogan des Bistums Münster ‚Für Dein Leben gern‘ wird hier radikaler Ernstfall und die Wissenschaft zeigt überdeutlich, dass dies für die Bewältigung der Krisensituation eine enorme Stütze ist“, erklärte Wittenbecher.

Aus Sicht von Smeding erfolgt in der Schleusenzeit der Übergang eines Angehörigen in die Rolle des Hinterbliebenen. Damit komme dem „Abschiednehmen“ eine besondere Bedeutung zu, denn dabei realisieren die Angehörigen den Tod des Verstorbenen. Viele Betroffene bezeichneten diese Zeit als eine Schleuse, durch die sie „wie ferngesteuert“ gehen mussten. In diesen ersten Tagen hätten neben medizinischem Personal aus Seelsorgende einen engen Kontakt zu den Betroffenen und könnten unterstützen. Begleiten, so Smeding, bedeute, dass Begleiterinnen und Begleiter in die Richtung der zu begleitenden Personen gehen, in diesem Fall der Angehörigen. Seelsorger könnten durch fundierte Gespräche und auf die Situation abgestimmte Rituale helfen, Menschen durch diese besondere Zeit zu geleiten.

Die Fragen der Teilnehmenden standen im Mittelpunkt: Was kann Menschen in dieser Situation spirituell nähren? Wie können sogenannte „Trittsteine“ erarbeitet werden? An welcher Stelle hat das Sakrament der Krankensalbung seinen eigentlichen Platz? Bedarf es, neben dem Sterbesegen, weiterer, anderer Rituale, damit die konkrete Situation angemessen spirituell begleitet werden kann? Gibt es Doppelrituale, die nicht nur den Sterbenden in den Blick nehmen, sondern auch die Angehörigen und damit Trauernden? Smeding gab Beispiele aus ihrer langjährigen Erfahrung als Trauerforscherin, über die sich die Teilnehmenden – angereichert durch eigene Erlebnisse in ihrer Arbeit – intensiv austauschten. 

Text: Michaela Voorwold (Seelsorgerin im Klinikum Oldenburg)/Ursula Willenborg (Seelsorgerin im St. Josef-Hospital Cloppenburg)