„Wir müssen lernen, mit der neuen Situation umzugehen, die uns alle noch lange begleiten wird“, sagt der Bischof. Die allgemeine Lage in Brasilien bewertet er als „dramatisch“. Die Menschen blieben größtenteils nicht zu Hause, sondern nähmen das Motorrad-Taxi, um so in die Stadt zu kommen: „Dadurch kann sich das Virus rasend schnell verbreiten.“ Wiederholt habe er den Bürgermeister von Obidós gebeten, die Bevölkerung für eine bessere Prävention zu sensibilisieren. Vergeblich. Andererseits kann Bahlmann die Menschen verstehen, die es bei den hohen Temperaturen nicht mehr in ihren Hütten aushalten: „Die Wohnverhältnisse hier sind anders als in Deutschland.“
Viele Tagelöhner hätten in der Pandemie keine Arbeit. Den betroffenen Familien hilft die katholische Kirche mit Lebensmitteln und Hygienepaketen. Die Solidarität der Menschen untereinander gerade in den Pfarreien seines Bistums beeindruckt Bischof Bahlmann: „Wir haben mit Freiwilligen einige Aktionen gegen die Not gestartet.“ Dieses Engagement möge bleiben, hofft er. Genauso wie die Präsenz der Kirche in den Medien und den sozialen Netzwerken. Die Angebote der Gemeinden dort seien vielfältig und würden sehr gut angenommen. Auch wenn das Feiern öffentlicher Gottesdienste in Brasilien wieder erlaubt ist, zeigt sich Bahlmann für sein Bistum eher zurückhaltend: „Wir möchten nichts riskieren.“ Zu kompliziert erscheint ihm das Organisieren unter Einhaltung der notwendigen Hygiene- und Abstandsregeln.
Die Corona-Pandemie wirke sich auf viele Bereiche des Lebens aus: „Wir haben dadurch nicht nur eine wirtschaftliche Krise, sondern auch eine politische, eine spirituelle und eine psychologische Krise.“ Die Kirche sei bei all den Themen nicht außen vor. Der Alltag unter Corona-Bedingungen sei für viele Menschen schwer zu ertragen. Weil die Kontakteinschränkungen aber wohl noch bis zur Schaffung eines Impfstoffes gelten würden, müsse nach Möglichkeiten gesucht werden, die Menschen in dieser Zeit zu begleiten und ihnen eine Orientierung zu geben. „Und da sind wir gefordert“, sieht der Bischof die Kirche in der Verantwortung.
Gudrun Niewöhner