Kunstinstallation „Himmelsleiter“ an der St.-Lamberti-Kirche

, Stadtdekanat Münster

Billi Thanner ist sichtlich gerührt, als „ihre“ Himmelsleiter in der St.-Lamberti-Kirche zum ersten Mal leuchtet. „Das ist ein ganz besonderer Augenblick für mich“, sagt die Wiener Künstlerin, die die Installation ihres Kunstwerkes, das in den vergangenen eineinhalb Jahren am Wiener Stephansdom zu sehen war, in diesen Tagen in Münster begleitet. Am 24. August war der erste Teil geschafft: Zwei österreichische Kletterer haben die zwölf Meter lange Innenleiter montiert, in den kommenden Tagen wird die 36 Meter hohe Außenleiter am Turm befestigt. Ab Samstag, 3. September, bis März 2023 wird dann die „Himmelsleiter“ von Billi Thanner von der Orgel innen ausgehend erst das Gewölbe scheinbar durchstoßen und außen den Blick bis an die Spitze des Turms lenken.

Der erste Teil der „Himmelsleiter“ hängt bereits in der St.-Lamberti-Kirche.

© Bistum Münster

Pastoralreferentin Ursel Schwanekamp hatte die Himmelsleiter im vergangenen Jahr im Urlaub entdeckt. „Ich habe mich äußerlich und innerlich aufgerichtet und meinen Blick geweitet“, erinnert sie sich. Eine Erfahrung, die sie auch den Menschen in Münster ermöglichen wollte. „Ich bin mit meiner Idee, das Kunstwerk an die Lamberti-Kirche zu holen, auf offene Ohren gestoßen“, freut sich Ursel Schwanekamp. Pfarrer Hans-Bernd Köppen griff zum Telefon und rief die Künstlerin persönlich an – Billi Thanner war sofort einverstanden.

Seitdem galt es viel zu organisieren: Für die Montage der beiden Leitern muss der Teil des Prinzipalmarkts an der Kirche überdacht, der Kirchplatz abgesperrt und die Bänke aus der Kirche ausgeräumt werden. „Den Boden lassen wir bei der Gelegenheit grundreinigen“, sagt Pfarrer Köppen. Auch die Finanzen mussten geklärt werden, etwa 130.000 Euro wird das Projekt kosten. „Ein Großteil der Leistungen, angefangen beim Transport bis zur Installation, haben die Fachfirmen unentgeltlich übernommen“, ist Köppen dankbar für die Unterstützung. Rund 40.000 Euro sind als Geldspenden zusammenkommen, die Pfarrei gibt etwa 25.000 Euro dazu. Die entstehenden Energiekosten sind gering, versichert Pfarrer Köppen, auch, weil die Außenleiter komplett mit LEDs ausgestattet ist. „Der Stromverbrauch ist vergleichbar mit dem eines TV-Gerätes“, erklärt er, „wir rechnen 50 Cent pro Tag“, konkretisiert er.

Die Himmelsleiter erinnert an eine Erzählung im Alten Testament: Dort träumt Jakob von einer Leiter, auf der Engel auf- und absteigen, „ein Symbol für die Beziehung zwischen Himmel und Erde, zwischen dem Endlichen und Unendlichen“, findet Ursel Schwanekamp. „Die Himmelsleiter kann ein Impuls für den Alltag sein, eine Einladung, nicht nur das Irdische zu sehen, sondern über sich hinauszuschauen und damit neue Perspektiven zwischen Himmel und Erde zu entdecken“, sagt die Pastoralreferentin.

Künstlerin Billi Thanner (links) war gerührt, als der erste Teil der Himmelsleiter in der St.-Lamberti-Kirche zum ersten Mal im Licht erstrahlt.

© Bistum Münster

Billi Thanner stellt sich bewusst in die Tradition der christlichen Spiritualität, der persönliche Weg zu Gott werde oft mit einer Leiter verglichen, „ein Weg über die Stufen der Tugenden“. So sollen die 33 Sprossen der „Himmelsleiter“ für ebenso viele Tugenden stehen, wie etwa Glaube, Liebe, Achtsamkeit oder Dankbarkeit. Für die Künstlerin ist ihr Werk, das im Frühjahr 2021 entstand, zugleich ein Zeichen der Hoffnung in schwierigen Zeiten: „Ich wünsche mir, dass die Menschen sich ein bisschen Zeit nehmen, nach oben blicken und niemals den Glauben an das Gute verlieren.“ 

Die Kunstinstallation wird am Samstag, 3. September, im Rahmen des münsterischen „Schauraums“ gegen 20 Uhr eröffnet, unter anderem mit einer Tanzperformance mit 33 Tänzerinnen und Tänzern – für 33 Tugenden. 

Ann-Christin Ladermann