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Lebendiges Zeichen des Glaubens

, Kreisdekanat Coesfeld

Einen besonderen Gast begrüßte Pfarrer Clemens Kreiss am Sonntag (6. Mai) in der St.-Marien-Kirche in Lünen: Baselios Kardinal Cleemis. Der 59-Jährige ist in Lünen kein Unbekannter, denn er war von 1992 bis 1997 während seines Studiums in Rom als Aushilfskaplan in der Gemeinde St. Gottfried tätig. Dort hat er den damaligen Pfarrer Hans Cornelsen während der Ferien vertreten. Bis heute gibt es immer noch gute Kontakte in die Gemeinde. Inzwischen ist Cleemis Kardinal, Großerzbischof von Trivandrum und Oberhaupt der syro-malankarischen Kirche Indiens. 

Gemeinsam mit vielen Gläubigen eröffnete er die Wallfahrtssaison in Lünen. Gemeinsam feierte er mit ihnen das Jubiläum „1000 Jahre christliche Kirche in Lünen“. „Unsere Wallfahrt ist nicht so groß wie beispielsweise in Telgte oder Kevelaer, aber sie ist ein wichtiger Teil unseres Gemeindelebens“, sagte Kreiss in seiner Begrüßung. Das Gnadenbild „Unserer Lieben Frau“ von Alt-Lünen ist das älteste darstellende Marien-Gnadenbild im Bistum Münster. „Das Lächeln der Muttergottes ist eine Besonderheit. Sie schenkt den Menschen, die ihre Sorgen vor sie bringen, ein Lächeln und Trost“, ist Kreiss überzeugt. 

In seiner Predigt, die er in bestem Deutsch vortrug, erinnerte sich Kardinal Cleemis gern an seine Zeit in Lünen. „Es ist ein schöner Ort mit liebenswerten Menschen“, sagte er. Dann griff er das Motto des Jubiläums „ … wagt euch zu den Ufern“ auf. Es sei nicht immer leicht, sich aus der Sicherheit herauszuwagen. „Doch müssen wir es tun, um an die Ufer, an die Grenzen zu gehen, um den Menschen zu begegnen, die dort stehen“, betonte er und verwies auf Papst Franziskus, der ebenso dazu aufgerufen hatte.

Der Aufbruch bereite den Menschen vielleicht Angst. „Doch wir müssen keine Angst haben, denn wir haben ein Fundament. Das ist Christus, der uns liebt wie sein Vater ihn geliebt hat“, trug der indische Geistliche vor. Er sei ein sicherer Hafen. So wie die St.-Marien-Kirche in den vergangenen 1000 Jahren für viele Menschen auch ein sicherer Hafen gewesen sei. Wie viele Generationen hätten sich wohl schon in dem Gotteshaus versammelt, um gemeinsam zu beten und sich in christlicher Nächstenliebe zu begegnen. „Diese Kirche ist nicht nur ein Gebäude, sondern ein lebendiges Zeichen des Glaubens der Menschen von Lünen“, sagte er weiter in seiner Predigt. Doch dürften es die Gläubigen nicht darauf beruhen lassen. Denn ein Hafen sei ebenso ein Ort des Aufbruchs. „Wohin wollen Sie gehen, um den Menschen die Liebe Gottes zu bringen? Es gibt so viele Menschen, die an den Rändern leben. Das macht uns als Christen aus, dass wir den Menschen unsere Liebe schenken“, hielt er fest. Besonders lobte er auch die ökumenische Verbundenheit in Lünen. „Die Liebe Gottes gilt uns allen, und unser gemeinsames Lob ist die Antwort auf diese Liebe.“

Zum Schluss einer Predigt bedankte sich der Kardinal bei den vielen Menschen, die er kennengelernt habe und die ihn in vielfältiger Form unterstützt hätten. Er wünschte ihnen Gottes reichen Segen, viel Glück und Freude in ihrem weiteren Leben.

Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Bläserkreis St. Marien unter der Leitung von Klaus Bauer und vom Kirchenchor St. Gottfried unter der Leitung von Kantor Andreas Rohne gestaltet. Im Anschluss an den Festgottesdienst nutzten noch zahlreiche Menschen auf dem Kirchplatz die Zeit, um sich mit „ihrem“ ehemaligen „Aushilfskaplan“ auszutauschen.

Michaela Kiepe