„Kunst ist ein Lob Gottes“

, Kreisdekanat Steinfurt

Sie wollen einladen, den Blick zu weiten, zuzuhören, sich berühren zu lassen – und das auf besondere Weise. „Jede Form von Kunst ist ein Lob Gottes“, formuliert Alexander Fenker in Anlehnung an Bachs „Soli Deo Gloria“ (Gott allein die Ehre) und will damit sagen, dass künstlerische Fähigkeiten und Begabungen nicht selbstverständlich sind. Kulturschaffenden einen Raum zu geben, das hat sich das Team der Kulturkirche St. Christophorus in Ladbergen, die zur Lengericher Pfarrei Seliger Niels Stensen gehört, seit 2018 zur Aufgabe gemacht. Selbstverständlich werden in der 1981 geweihten Kirche weiter Gottesdienste gefeiert, aber auch Konzerte, Ausstellungen, Filme und Lesungen haben dort einen festen Ort – und ziehen Interessierte aus dem gesamten Kreis Steinfurt und darüber hinaus an.

Einige Mitglieder des Teams der Kulturkirche St. Christophorus in Ladbergen (von links): Gabi Reinecke, Alexander Fenker, Gertrud Leder, Edith Verweyen-Hackmann und Gabriela Fiegenbaum.

© Bistum Münster

Alexander Fenker gehört von Beginn an zum inzwischen zehnköpfigen Team, das sich ums Programm kümmert, Künstlerinnen und Künstler aussucht, anfragt und unter Vertrag nimmt. Schon lange bevor St. Christophorus im Rahmen des Pastoralplans offiziell zur Kulturkirche wurde, die einzige übrigens im katholischen Kreisdekanat Steinfurt, spielte in der Gemeinde vor allem sakrale Musik eine große Rolle. Daran haben Fenker und Co. angeknüpft und das Konzept „Kulturkirche“ entwickelt.

Spätestens im Herbst setzt sich das Team, zu dem auch Gabriela Fiegenbaum, Gabi Reinecke, Gertrud Leder und Edith Verweyen-Hackmann gehören, zusammen und überlegen, was den Besucherinnen und Besuchern im folgenden Jahr geboten werden könnte. „Die meisten von uns bringen ihre gesammelten Ideen mit“, weiß Edith Verweyen-Hackmann. Jede und jeder im Team hat eigene Kontakte und Interessen. Manche Kulturschaffende melden sich selbst, weil sie von der Kulturkirche gehört haben oder schon mal dort aufgetreten sind und gerne wiederkommen würden. Aus allem entsteht am Ende als Gemeinschaftswerk das Jahresprogramm mit durchschnittlich mindestens zehn Angeboten pro Jahr.

Und darauf ist das Team durchaus stolz. Ein Highlight im vergangenen April war beispielsweise das Gastspiel des Stadtensembles Münster mit der szenischen Lesung „Geheimplan gegen Deutschland“. Obwohl das Stück keine leichte Kost war, war es den Verantwortlichen für die Kulturkirche wichtig, das politisch höchst aktuelle Thema noch vor der anstehenden Europawahl aufzugreifen. „Manchmal muten wir unserem Publikum bewusst etwas zu“, betont Fenker. Entscheidend bei der Programmauswahl ist für die Teammitglieder, dass, egal was vorgetragen wird, es muss mit gutem Gewissen in eine Kirche passen. Dazu zählt ein bedingungsloses Eintreten für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte.

Dass Kultur in der Kirche möglich ist, dafür ist das Team Pater Hans-Michael Hürter aus dem Seelsorgeteam dankbar, der ihre Aktivitäten unterstützt. Dazu kommt, dass der Gottesdienstraum in Ladbergen durch seine Anordnung ideal für Veranstaltungen ist. „Man braucht keine große Technikinstallation, um von überall gut gesehen und gehört zu werden“, benennt Fenker einen Vorteil der Christophoruskirche.

Ob Lesung, Konzert, Filmabend oder Ausstellung, nach dem offiziellen Teil sind die Besucherinnen und Besucher immer noch zu einem Ausklang mit Gesprächen und Getränken eingeladen. Denn es geht den Veranstaltern auch um Begegnung, von Kultur und Kirche ebenso wie von Menschen. Im Juni gibt es deshalb ein „White Dinner“ mit Essen und Musik im Innenhof der Kirche. „Wir sind schon gespannt, wie dieser Sommerabend angenommen wird“, sagt Edith Verweyen-Hackmann.

Erstmals steht in diesem Jahr ein kulturelles Event für Kinder im Kalender. Am 29. September ist das Figurentheater „Arche Noah“ zu Gast. Eine weitere Besonderheit erwartet die Menschen aus Ladbergen und der weiteren Umgebung am 1. Dezember. Dann ist ein inklusiv-exklusiver Musik- und Theaternachmittag mit Menschen mit und ohne Behinderungen geplant.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist übrigens grundsätzlich frei, lediglich am Ausgang bittet das Team um eine freiwillige Geldspende. „Wir möchten, dass alle, die kommen wollen, es sich auch leisten können“, begründet Alexander Fenker den Verzicht auf Tickets. Das Konzept geht auf. Inzwischen verfügt das Team sogar über ein kleines finanzielles Polster, auf das im Notfall zurückgegriffen werden kann.

Obwohl sich die Kulturkirche etabliert und sich das anspruchsvolle Angebot über die Ortsgrenze hinaus im Kreis Steinfurt herumgesprochen hat, musste das Organisationsteam lernen, dass nicht alle Angebote auf die gleiche Resonanz stoßen. Das eine oder andere Mal hätten sie sich durchaus mehr Zuhörende gewünscht. Aber abschrecken lassen sie sich nicht. „Wir haben einen langen Atem und noch viele Ideen“, erklärt Alexander Fenker – und sein Team nickt.

Gudrun Niewöhner