Lewe: Es geht um mehr als eine menschenwürdige Unterkunft

, Bistum Münster

Verlässliche und nachhaltige Rahmenbedingungen von Bund und Ländern für die Integration von Geflüchteten hat Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe beim Geistlichen Themenabend am 6. März im St.-Paulus-Dom gefordert. „Um Integration umzusetzen, bedarf es mehr als ein Bett und eine Mahlzeit für die Menschen, die zu uns kommen. Integration ist eine Daueraufgabe und diese braucht eine dauerhafte Finanzierung“, betonte der Präsident des Deutschen Städtetages in seinem Vortrag zum Thema „Herausforderungen für Kommunen – Migration“. 
 

Oberbürgermeister Markus Lewe ging beim Geistlichen Themenabend auf die Herausforderungen von Migration für die Kommunen ein.

© Bistum Münster

Lewe griff die zunehmenden rechtsextremistischen Strömungen in der Gesellschaft auf, die eine Atmosphäre der Verunsicherung, der Angst und des Hasses im Land schüren. „Sie greifen das Thema Migration perfide auf, um ihre menschenfeindliche Ideologie zu verbreiten“, sagte er und appellierte an die Zuhörenden, das Thema „nicht radikalen Verfassungsfeinden und Demagogen“ zu überlassen. Stattdessen hob der Oberbürgermeister die Chancen von Migration hervor. So sei Deutschland in der globalisierten Welt maßgeblich auf Zuwanderung angewiesen. In der Vielfalt liege die Chance, bekräftigte er, und verwies beispielhaft auf den internationalen Austausch an der münsterischen Universität und internationale Fachkräfte in Wirtschaft und Sozialwesen.

Lewe: "Aus Flüchtlingen werden Menschen, die hier Wurzeln schlagen."

Lewe verschwieg aber auch die Herausforderungen nicht, die das Thema Migration mit sich bringe. Konflikte aus den Herkunftsländern würden teilweise nach Deutschland getragen, antisemitische Attacken nähmen in der Folge zu. Kriegsflüchtlinge genössen Schutz in Deutschland, solange sie in ihren Herkunftsländern nicht gefahrlos leben können. Wenn sich aber Kriege hinzögen, verändere sich die Situation: „Aus Flüchtlingen werden Menschen, die hier Wurzeln schlagen. So war es im Laufe unserer gesamten Geschichte, so war es das Beste für alle Seiten und ich meine, so soll es bleiben“, erklärte Lewe. 

Entscheidend sei aus seiner Sicht auch, wie über das Thema Migration gesprochen werde: „Nicht einen Missstand nach dem nächsten anprangern, sondern gemeinsam nach Lösungen suchen und die Menschlichkeit dabei nicht vergessen“, forderte der Oberbürgermeister. Das Gelingen von Integration werde vor Ort entschieden. Dort gelte es, konkrete Integrationsarbeit zu leisten, und dennoch nicht die berechtigten Bedürfnisse aller anderen Menschen in den Städten aus dem Blick zu verlieren. „Die Städte sind die Keimzelle der Gesellschaft. Daher ist es wichtig, dass es in den Städten ein soziales Miteinander gibt“, sagte Lewe.

Dank an ehrenamtliche Helferinnen und Helfer

Viele Kommunen stießen dabei inzwischen an ihre Belastungsgrenzen, müssen improvisieren und trotzdem schnell handeln. „Es galt und gilt, Geflüchteten nicht nur eine menschenwürdige Unterkunft, sondern auch Teilhabe in unseren Städten und somit ein Stück neue Heimat zu ermöglichen“, betonte er. Ausdrücklich dankte der Präsident des Deutschen Städtetages den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, ohne deren Hilfe und Unterstützung die Städte den Andrang von Geflüchteten nicht hätten bewältigen können. „Ihnen gebührt unser Respekt und unser aufrichtiger Dank“, betonte Lewe. 

Münster und die deutschen Städte seien bei allen Herausforderungen auch weiter bereit, geflüchtete Menschen aufzunehmen. „Aber Bund und Länder müssen ihrer Verpflichtung nachkommen, die Städte bei dieser Aufgabe auskömmlich finanziell zu unterstützen“, machte er sich für ein nachhaltiges System stark, damit Kommunen langfristig planen und handeln könnten. 

Für Münsters Oberbürgermeister ist das Thema Migration mit einer Haltungsfrage verbunden. „Und da kommt für mich auch der Glaube ins Spiel“, erklärte er. Geschichten des Glaubens seien immer auch Geschichten heilvoller Begegnungen. „Wir müssen Begegnungen ermöglichen, dafür benötigt es Raum und Zeit.“ So dürften Menschen nicht etwa ein Jahr ihrer Lebenszeit tatenlos in Flüchtlingsunterkünften verbringen. „Das ist für mich auch ein Gebot der Nächstenliebe“, hob Lewe hervor. 

 

Geistliche Themenabende 2024

Die Geistlichen Themenabende in der diesjährigen Fastenzeit stehen unter dem Leitwort „Ich will Euch Zukunft und Hoffnung geben“. Vor dem Hintergrund des Todes des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny spricht am 13. März Prof. Dr. Hubertus Lutterbach, Professor für Christentums- und Kulturgeschichte an der Universität Essen, zu dem Thema „Märtyrer von heute im Dienst einer Welt für alle.“ Mit „Kirche der Hoffnung“ sind die Ausführungen von Prof. Dr. Hans Hobelsberger aus Paderborn überschrieben, die am 20. März zu hören sein werden. Den Abschluss bildet am 27. März die Düstere Mette, die um 19.30 Uhr beginnt.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei. Die Kollekte der Abende kommt der Aktion Babykorb des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) zugute.

Die Geistlichen Themenabende werden live im Internet übertragen auf www.bistum-muenster.de sowie dem YouTube-Kanal und dem Facebook-Kanal des Bistums Münster.

Ann-Christin Ladermann