Künstlertreffen mit Bischof Genn widmete sich besonderem Projekt
Gottes Gegenwart und seine Geschichte mit den Menschen als unbegreiflich darzustellen und doch zu veranschaulichen ist ein hoher künstlerischer Anspruch.
In Rüdesheim-Aulhausen stellten sich sieben Künstlerinnen und Künstler mit geistiger Beeinträchtigung diesem Anspruch.
Wie sie in Zusammenarbeit mit Theologinnen und Theologen den Innenraum der dortigen Marienkirche neu und einzigartig gestalteten, damit haben sich am 29. November beim Künstlertreffen des Bistums Münster im Franz Hitze Haus in Münster rund 200 Teilnehmer beschäftigt.
Nach der Begrüßung durch Bischof Dr. Felix Genn führte Dr. Susanne Kolter von der Kunstkommission des Bistums, die das Treffen mit dem Titel "Von der Unbegreiflichkeit Gottes" organisiert hatte, in das Projekt ein. Dieses stellten danach Christiane Cuticchio, Leiterin des Atelier Goldstein, und Dr. Dr. Caspar Söling, Sprecher des St. Vincenzstifts in Aulhausen, vor.
2009 hatte Söling das Atelier Goldstein mit der Neugestaltung der Marienkirche beauftragt. Das Gotteshaus, ein Teil des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters, in dem das St. Vincenzstift untergebracht ist, stammt aus dem zwölften Jahrhundert und war sanierungsbedürftig. "Die Kirche war damals genutzt, aber ungeliebt", beschrieb Söling die Ausgangssituation. Die der Gestaltung habe den Geist der Zisterzienserinnen und der Caritas widerspiegeln sollen. Und: "Wir wollten echte Kunst, kein Mitleid für die Künstler, sondern echte Bewunderung."
Dafür war das Atelier Goldstein der Lebenshilfe e.V. Frankfurt am Main der richtige Ansprechpartner. Es gilt als eines der weltweit besten Ateliers für Outsider Art, das heißt, für Kunst von Laien, Kindern oder Menschen mit einer geistigen Krankheit oder Behinderung. Ob man den Auftrag übernehme, sei im Atelier sehr diskutiert worden, erinnerte sich Cuticchio. "Die Zusammenarbeit war von beiden Seiten kein blindes Vertrauen, sondern vorsichtige Annäherung", bestätigte Söling. Er selbst arbeitete in einer Gruppe mit, die das theologische Konzept erstellte.
Umgesetzt habe man das Projekt in vier Schritten: Zunächst habe eine Ausstellung in der Kirche stattgefunden, dann hätten die Künstler diese als Atelier genutzt. Anschließend sei – parallel zur Sanierung – das theologische Konzept entstanden und schließlich die künstlerische Neugestaltung umgesetzt worden. Im Frühjahr 2016 habe man die Kirche feierlich wiedereröffnet.
Eindrucksvolle Fenster, eine überlebensgroße kreuzförmige Figur, ein sehr schlichter Altar, ein beschrifteter Vorhang mit einem Text von Bernhard von Clairvaux und ein überdimensionaler Engelsflügel, der in Form von Metallbändern in den Estrich eingelassen ist, prägen seitdem den Kirchenraum. Thematisch sind die Kunstwerke, die Cuticchio und Söling gemeinsam erläuterten, den Bereichen "Mensch in der Zeit", "Schöpfung", "Tod" und "Hoffnung auf Vollendung" zugeordnet. "Die Essenz der Kirche ist, dass Gottes- und Selbsterkenntnis auf das engste zusammengehören", sagte Söling. Und Cuticchio erklärte: "Diese figürlichen Darstellungen in Kirchen sind heute absolute Ausnahmen, weil wir Gott und die Heiligen oft nicht mehr darstellen können und wollen. Künstler mit geistigen Beeinträchtigungen aber können das."
Über das Vorgestellte diskutierten die Teilnehmer anschließend lebhaft. Dabei kam auf dem Podium neben den Referenten auch Lisa Inckmann zu Wort. Als Leiterin des Kunsthauses Kannen aus Münster ist sie ebenfalls in der Outsider Art tätig.
Weitere Infos gibt es unter www.marienkirche-aulhausen.de
Bildunterschrift: Diskutierten über ein besonderes Kunstprojekt (von links) Lisa Inckmann, Caspar Söling, Felix Genn, Christiane Cuticchio, Susanne Kolter und Akademiedirektor Antonius Kerkhoff.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 30.11.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Anke Lucht / Bischöfliche Pressestelle