Viele Gemeinsamkeiten stellten der Kreisdechant und die Superintendentin fest. Beide Kirchen würden Mitglieder verlieren, und es werde immer schwieriger, Hauptamtliche für die Seelsorge zu finden. „Nicht nur bei den Priestern. In den nächsten Jahren wird es auch bei den Pastoralreferentinnen und -referenten nicht einfach“, berichtete Arntz. Auch die evangelische Kirche habe das Problem, Menschen für den Beruf des Pfarrers oder der Pfarrerin zu begeistern. „Es liegt unter anderem daran, dass wir bei den jungen Menschen nicht mehr so gut ankommen“, bedauerte Falcke und fügte hinzu: „Es braucht viel Mut und ein gutes Standing, um sagen zu können, dass man Theologie studiert.“ Ebenso sei es nicht einfach, Ehrenamtliche zu finden, die sich beispielsweise im Presbyterium oder im Kirchenvorstand engagieren. Auf die Veränderungen der Zeit reagierten beide Kirchen mit neuen strukturellen Konzepten.
„Bei all diesen Themen hoffe ich, dass wir mit unserer guten Botschaft weiterhin für die Welt etwas zu sagen haben“, betonte Falcke, die lange in Berlin gelebt und gearbeitet hat. Sie habe das Münsterland als eine Region wahrgenommen, die durch die katholische Kirche geprägt sei. „Davon profitieren wir als evangelische Kirche auch. Diese Prägung tut der Gesellschaft gut“, ist sie überzeugt. Die Kirchen seien tragende Säulen beispielsweise mit Blick auf die Flüchtlingskrise 2015 und ebenso aktuell. Die Verbindung von Glauben und gesellschaftlicher Verantwortung funktioniere an vielen Stellen.
Dem konnte Arntz zustimmen. „Jedoch spüren wir, dass es weniger wird. Die Corona-Pandemie hat in vielen Gemeinden Problematiken, die zuvor bedeckt waren, offen gelegt. Wir mussten etwas wagen, um zu verkündigen. Das hat bei vielen Kreativität freigesetzt, andere waren damit überfordert und haben sich zurückgezogen“, erläuterte der Kreisdechant. Vieles sei sowohl in den evangelischen als auch in den katholischen Gemeinden auf der Strecke geblieben wie beispielsweise die Jugendarbeit oder besondere Gottesdienstformate. Auch gemeinsam geplante Projekte wie der Preacher Slam oder eine Reise zum Ökumenischen Kirchentag im Frankfurt 2021 seien der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen.
Arntz und Falcke betonten, dass ihnen die Vernetzung und die Ökumene wichtig sei. „Mir ist an einem gemeinsamen Nachdenken und auf dem Weg sein sehr gelegen“, sagte Falcke. Ein Austausch mit den Kreisdechanten der Kreise Coesfeld, Borken und Steinfurt, um weitere ökumenische Projekte zu initiieren, sehen beide als sinnvoll an.
Die gute Zusammenarbeit im Kreis Coesfeld werde in der gemeinsamen Verkündigungssendung „Gedanken zum Tag“, die jeden Sonntag um 8.23 Uhr auf Radio Kiepenkerl rund 30.000 Zuhörerinnen und Zuhörer erreicht, deutlich. „Seit fünf Jahren sind wir auf Sendung, und seit zwei Jahren wechseln sich katholische und evangelische Sprecherinnen und Sprecher ab. Das ist ein gutes Miteinander im Kreis Coesfeld, das motiviert“, sagte Arntz.
Michaela Kiepe