Krippenausstellung im Museum

Aktueller kann ein Thema nicht sein. Die 75. Krippenausstellung, die am 14. November im Telgter Museum "Religio" eröffnet worden ist, steht unter dem Thema "Heute ist uns der Retter geboren".

"Die Ausstellung ist ein Lichtblick nach einer schrecklichen Nacht", sagte der Landrat des Kreises Warendorf, Dr. Olaf Gericke, in seinem Grußwort. Damit spielte er auf die Attentate in Paris vom Vorabend an, bei denen 130 Menschen starben.

Ulrich Schulze stellte als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates des Westfälischen Museums für religiöse Kunst das Jubiläum in den Vordergrund: Eine solche Tradition von Krippenausstellungen sei einmalig in Deutschland. Seit 1934 hätten 1,5 Millionen Menschen die Krippenausstellungen im Telgter Museum besucht. Die fast 120 Krippenschaffenden kämen neben Deutschland sogar aus Österreich und den Niederlanden. Viele Krippenschaffende beteiligten seit Jahrzehnten an der Ausstellung, stellte Schulze fest. Keine sei allerdings so lange dabei wie Anna Schulz aus Rheine, die seit 55 Jahren regelmäßig teilgenommen hat.

"Wir können nach den schrecklichen Ereignissen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", forderte Gericke. Wieder seien es gewaltbereite Islamisten gewesen, die für diese unmenschlichen Taten verantwortlich seien. Zugleich warnte der Warendorfer Landrat davor, das Thema mit der aktuellen Flüchtlingsthematik zu verquicken. Flüchtlinge seien froh, dem Chaos entronnen zu sein. "Wir wollen den Menschen hier eine Heimat geben", sagte Gericke. Wie richtig es gewesen sei, dem Museum mit dem "Tisch der Religionen" eine neue Ausrichtung zu geben, erweise sich jetzt einmal mehr.

Als er im Januar dieses Jahres das Thema bekanntgegeben habe, habe er nicht ahnen können, welche Tagesaktualität es bei der Eröffnung der Ausstellung haben könnte, erklärte Museumsleiter Dr. Thomas Ostendorf. Unter den aktuellen Bedingungen stelle sich die zentrale Botschaft der Weihnachtsgeschichte unter veränderten Vorzeichen. "Für viele Flüchtlinge sind wir der Retter. Und wir müssen entscheiden, ob wir es sein wollen", erklärte Ostendorf.

Auch Propst Dr. Michael Langenfeld rückte die Weihnachtsgeschichte in die Gegenwart, als er sagte: "Jesus lebt heute. Er ist unter uns Menschen." Die im Lukasevangelium verkündete frohe Botschaft "Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren" gelte auch für die Jetztzeit. Der Retter sei "nicht reiner Geist", kein Abstraktum", sondern einer, der unter den Menschen lebe.

Anschließend dankte Langenfeld Thomas Ostendorf, für den es die letzte Krippenausstellung in seiner Funktion als Museumsleiter ist. Ostendorf scheidet im Juni 2016 altersbedingt aus.

Die Krippenausstellung umfasst 130 Arbeiten. Darunter sind kleine Krippen wie die des erst siebenjährigen Rupert Northoff aus Dortmund, der die Figuren ideenreich aus Eicheln fertigte und auch die Bootsflüchtlinge einbezog. Hinter Ruperts Schule ist seit einigen Monaten eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet. Im Schulunterricht und zu Hause wurde viel über die Probleme der Flüchtlinge gesprochen. Mehrfach kamen persönliche Begegnungen mit ihnen zustande. So entwickelte sich bei Rupert die Idee zu seiner Krippengestaltung "Auf der Flucht, doch bald sind wir bei Jesus, unserem Retter."

Die weit überwiegende Mehrzahl der Krippen haben jedoch erwachsene Krippenschaffende erarbeitet, die überwiegend in Westfalen beheimatet sind. Zu den Ausnahmen zählt Marcus Rudolfs aus Voorburg in den Niederlanden. Er stellte die meterhohen Figuren aus Pappmaché mit textiler Bekleidung her und betitelte sie: "Es kann in jeder Zeit passiert sein, schließlich steckt der Retter in uns selbst, wenn wir nur daran glauben wollen." Rudolfs lässt die Geburt des Gottessohnes sich im späten flämisch-holländischen Mittelalter ereignen, als sich dort mit den Kirchenkrippen die Übertragung des biblischen Geschehens in die damalige Gegenwart verbreitete.

Die 75. Krippenausstellung läuft bis zum 30. Januar 2016. Geöffnet ist sie täglich – außer montags – von 11 bis 18 Uhr; geschlossen bleibt das Museum am 24. und 31. Dezember. Am 1. Weihnachtstag sowie Neujahr öffnet es um 14 Uhr.

Weitere Infos gibt es unter www.museum-religio.de.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de