Ein Jahr lang hat Blum ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Dombauhütte absolviert. In den vergangenen zwölf Monaten hat er eine Möglichkeit erfunden, mittels kleiner Motoren und einer einfachen Apparatur, vor Ort im 3D-Drucker hergestellt, die Schalter der Heizung ferngesteuert zu bedienen. Unterstützt wurde er dabei durch ein Team der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort unter Leitung von Professor Rolf Becker. Erfunden hat Blum zudem eine auf ähnlicher Basis funktionierende Möglichkeit, einige der Domfenster automatisch zu öffnen und zu schließen. Alle Komponenten sind so ausgelegt, dass sie auch wieder abgebaut werden können, um die die Anlagen weiterhin per Hand zu bedienen.
Die nun eingebaute Automatisierung aber ist, wie Dombaumeister Johannes Schubert betont, nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, durch die das Treppensteigen reduziert wird, sondern entscheidend dafür, dass ein anderes Projekt erfolgreich anläuft: Die Überwachung des Raumklimas im Xantener Dom mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI). Zwar messen schon seit 2019 zahlreiche Sensoren – entwickelt und immer wieder angepasst durch das HRW-Team von Professor Becker – Temperatur, Feuchtigkeit, Druck und weitere Parameter und geben so Auskunft über die aktuelle Situation. „Durch eine Ampel wird den Verantwortlichen, zum Beispiel den Küstern, dann angezeigt, ob ein Wert kritisch ist und gehandelt werden muss durch Lüften, Heizen oder Trocknen“, erklärt Schubert. Allerdings dauert es, die mehr als 40.000 Kubikmeter Luft, die der Dom umschließt, so zu steuern, dass alles wieder „im grünen Bereich“ ist. Denn sonst besteht die Gefahr, dass Feuchtigkeit an Wänden, Kunstwerken oder in den Textilien kondensiert und so Schimmel entsteht.
Gemeinsam mit den KI-Experten der niederländischen Software-Firma Datacadabra haben die Beteiligten ein Programm entwickelt, das einerseits auf die Sensor-Aufzeichnungen seit 2019 zurückgreifen kann und dazu auch die aktuellen Wetterprognosen auswertet. Daraus berechnet die KI, wie sich das Raumklima im Dom voraussichtlich entwickelt und im Idealfall durch frühzeitige Heizungs- und Fenstersteuerung negative Entwicklungen verhindern. Ties Traanman von Datacadabra erklärt: „Die KI lernt ständig dazu, jetzt ist es noch sehr warm, im Winter müssen wir Daten bei kaltem Wetter sammeln. Es wird also rund ein halbes Jahr dauern, bis die KI vollständig trainiert ist.“ Das zunächst einjährige Projekt wurde vom „Verein zum Erhalt des Xantener Doms“ in Auftrag gegeben und wird von der Euregio gefördert.
Christian Breuer

