Lehrerfortbildung in Ahaus

Die Vorstellungsrunde der 20 Teilnehmerinnen des Fortbildungsseminars für Lehrer der Sekundarstufe I in der Bischöflichen Canisiusschule in Ahaus war zugleich der Einstieg in das Seminar "Alles anders!? Wenn Tod und Trauer in die Schule kommen". Kerstin-A. Hemker (Schulreferat Evangelischer Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken) und Dr. Tobias Voßhenrich (Bischöfliches Generalvikariat Münster, Hauptabteilung Schule und Erziehung) veranstalteten es zum zweiten Mal. Als Referentin luden sie Dr. Sascha Borchers (Schulpsychologe Kreis Borken) und Judith Kolschen (Ambulanter Hospizdienst Caritas Pflege & Gesundheit Borken) dazu ein.

Unter den Teilnehmerinnen aus Ahaus, Borken, Gronau, Nottuln, Schöppingen, Steinfurt, Stadtlohn und Vreden waren erfahrene und weniger erfahrene Lehrerinnen. Fast alle waren schon einmal konfrontiert mit Situationen, in denen Schüler den Tod eines Familienmitgliedes durch Unfall, Krankheit oder Suizid erleiden mussten oder selber starben. "Da macht sich Hilflosigkeit breit", gestand eine Lehrerin aus Vreden. "Die Theorie über den Tod im Studium ist die eine Sache, aber die Praxis sieht anders aus", äußerte sich eine andere Teilnehmerin aus Gronau.

"Es ist ein Thema nicht nur für Religionslehrer. Ich bin sicher, dass sie mit einem Gewinn nach Hause fahren", schickte Voßhenrich vorweg.

Borchers manifestierte das Gefühl in seinem Impulsreferat. "Mit ein bisschen Gespür und Wissen kann man etwas bewegen", so Borchers. Allerdings wunderte er sich, dass kaum ein Lehrer auf das Notfallhandy des Kreises Borken zugreift, das es schon seit 20 Jahren gebe. Jede Schule habe außerdem einen Notfallordner. Das Kapitel "Prävention" sei in der neuesten Ausgabe erstmals nachlesbar.

Doch bevor sich ein Lehrer als Ansprechpartner anbiete, sollte er für sich klären, was ihm der Tod bedeutet oder ob er Angst davor habe. "Je jünger Kinder sind, schauen sie auf uns, wie wir reagieren", so Borchers. Man sollte bei trauernden Schülern genau hinschauen. Es sei keine gute Lösung, sie nach Hause zu schicken, denn auch Unterricht könne helfen, dass sich der trauernde Schüler stabilisiert. Jugendliche reagieren anders als Erwachsene. Das kann sich in Schulschwierigkeiten, sozialem Rückzug oder Pseudoreife äußern. Verlieren sie einen Elternteil durch Tod, fühlen sie sich schnell als Außenseiter und ziehen sich in sich selbst zurück. Die Folgen können Depressionen oder somatische Beschwerden sein. Wichtig sei es Vertrauen aufzubauen, nicht zu bedrängen, aber aufmerksam zu beobachten und zuzuhören.

Kolschen stellte ihren Trauerkoffer vor, der wenige, aber wirksame Utensilien enthält, um über spielerisches Handeln oder das Aufstellen eines Fotos des Verstorbenen mit den Trauernden ins Gespräch zu kommen. "Am Anfang sind kurze sachliche Informationen wichtig: Was ist passiert? Was kann jetzt gemacht werden?", ergänzte Hemker die Anregungen von Kolschen.

Text / Foto: Elvira Meisel-Kemper
Verantwortlich: Abteilung Religionspädagogik