Maike Niemann und Pia Schurek gehen in die Dominikanische Republik
Beide kommen aus Münster, beide haben gerade Abi gemacht, beide träumten für die Zeit danach von einem Auslandsjahr – und beide hatten bei der Bewerbung dafür unabhängig voneinander mit dem selben praktischen Problem zu kämpfen:
„Die Bewerbungsmappe passte nicht in den Briefkasten", erinnert sich Maike Niemann lachend, und Pia Schurek ergänzt: "Ich habe das fast schon für ein schlechtes Omen gehalten.
Diese Vorahnung erfüllte sich nicht, ihre Bewerbungen waren erfolgreich. Und so werden Maike und Pia am 23. August in den Flieger steigen, um sich in Trägerschaft des Bistums Münster ein Jahr lang sozial in der Dominikanischen Republik zu engagieren. Bei der Vorbereitung durch das Referat Weltkirche des Bistums haben die Abiturientinnen sich kennen gelernt und sind froh, ihr Abenteuer gemeinsam anzutreten. „Es ist sicher wertvoll, wenn man sich austauschen kann", meinen sie.
Ihr Ziel ist die escuelita rayo de sol – auf deutsch „kleine Schule Sonnenstrahl" – in Santo Domingo. Gegründet 1987 von der Psychologin Jacinta Torres, fördert das Projekt Sonnenstrahl Kinder mit geistiger Behinderung aus armen Familien. Eine von engagierten Christen getragene gleichnamige Stiftung finanziert dazu zwei Förderschulen, Werkstätten, pädagogische Freizeiten und die Existenzsicherung durch Gründung von Kleingewerbe.
Dieses Projekt setzten Pia und Maike im Bewerbungsverfahren auf ihren Wunschlisten ganz nach oben. „Ich habe mir eine Aufgabe gewünscht, die Freiwillige nicht nur irgendwie beschäftigt, sondern Sinn macht und wichtig ist", begründet Pia. Maike wiederum wollte vor allem „mit Kindern arbeiten, denn das habe ich in unserer Kirchengemeinde auch schon gemacht, zum Beispiel bei der Kinderbibelwoche."
Diese Wünsche werden sich in der „kleinen Schule Sonnenstrahl" erfüllen. Dort sollen die Münsteranerinnen mit den Kindern lernen und sie betreuen sowie Aktionen organisieren, um Spenden zu sammeln. „Wir werden eine Art Joker sein für alles, was so anfällt", vermutet Pia.
Wenn auch die Aufgaben noch nicht detailliert feststehen, so wissen sie und Maike doch schon, mit wem sie zusammenarbeiten werden. In Stadtlohn, wo die Pfarrgemeinde St. Otger und die Kindergärten das Projekt Sonnenstrahl seit Jahren unterstützen, haben sie kürzlich Jacinta Torres und die deutsche Entwicklungshelferin Christel Lammers getroffen. „Es ist ein Vorteil, dass man so schon Gesichter vor Augen hat", sind sich Maike und Pia einig.
Allerdings: Große Befürchtungen oder gar Ängste plagen sie ohnehin nicht, Vorfreude dominiert. „Mit dem Kopf bin ich schon nicht mehr ganz hier", gibt Maike zu. Wenn sie sich überhaupt wegen etwas Gedanken mache, dann wegen der Sicherheitslage: „In Münster ist man ja relativ behütet, aber in Santo Domingo kann man nicht einfach so abends vor die Tür gehen. Daran werden wir uns gewöhnen müssen." Glücklicherweise werden die jungen Frauen in einem vergleichsweise sicheren Stadtviertel leben.
Das beruhigt auch ihr Umfeld. „Mein Vater war selbst schon mal in Ecuador und kennt die Risiken", erzählt Pia. Dennoch unterstütze er sie nach anfänglichen Bedenken voll. Sorgen machten sich, bestätigt Maike, vor allem die Großeltern: „Die finden zwar die Idee an sich gut, machen sich aber Gedanken, dass man so lange so weit weg von zu Hause sein wird."
Trotzdem: Die Unterstützung von Familie und Freunden ist beiden sicher. So lassen sich auch letzte Zweifel überwinden, etwa Maikes Überlegung, „ob man einen Kulturschock kriegt und länger braucht, um richtig anzukommen." Aber auch diese Möglichkeit lassen beide entspannt auf sich zukommen: „Wir sind ja vorbereitet."
Überhaupt, die Vorbereitung durch das Referat Weltkirche loben Maike und Pia. „Man musste sich nicht verstellen, um geeignet zu wirken, sondern hatte das Gefühl, dass man so gut ist, wie man ist", beschreibt Pia. Und Maike ergänzt: „Es war ein total herzlicher Umgang, da hat man sich sehr gut aufgehoben gefühlt. Außerdem gab es auf jede Frage eine Antwort, auch, wenn die unangenehm war." So hätten die Verantwortlichen deutlich erklärt, „dass es Momente geben wird, in denen man am liebsten den Koffer packen will."
Diese Offenheit schätzen die zwei Münsteranerinnen, und mit solcher Offenheit gehen sie ihrerseits nach Mittelamerika. Pia formuliert es so: „Ich möchte andere Kulturen kennen lernen, mehr Welt für mich gewinnen." Maike wiederum geht davon aus, „dass man offen und selbstständiger wird und dass man letztlich mehr schätzt, was man zu Hause in Deutschland hat."
Ihr wichtigstes Ziel indes ist, da sind sich beide einig, ist, für andere Menschen und mit ihnen Positives zu bewirken. „Helfen lernen", nennt es Pia, „denn ohnmächtig daneben zu stehen, ist nicht mein Ding" – eine gute Einstellung für das Projekt Sonnenstrahl.
Info: Freiwilligendienst im Ausland mit dem Bistum Münster
Seit 1991 ist das Bistum Münster Träger für Freiwilligendienste im Ausland. Rund 250 junge Menschen haben bislang über das Bistum diesen Dienst in Lateinamerika und Afrika absolviert.
Zuständig für den Freiwilligendienst ist das Referat Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat. Dort verstehen die Verantwortlichen ihn als Sozialen Lerndienst, in dem junge Leute vor einem unbekannten interkulturellen Hintergrund ihr Werteverständnis hinterfragen und gleichzeitig eine sinnvolle Tätigkeit übernehmen.
Bewerbern können sich Interessierte zwischen 18 und 27 Jahren beim Referat Weltkirche jeweils bis zum 15. Oktober für eine Ausreise im folgenden Sommer. Ein Team, zu dem neben zwei Hauptamtlichen 14 ehemalige Freiwillige gehören, trifft eine Vorauswahl. Die dabei ausgesuchten etwa 60 Personen treffen sich Ende November zu einem dreitägigen Auswahlseminar.
Die dabei erfolgreichen Bewerberinnen und Bewerber macht das Bistum in zwei Blöcken fit für ihren Dienst. Inhalte sind die neue Kultur, Gesundheitsprophylaxe, Gewaltprävention und Öffentlichkeitsarbeit ebenso wie eigene Stärken und Schwächen, Kommunikation, Konfliktlösung, das Leben als Deutsche/r im Ausland sowie der Umgang mit Abschied und Einsamkeit. Begleitend werden alle Freiwilligen durch ihre Vorgänger mit projekt- und länderspezifischen Informationen versorgt. Sprachkurse, ein Zwischenseminar im Projektland sowie ein Rückkehrseminar runden die Begleitung durch das Bistum ab.
Die Kosten für Flug, Unterkunft, Verpflegung, Versicherung, Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung werden übernommen. Zusätzlich erhalten die Freiwilligen 100 Euro Taschengeld monatlich. Das Kindergeld wird weitergezahlt. Alle Teilnehmer werden kranken-, haftpflicht- und invaliditätsversichert.
Weitere Infos gibt es unter www.bistum-muenster.de.
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de