Kunst als Medium der Verkündigung

, Bistum Münster, Stadtdekanat Münster

Imposant schwebte der Mond mit seinen sieben Metern Durchmesser im vergangenen Advent in der Überwasserkirche. Das Wanderkunstwerk des britischen Künstlers Luke Jerram, das Bezug nahm auf das Kirchenlied „Der Mond ist aufgegangen“, lockte rund 150.000 Besucherinnen und Besucher zum Cityadvent. Mehr als 70.000 waren es im Vorjahr, als ein Lichtermeer aus bunten, hängenden Plexiglasscheiben – 2022 an der Zahl – die Hoffnung unterstrich, dass trotz Pandemie alles gut werden wird. „Kunst ist ein Medium der Verkündigung und deshalb im Kirchenraum genau richtig aufgehoben“, ist Rupert König, Pastoralreferent im Kirchenfoyer und künstlerischer Leiter des Cityadvents, überzeugt.

Cityadvent Mond: Rund 150.000 Besucherinnen und Besucher konnte der Cityadvent 2022 verzeichnen, als der Mond des britischen Künstlers Luke Jerram mit einem Durchmesser von sieben Metern den Kirchenraum füllte.

© Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann

Die katholische Kirche ist in Deutschland neben dem Staat und den Kommunen der größte Kulturträger. „Kunst im Kirchenraum ist ein wichtiger Bestandteil, um den Glauben mit allen Sinnen zu erfahren. Das, was durch Worte nicht sagbar ist, wird in der Kunst sichtbar“, erklärt König. Seit 20 Jahren gibt es den Cityadvent, der jedes Jahr einen größeren Zulauf erfährt. „Die Menschen sind auf der Suche nach spirituellen Angeboten – besonders in geprägten Zeiten wie dem Advent“, hat der Leiter des Kirchenfoyers in Münster die Erfahrung gemacht.  

Menschen aller Generationen strömen zum Cityadvent, „es sind Besucherinnen und Besucher dabei, denen der Kirchenraum vertraut ist, aber auch ganz viele, die seit Jahren keine Kirche mehr betreten haben“, berichtet König. Er sieht die Kunstinstallationen als große Chance: „Die Kirche darf in diesem Feld gerne noch mehr wagen. Der Kirchenraum spielt dabei eine existenzielle Rolle“, sagt er.

Auch die Verantwortlichen der Erphokirche, die sich in Münster einen Ruf als „Kunst- und Kulturkirche“ erworben hat, sind überzeugt: „Glaube und Kultur – dazwischen gibt es einen Dialog.“ 35 Veranstaltungen, darunter mehrwöchige Ausstellungen, Konzerte und Lesungen, mit rund 3.800 Besucherinnen und Besuchern haben im Jahr 2022 in der Erphokirche stattgefunden. „Der Mensch lebt in einer Kultur, wir erleben kulturelle Aufbrüche – da hat die Kirche ein Wort mitzureden“, findet Pastor Robert Mensinck vom Pastoralteam der Pfarrei St. Mauritz, zu der die Erphokirche gehört.  

Höhepunkt des vergangenen Jahres war die Ausstellung „aufbrechen“: Rund 2.000 Menschen ließen die Gemälden, Skulpturen, Fotoarbeiten und Installationen der 75 Künstlerinnen und Künstler auf sich wirken. Das Rahmenprogramm – ein Filmabend, ein Konzert, ein Künstlergespräch und eine Schreibwerkstatt – stieß bei den Besuchern auf breite Zustimmung. Alle zwei Jahre findet diese große, von der Gemeinde und der KAB veranstaltete Kunstausstellung statt, bei der professionelle Künstlerinnen und Künstlern und Gemeindemitglieder gemeinsam ausstellen. „Wir möchten, dass sich eine große Vielfalt in unseren Angeboten widerspiegelt, denn Kunst ist für alle Menschen da“, betont Mensinck.

Ausstellung aufbrechen: In der Erphokirche, der Kunst- und Kulturkirche in Münster, ließen rund 2.000 Menschen die Gemälden, Skulpturen, Fotoarbeiten und Installationen der 75 Künstlerinnen und Künstler im Rahmen der Ausstellung „aufbrechen“ im Frühjahr 2022 auf sich wirken.

© Ludger Harhues

Fest etabliert ist auch das „Kunstwerk des Monats“, das nicht nur immer einen Monat lang in der Erphokirche zu sehen ist, sondern auch an jedem 3. Sonntag im Gottesdienst vorgestellt wird. „Wir können nicht nur mit Worten unsere christliche Botschaft verkünden, sondern auch auf künstlerische und musikalische Weise“, erklärt der Pastor, der selbst als Hobbykünstler aktiv ist. Dass er diese Meinung mit vielen anderen teilt, zeigen nicht nur positive Rückmeldungen auf die Angebote in der Erphokirche, sondern auch das Engagement der Fachgruppe „Kunst Kirche Kultur“ an dem Kirchort. Die Mitglieder planen die bevorstehenden Ausstellungen sowie weitere kulturelle Angebote. „Sie zeigen damit aktiv, dass kirchliches Handeln kulturelles Handeln ist und die Kirche auch auf diese Weise in die Gesellschaft hineinwirkt“, sagt Mensinck.  

Hintergrund 

Ob Schulen, Büchereien, Ferienfreizeiten, Sucht- und Schuldnerberatungen, Kindertageseinrichtungen, Chöre, Hospize, Kulturveranstaltungen, Wohnen für Menschen mit Behinderungen… – die katholische Kirche im Bistum Münster hat zahlreiche Angebote, die von Menschen jeden Alters nachgefragt und genutzt werden. In vielen Feldern kirchlichen Engagements ist die Nachfrage im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen oder bleibt auf einem hohen Niveau stabil.  

Beispiele dazu finden sich auf www.bistum-muenster.de/kirche-ist-mehr

Fotos: Ludger Harhues/Ann-Christin Ladermann