Leidenschaft für Deko und Dankbarkeit für Dienstgemeinschaft

, Stadtdekanat Münster

Sie ist zuständig für Sauberkeit und Ordnung auf einer Fläche, die ungefähr der von 20 Einfamilienhäusern entspricht. „Deshalb bin ich froh, dass ich ein Handy habe und nicht wie früher bei jedem kleinen Anliegen hinter den Mitarbeiterinnen hinterher laufen muss“, sagt Hildegard Lehnert schmunzelnd. Gerade hat die Leiterin der Hauswirtschaft im Priesterseminar Borromaeum in Münster ihr 40-jähriges Dienstjubiläum gefeiert – und neben dem Handy weiß sie noch von vielen anderen Änderungen und Entwicklungen in diesen vier Jahrzehnten zu berichten.

Einen großen Teil ihrer Arbeit verrichtet Hildegard Lehnert heutzutage am Schreibtisch.

© Bischöfliche Pressestelle / Anke Lucht

Die 62-Jährige erinnert sich genau an ihren ersten Arbeitstag in ihrer Position: „Damals waren noch Ordensschwestern im Haus, und sie waren mir übergeordnet. Unter ihrer Regie habe ich am ersten Tag in der Wäscherei gearbeitet, wo wir damals die Wäsche für die im Haus wohnenden Priester und Priesteranwärter gemacht haben.“ 

Es hat sich viel gewandelt im Borromaeum, angefangen bei der Zusammensetzung der Hausgemeinschaft. Die Zahl der Theologiestudierenden und Priesteramtskandidaten ist kontinuierlich gesunken. In den frei gewordenen und umgebauten Zimmern lebten und leben Studierende anderer Studiengänge, ausländische Geistliche, die im Bistum zu Gast sind, Praktikantinnen und Praktikanten, zwischenzeitlich auch Geflüchtete und Wohnungslose. Auch Frauen sind längst Teil der Hausgemeinschaft. Und der Wandel geht weiter: Für 2025 steht die Zusammenlegung mit dem Institut für Diakonat und pastorale Dienste (IDP) an. 

„Mit der wachsenden Vielfalt ist mehr Organisation nötig und sind die Ansprüche der Bewohnerinnen und Bewohner vielfältiger geworden“, sagt Hildegard Lehnert. Sie findet das aber auch spannend: „Hier ist jeder Tag anders.“ Und sie freut sich darüber, „dass das Verhältnis zwischen Bewohnern und Mitarbeitenden sehr gut ist.“ 

Das hilft ihr bei ihrer Arbeit: Lehnert ist zuständig für die Einteilung und Kontrolle der Raumpflege, der Wäscherei sowie für Organisation und Zuteilung der Gästezimmer. Bei all diesen Aufgaben ist für die Jubilarin, die ihren Beruf durch eine Fachschulausbildung erlernte und schon ein Jahr nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss ans Borromaeum kam, die Digitalisierung eine Hilfe. „Allerdings sitze ich dadurch mehr am Schreibtisch, als dass ich im Haus unterwegs bin“, sagt sie. Zudem habe die Bürokratie stetig zugenommen, was den Anteil der Schreibtischarbeit weiter steigere. 

Einen Ausgleich findet Hildegard Lehnert in der Dekoration der vielen Räume im Borromaeum, die ihr besondere Freude macht. „Jahreszeitlich passend und regionaler Herkunft sollte die Deko sein“, nennt die Heekerin ihre Kriterien. Zu den für das Borromaeum wichtigen Festen soll alles noch mal extra schön aus sehen, beispielsweise beim Patronatsfest im November, oder zu Pfingsten, wenn anstehende Priesterweihen stattfinden. 

Insgesamt schätzt die 62-Jährige, die gegenüber ihren Mitarbeitenden auf „Transparenz und Fürsorgepflicht“ Wert legt, die Gemeinschaft im Haus. Von der fühlt sie sich über die Arbeit hinaus getragen – etwa, als sie vor 13 Jahren durch den Unfalltod ihrer Tochter einen schweren Schicksalsschlag ertragen musste. Damals hätten ihr vor allem die bis 2014 im Haus tätigen Ordensschwestern zur Seite gestanden. 

Im November 2025 steht für Hildegard Lehnert der Eintritt in den Ruhestand bevor. Sie freut sich, mehr Zeit für Mann, Sohn und Schwiegertochter, den heimischen Hof und ihre geliebten Handarbeiten zu haben. „Außerdem schlafe ich gern aus“, verrät sie augenzwinkernd. Bis dahin allerdings werden sowohl der Wecker als auch ihr Diensthandy wohl noch einige Male klingeln. 

Anke Lucht