„Lebendiges Erbe voller Zukunft“

, Stadtdekanat Münster, Kreisdekanat Warendorf

Die Mauritzer Franziskanerinnen haben am 2. Juli gleich zwei Jubiläen in Telgte gefeiert: das 180-jährige Bestehen der international tätigen Ordensgemeinschaft und die Gründung der St. Franziskus-Stiftung als Trägerin ihrer Einrichtungen vor zwanzig Jahren. Rund 260 Gäste waren der Einladung von Schwester M. Diethilde Bövingloh, Provinzoberin der Deutschen Ordensprovinz, und Dr. Nils Brüggemann, Vorstandsvorsitzender der St. Franziskus-Stiftung Münster, gefolgt, darunter mehr als hundert franziskanische Mitschwestern aus ganz Deutschland, die Schwestern der internationalen Ordensleitung mit Sitz in Münster, die Geschäftsführenden der ersten Kliniken, die von den Schwestern gegründet und 2004 in die Franziskus Stiftung überführt wurden, sowie Vertreterinnen und Vertretern aus dem Bistum Münster, der Stadt Telgte, aus anderen Ordensgemeinschaften und aus der Nachbarschaft der Fachklinik. 

Der Festakt im Saal des St. Rochus-Hospitals war geprägt von Dankbarkeit für bisher 180 Jahre Dienst der Ordensgemeinschaft, aber auch von Wehmut angesichts der altersbedingten Schließung des Gründungskonvents in Telgte. In ihren Grußworten dankten Wolfgang Pieper, Bürgermeister der Stadt Telgte, und Weihbischof em. Dieter Geerlings den Schwestern für ihr großes Engagement und betonten, dass die Verbundenheit zwischen den Franziskanerinnen und Telgte bestehen bleibt. Das bestätigte auch der Geschäftsführer des St. Rochus-Hospitals und Gastgeber der Jubiläumsfeier, Daniel Freese, der den wirtschaftlichen Mut und die Weisheit der Ordensschwestern hervorhob. „Das St. Rochus-Hospital wurde 1848 von den Franziskanerinnen gegründet. Heute beschäftigt unser Haus inklusive der angeschlossenen Tochtergesellschaften rund 1400 Mitarbeitende. Ich kann Ihnen versichern, dass wir alle uns nach Kräften bemühen, das lebendige Erbe der Schwestern in die Zukunft zu tragen und ihr Werk weiterhin im Sinne der uns anvertrauten Menschen fortzuführen.“
 

Jubiläumsfeier in Telgte (von links): Daniel Freese, Geschäftsführer des St. Rochus-Hospitals Telgte, Dr. Nils Brüggemann, Vorstandsvorsitzender der St. Franziskus-Stiftung Münster, Schwester M. Diethilde Bövingloh, Provinzoberin der Deutschen Ordensprovinz, Weihbischof em. Dieter Geerlings, Wolfgang Pieper, Bürgermeister der Stadt Telgte, Dr. Ludger Hellenthal, Kuratoriumsvorsitzender der St. Franziskus-Stiftung Münster

© Stephan Kube, Greven

Für die franziskanischen Ordensschwestern begann der Jubiläumstag mit einem Dankgebet am Grab von Pater Christoph Bernsmeyer, der die „Kongregation der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des Hl. Franziskus“ – so der offizielle Ordensname – am 2. Juli 1844 in Telgte gründete. Vertreten waren Schwestern aus rund zwanzig Konventen der Deutschen Ordensprovinz sowie aus den Provinzen in Polen, Japan und Indien. Danach verabschiedeten sich die Schwestern vom Konventsgebäude am St. Rochus-Hospital in Telgte und schlossen den ersten Konvent der Ordensgemeinschaft, bevor sie mit der gesamten Festgemeinde einen feierlichen Dankgottesdienst in der Hospitalkapelle feierten. 

Zelebriert wurde die Eucharistiefeier vom Spiritual der Franziskanerinnen, Pater Michael Plattig O.Carm. In seiner Predigt gab Pater Michael einen kurzen Überblick über die bisher 180-jährige Ordensgeschichte, die schon immer von Aufbrüchen geprägt war: Bereits 1848 gingen vier Schwestern aus Telgte ins damalige Schlesien, um bedürftigen Menschen zu helfen, und legten damit den Grundstein der heutigen Polnischen Ordensprovinz. Weitere Einsätze führten in die Niederlande, nach USA, China, Japan, Indien, Korea, Haiti, Tansania, Tschechien, Kasachstan und Vietnam. „Diese Einsätze waren im wahrsten Sinne ‚not-wendig‘, denn sie wendeten die Not der Menschen in der jeweiligen Zeit, am jeweiligen Ort“, führte Pater Michael aus. „Von Anfang an gingen die Schwestern dorthin, wo sie gebraucht wurden – immer mit viel Gottvertrauen, aber oft ohne Absicherung und ohne zu wissen, wie lange ihr Einsatz dauern würde.“ Für die stimmungsvolle musikalische Begleitung sorgten Wolfgang Thesing (Orgel) und Gernot Sülberg (Trompete).

Nach dem Gottesdienst begrüßten Schwester Diethilde und Dr. Brüggemann die Jubiläumsgäste im festlich geschmückten Saal des St. Rochus-Hospitals. Mehr noch als die 180-jährige Ordensgeschichte sei der Anlass der Feier die am Morgen erfolgte offizielle Schließung des Gründungskonvents „Maria Hilf – St. Rochus“, betonte Schwester Diethilde. Die Provinzoberin erinnerte auch an den 2. Juli 2004, als die Ordensgemeinschaft ihre Einrichtungen in die Hände der St. Franziskus-Stiftung legte und ihr damit das Erbe der Schwestern anvertraute. Im Namen aller Mitschwestern dankte sie dem Stiftungsvorstand und allen Mitarbeitenden dafür, dieses Vertrauen seither eingelöst zu haben. Insgesamt haben seit der Ordensgründung etwa zehntausend Mauritzer Franziskanerinnen ihr Leben in den Dienst von Gott und den Menschen gestellt. 

Auch Weihbischof em. Dieter Geerlings dankte der Ordensgemeinschaft für ihren Dienst. Er nutzte die Technik des „Reframing“, um den Abschied der Schwestern aus dem Telgter Gründungskonvent in den größeren Zusammenhang ihrer „Zeitgenossenschaft“ zu stellen, und richtete den Blick auf all das, was die Schwestern in den vergangenen 180 Jahren leisteten. „Je komplexer die Zeit, desto mehr sind Führungsqualitäten gefragt, um mit der Vielfalt umzugehen und Lösungen für die anstehenden Themen zu finden“, erläuterte er. „Diese Führungsqualitäten haben Sie zum Beispiel vor zwanzig Jahren mit der Gründung der Franziskus Stiftung bewiesen, und Sie beweisen Sie auch jetzt.“ 

Claudia Berghorn/Mauritzer Franziskanerinnen
 

 

Weitere Informationen und Hintergrund

Die „Kongregation der Krankenschwestern des Regulierten Ordens des Hl. Franziskus“ wurde 1844 in Telgte gegründet. 1853 wurde das Mutterhaus nach Münster St. Mauritz verlegt, sodass die Schwestern als „Mauritzer Franziskanerinnen“ bekannt sind. Weitere Infos unter franziskanerinnen-muenster.de.

Die St. Franziskus-Stiftung Münster, gegründet von den Ordensschwestern, ist eine der größten konfessionellen Krankenhausträgerinnen in Deutschland, derzeit verantwortlich für 14 Krankenhäuser und zehn Behinderten- und Senioreneinrichtungen in den Ländern Nordrhein-Westfalen und Bremen. Darüber hinaus hält sie Beteiligungen u. a. an ambulanten Rehabilitationszentren, Pflegediensten und Hospizen. Siehe auch st-franziskus-stiftung.de.

Das St. Rochus-Hospital in Telgte ist eine Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mit einer über 175-jährigen Geschichte. Die Klinik in Trägerschaft der St. Franziskus-Stiftung Münster verfügt über 291 Betten und umfasst die Bereiche Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Psychotherapie, Gerontopsychiatrie und Abhängigkeitserkrankungen. Angeschlossen sind zwei Tageskliniken, eine psychiatrische Institutsambulanz sowie der Wohnbereich St. Benedikt. Tochtergesellschaften sind u.a. die St. Clemens GmbH mit Angeboten der stationären Altenhilfe, die St. Christophorus Ambulante Pflege GmbH sowie die St. Nikolaus GmbH, eine Inklusionsfirma mit Bäckerei und Café-Betrieben. Weitere Informationen unter srh-telgte.de.