„Live-Cooking“ aus dem „Il DiVino“ am Aasee

, Stadtdekanat Münster

Gekonnt wendet Valter Ornatelli die Auberginen-Scheiben im heißen Öl. Schön knusprig müssen sie für einen guten „Parmigiana di melanzane“, einen Auberginenauflauf, werden, weiß der Küchenchef des „Il DiVino“ am Aasee in Münster. Dass es in den Pfannen am 8. März trotz Lockdowns brutzelt und Koch und Gerätschaften zudem noch von Scheinwerfern ausgeleuchtet sind, hat einen Grund: Die Pfarrei St. Lamberti hat Ornatelli als gebürtigen Römer eingeladen, ein für die Fastenzeit typisch italienisches Gericht zu kochen. Mit Kochevents, die live im Internet übertragen werden, geht das Seelsorgeteam der Innenstadtpfarrei internationalen und interreligiösen Bräuchen in der Zeit vor Ostern auf den Grund.

„Münster ist eine vielfältige Stadt“, betont Stephan Orth, pastoraler Mitarbeiter in St. Lamberti. „Und weil die Fastenzeit eine Zeit ist, die alle Christen weltweit betrifft, haben wir uns im Team überlegt, wie wir diese Dimension in unserer Stadt sichtbar machen können.“ Beteiligung war ein Stichwort, dass ihn und seine Kollegen bei den Planungen umgetrieben hat. „Wir wollten nicht einfach nur etwas übertragen, das man sich anschauen kann, sondern die Zuschauerinnen und Zuschauer einladen, mitzumachen. Und was eignet sich dafür besser, als gemeinsam zu kochen?“, ist Orth überzeugt.

In den Wochen der Fastenzeit besuchen sie deshalb verschiedene Orte und Menschen aus der Gastronomie und dem religiösen Leben in Münster und kochen zusammen – natürlich alles coronakonform. In der ersten Folge war Pfarrer Hans-Bernd Köppen in der Fischbrathalle zu Gast. Koch Till Meyer bereitete Kabeljau mit Gemüse zu, die Zuschauer erfuhren außerdem, warum Fisch in der Fastenzeit beliebt ist und welche Bedeutung der Fisch als christliches Symbol hat. Auch bei der jüdischen Gemeinde in Münster, im Kapuzinerkloster und im Alten Gasthaus Leve sind weitere Kochabende geplant.

In der Küche des „Il DiViono“ stehen Fastenbräuche in Italien im Mittelpunkt: Andrea Bailoni vom Pastoralteam der Pfarrei kommt gebürtig aus Bozen und lässt sich von Landsmann und Küchenchef Ornatelli gerne erklären, was es für den perfekten Auberginenauflauf braucht. Er erfährt, dass eine „Parmigiana“ sehr nahrhaft ist, zudem fleischlos und gesund – also gut geeignet für die Fastenzeit. Während der Küchenchef und sein Koch Andrea Cultrona abwechselnd frittierte Auberginen mit Tomatensauce und Mozzarella schichten, bekommt der Zuschauer spirituelles Hintergrundwissen. Dr. Fabrizio Luciano, Philosoph an der Universität Padua, erklärt, dass die Fastenzeit vor allem eine Zeit „der Vorbereitung auf die Aufhebung der alten Gegensätzlichkeit und Einführung in das neue Leben“ ist, wie es an Ostersonntag gefeiert wird. Das gesamte Leben sei von Gegensätzen wie Hunger und Sättigung, Freude und Trauer und letztlich auch Leben und Tod gekennzeichnet. „Weil der auferstandene Jesu mit seinem Leben den Tod endgültig aufgehoben hat, ist die Fastenzeit eine Zeit, in der das Alte zum Neuen übergeht“, erklärt Luciano den theologischen Hintergrund.

Andrea Bailoni (links, Pfarrei St. Lamberti) hat Küchenchef Valter Ornatelli (Mitte) und Koch Andrea Cultrona beim Zubereiten eines Auberginenauflaufs zugeschaut, ein für die Fastenzeit typisches Gericht in Italien.

© Bistum Münster

Und noch eine italienische Tradition findet, während der Auberginenauflauf im Ofen ist, eine Erklärung: Die „Witwe des Karnevals“, eine schwarze und, wie Andrea Bailoni findet, „hässliche“ Puppe. Ihr dunkles Äußeres stehe für die Fastenzeit, für viele Menschen eine schwierige Zeit des Verzichts. Ihr Inneres aber sei mit den restlichen Süßigkeiten von Karneval gefüllt. Am zweiten oder dritten Fastensonntag werde die Puppe als Zeichen des Sieges, des Beginns von etwas Neuem aufgerissen. „So wird ein Stück der bunten, ausgelassenen Karnevalszeit mit in die Fastenzeit genommen,“ betont Bailoni. Auch musikalisch werden die Zuschauer nach Italien entführt: Eingespielt wird das italienische „Duo Granato“ mit Saxophonist Cristian Battaglioli und Pianist Marco Rinaudo, die eine Version des Passionsliedes „O Haupt voll Blut und Wunden“ zum Klingen bringen.

Der Auberginenauflauf ist fertig. Küchenchef Valter Ornatelli hat noch einen Tipp für alle Nachkocher: „Eine Parmigiana schmeckt frisch zubereitet sehr gut, aber am nächsten Tag noch besser.“ Kein Problem also, wenn etwas übrigbleibt.

Alle Videos der Reihe „Fasten“ sind auf dem YouTube-Kanal oder www.sanktlamberti.de zu finden. Auf der Homepage der Pfarrei gibt es auch die Rezepte zum Nachkochen. Weitere Kochabende sind an den kommenden Montagen bis Ostern geplant, jeweils um 19 Uhr. 

Ann-Christin Ladermann