Leiter Michael Rupieper verlässt Diözesanstelle Berufe der Kirche

Es ging vor allem um das Hören bei Michael Rupieper in den vergangenen viereinhalb Jahren, um das Hören und das Begleiten derjenigen, die etwas gehört haben, nämlich einen Ruf, eine Berufung:

Seit dem 1. September 2010 war der Geistliche Leiter der Diözesanstelle ,Berufe der Kirche‘. An diese wenden sich Menschen, die überlegen, beispielsweise Priester, Pastoralreferent, ständiger Diakon, Kirchenmusiker oder Küster zu werden. Jetzt steht für Rupieper ein Wechsel an: Im Sommer wird der 37-Jährige Priester im Forum St. Peter in Oldenburg, einem katholischen Begegnungs- und Beratungszentrum mit Kirche.

Zeit für einen Rückblick, der bis zu den Anfängen zurückreicht. "Mein Wunsch war es, jungen Christen zu helfen, sich ihrer ganz persönlichen Berufung bewusster zu werden", erinnert sich Rupieper, "damit sie klarer für sich erkennen, was ihr Leben ausmacht, mit Sinn erfüllt und was sie in ihrem Leben erreichen oder werden möchten." Die Gespräche darüber hätten ihn oft sehr beeindruckt. Sie hätten gezeigt, "wie der Glaube auch heute Menschen bewegt, aber auch, dass es im Leben immer auch große Unsicherheiten, Fragen, Zweifel, Unzufriedenheit und Sehnsüchte gibt." Trotzdem das Wagnis des Glaubens einzugehen und sogar sein Leben aus dem Glauben heraus in den Dienst der Kirche zu stellen, sei eine Herausforderung.

Natürlich verzeichnete Domvikar Rupieper nicht nur Erfolge. Wenn sich die Interessenten letztlich gegen einen kirchlichen Beruf entschieden hätten, habe er das schade gefunden. Dennoch kann Rupieper auch das positiv deuten: "Ich gehe ja davon aus, dass meine Gesprächspartner in einer anderen Form ihren Glauben leben und sich in der Kirche engagieren."

Wie die Situation der Kirche insgesamt, so habe sich auch die Situation im Bereich der kirchlichen Berufe gewandelt. Die Zielgruppe sei heterogener. "Lange bestand sie aus jungen Menschen, um die 20 Jahre, mit einer klassischen katholischen Sozialisation", erklärt Rupieper, "heute kommen Personen mit unterschiedlichsten Biographien – auch viele, die sich im Alter von 40 oder 50 Jahren beruflich umorientieren wollen." Zugenommen habe die Arbeit im Internet. Da die Interessierten an kirchlichen Berufen zunächst Suchmaschinen nutzten, sei ein professioneller, ansprechender Internetauftritt ebenso unverzichtbar wie das schnelle Beantworten von E-Mails. Manche Begleitungsprozesse fänden heute via Internet statt.

Als erfreulich positiv bewertet der gebürtige Gelsenkirchener die Zahl der Interessenten am und Bewerber für den pastoralen Dienst. Vor fünf Jahren sei sie "im Keller" gewesen. "Aktuell haben wir aber sehr starke Kurse, die in der Ausbildung zum Pastoralreferenten und zur –referentin stehen", schildert Rupieper, "offensichtlich lässt sich dieser Beruf eher mit den Lebensvorstellungen der Menschen verknüpfen als etwa das Priestersein."

Trotz dieses Interesses sieht Rupieper Herausforderungen für die Zukunft. "Eine ist, dass es nur noch wenige Jugendliche gibt, die sich in Christentum und Kirche beheimatet fühlen", meint er. Außerdem müsse wegen der unterschiedliche Biographien und religiöse Vorerfahrungen der Interessierten der Ausbildungsweg individueller sein als früher. Es sei eine Gratwanderung: "Wie weit kann oder muss das Bistum Bewerbern entgegenkommen und persönlich abgestimmte Wege anbieten, ohne das Niveau unserer Ausbildungswege aufzugeben?"

Dass sich aber ein Beruf in der Kirche lohnt, steht für Rupieper außer Frage. "Die Kirche hat einen großen Schatz an spirituellen Formen und geistlichen Lebensweisheiten, die bei der Selbsterkenntnis und beim Entscheiden helfen", sagt er. Deshalb habe er seine Arbeit gern gemacht: "Diesen Schatz Jugendlichen, die auf der Suche nach sich und ihrem Weg sind, nahe zubringen und anzubieten, finde ich eine sehr attraktive Aufgabe."

Und auch, dass es in Zukunft keine Berufungen mehr geben könne, befürchtet der 37-Jährige nicht. "Wir sollten das Verständnis des Berufungsbegriffes innerhalb der Kirche weiten und nicht mehr nur die traditionellen Formen des geweihten Lebens als Berufungen verstehen", findet er. Er sei "sehr vielen jungen Menschen begegnet, die auf sehr beeindruckende Weise ihre Glauben leben und sich in der Kirche engagieren." Auch diese lebten eine Berufung.

Seinem Nachfolger Pfarrer Martin Limberg wünscht Rupieper genau solch ein realistisches Verständnis seiner Aufgabe, denn "ein massenhaftes Interesse an kirchlichen Berufen ist eher nicht zu erwarten." Wichtig sei außerdem, "dass er in Offenheit den Jugendlichen in der Kirche von heute begegnen kann und ein gutes Gespür für deren Fragen und Themen hat."

Für sich selbst freut sich Michael Rupieper, nun wieder "in einer Gemeinde beheimatet zu sein und im Forum St. Peter neue Wege des Christseins und der Seelsorge ausprobieren zu können." Die Eigenschaft zum aufmerksamen Hören wird er auch dabei gut brauchen können.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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