Kreisdechant Johannes Arntz ist aus der Sabbatzeit zurück

, Kreisdekanat Coesfeld

Mit einem „mulmigen Gefühl“ hat sich Kreisdechant Johannes Arntz am Pfingstsonntag in seine dreimonatige Sabbatzeit verabschiedet. Zurückgekehrt ist er „tiefenentspannt“. „Auch wenn ich in der Zeit viel gearbeitet habe. Ich bin trotzdem erholt, denn ich habe viele neue Erfahrungen gesammelt und Abstand erhalten“, blickt er zurück.

Johannes Arntz steht mit Spitzhacke und Sonnenhut im Weinberg.

Idyllisch, aber anstrengend: Im Weinberg musste Johannes Arntz den Boden mit der Spitzhacke auflockern.

© privat

Seine Auszeit hat der 56-Jährige in Portugal, Frankreich und Berlin verbracht. „Im Vorfeld habe ich mir viele Gedanken macht, was ich überhaupt machen will. Ich wollte etwas tun, was mir entspricht“, berichtet der Seelsorger. Bei seinen Recherchen ist er auf die Internetseite www.workaway.info gestoßen. Er fand drei Projekte für sich. „Der Gastgeber stellt die Unterkunft und Verpflegung. Dafür muss man sich verpflichten, 25 Stunden pro Woche zu arbeiten“, erklärt Arntz das Prinzip. So startete das Abenteuer Sabbatzeit zunächst für zwei Wochen im Hinterland der Algarve in Portugal. „Dort habe ich in einem großen privaten Biogarten mitgearbeitet“, berichtet der Gartenfreund. Anschließend ging es weiter nach Frankreich in ein kleines Dorf in die Nähe des Flusses Ardèche. Dort unterstützte er einen „Lebenskünstler“, der eine Herberge für Wanderer betreibt, beim Wiederaufbau der weggeschwemmten Zufahrt. „Die meiste Zeit habe ich am Betonmischer gestanden und Sand über einen Höhenunterschied von etlichen Meter mit der Schubkarre zur Baustelle gebracht“, erinnert er sich an die schweißtreibende körperliche Arbeit. 

Anschließend machte er sich auf den Weg nach Südfrankreich. Für vier Wochen wurde das Weingut „Clos Centeilles“ im Anbaugebiet Languedoc sein Zuhause. „Es ist ein altes Weingut, das hochwertige Weine produziert“, informiert Arntz. Reben schneiden und hochbinden sowie Boden hacken gehörten im Weinberg ebenso zu den Aufgaben wie das Aufräumen, Umlagern oder Verkorken von Flaschen im Weinkeller. „Ich habe viel über Wein und auch über die schwierige Vermarktung gelernt“, berichtet der Geistliche und fügt lächelnd hinzu: „Aber ich habe dort auch den besten Wein meines Lebens getrunken.“ 

Als Höhepunkt erlebte Arntz jedoch seine Zeit als Praktikant im Berliner Hotel Lindner. Mit der Arbeit in dem 140-Zimmer-Haus am Kurfürstendamm erfüllte er sich einen Traum. „Als Kind und Jugendlicher habe ich ernsthaft überlegt, eine Ausbildung in dieser Branche zu machen und später selbst ein Hotel zu leiten“, berichtet er. Das Personal sei anfangs etwas skeptisch gegenüber dem ungewöhnlichen Praktikanten gewesen, doch „nach kurzer Zeit haben sie mir immer das Gefühl gegeben, ich gehöre dazu.“ Stationen wie das Housekeeping, die Rezeption, der Service und die Küche hat Arntz durchlaufen. „Für mich war es sehr spannend, in eine andere Berufs- und Lebenswelt einzutauchen, aus der ich auch Erfahrungen in meinen Alltag und die Arbeit in der Gemeinde mitnehmen kann“, sagt er. Wie beispielsweise die Willkommenskultur im Hotel oder auch den Leitungsstil der Hoteldirektorin. „Bei ihr habe ich gelernt, wie man Menschen einbindet, Verantwortung abgibt und trotzdem im Blick behält und auch die einzelnen Mitarbeiter im Blick behält“, konkretisiert er. Am Ende des Praktikums stand für ihn die Erkenntnis, dass er auch an diesem Beruf Freude gehabt hätte ebenso wie heute als Pfarrer und Kreisdechant.

Glücklich ist Arntz über die Erfahrungen, die er in den unterschiedlichen Einsätzen gemacht hat. „Es kann auch erfüllend sein, einfache Arbeiten zu machen.“ Respekt hat er bekommen vor Menschen, die körperlich hart für einen geringen Lohn arbeiten. „In der Hotelzeit ist mir auch noch einmal deutlich geworden, wie wichtig es ist, jeden so anzunehmen wie er ist,“ sagt Arntz und fügt abschließend hinzu: „Es war sehr anstrengend, aber es war eine gute Zeit. Ich kann es nur jedem empfehlen.“

Michaela Kiepe