Maike Berndstrotmann begleitet Menschen am Ende ihres Lebens

, Kreisdekanat Coesfeld

Maike Berndstrotmann weiß, dass ihre Patienten sterben werden. Die 33-Jährige ist eine von sechs Palliativkräften der Caritas-Sozialstation in Lüdinghausen. Gemeinsam ermöglichen die Mitarbeiterinnen den Kranken ein würdevolles Leben bis zum Schluss, auch wenn sie durch ihre unheilbare Krankheit immer mehr eingeschränkt sind. „Viele Menschen möchten zuhause in Würde sterben. Diesen Wunsch erfüllen ihnen ihre Angehörigen. Wir unterstützen sie dabei. Manche könnten die Pflege sicherlich auch allein schaffen, aber unser Wissen gibt ihnen Sicherheit“, berichtet sie. 

Maike Berndstrotmann und Sabine Keller sitzen gemeinsam am Tisch und lächeln sich an.

Palliativfachkraft Maike Berndstrotmann (rechts) tauscht sich regelmäßig mit Sabine Keller, Teamleiterin Häusliche Pflege und Betreuung, aus.

Seit knapp acht Jahren begleitet Berndstrotmann die Menschen. Die jüngste war 21 Jahre, die älteste an die 100 Jahre alt. Manchmal kommt sie sechs Monate regelmäßig in die Häuser, manchmal sind es zwei Wochen. „Das ist ebenso unterschiedlich wie die Zeit, die ich mit den Patienten verbringe“, sagt die Seppenraderin. Zumeist legt sie sich die Palliativtermine ans Ende ihrer Touren, damit sie Zeit hat. Zeit für die Patienten, aber auch für die Angehörigen. „Neben der medizinischen Versorgung gebe ich ihnen Hilfestellungen, wie sie die gemeinsame Zeit, die noch bleibt, schön gestalten können. Wie sie den Patienten mit kleinen Dingen etwas Gutes tun können, um den verbleibenden Tagen mehr Leben zu geben. Aber ich höre einfach auch zu, wenn sie reden wollen“, erzählt Berndstrotmann. Sie erfahre viel Dankbarkeit für ihre Arbeit. „Die Pflege ist für die Angehörigen sehr kraftaufwändig. Wenn ich vor Ort bin, nutzen sie diese Zeit auch für sich, denn sie brauchen eine Pause. Manchmal muss man es ihnen aber auch ausdrücklich sagen“, erklärt die examinierte Altenpflegerin und Pflegefachkraft.

Der Tod sei für viele Menschen eine schreckliche Vorstellung. „Aber ich nehme das Schöne, das ich mit dem Verstorbenen erlebt habe, in den Blick. Das gebe ich auch an die Trauernden weiter. Doch jeder trauert anders“, weiß sie. Im Todesfall steht sie den Angehörigen ebenso mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie nicht wissen, was zu tun ist. „Bei vielen herrscht eine gute Atmosphäre, denn sie wissen, dass ihr Vater, ihre Mutter oder Großmutter es jetzt geschafft hat.“ Der Tod einer sehr jungen Frau habe sie allerdings auch länger beschäftigt. „Da musste ich schlucken. Das hat mich mitgenommen und ist auch bei mir hängen geblieben“, gibt sie zu. Über diese Erlebnisse könne sie immer gut mit Sabine Keller sprechen, die das Palliativteam leitet und selbst Palliativfachkraft ist. 

Berndstrotmann liebt ihre Arbeit und lebt für ihren Beruf. Fröhlich und offen begegnet sie Angehörigen und Patienten. „Wir sprechen über dieses und jenes. Das ist wichtig. Und mit den Älteren rede ich auch Plattdeutsch. Das kann ich zwar nicht so gut, aber für ein kleines Prötken reicht es“, sagt sie und lacht. Sie möchte die vielen Begegnungen nicht missen. „Ja, es ist anstrengend, aber ich mache es gern. Jedes Mal, wenn ich das Haus verlasse, verabschiede ich mich sehr bewusst, denn ich weiß nicht, ob der Patient am nächsten Tag noch lebt“, erklärt sie. Im Lauf der Jahre habe sie zahlreiche tolle Menschen kennengelernt, die ihr aus ihrem Leben erzählt haben. „Da habe ich auch viel für mich gelernt“, ist sie über diese Begegnungen dankbar. 

Michaela Kiepe