Maria ist immer dabei

, Kreisdekanat Warendorf

Direkt neben dem Kamin steht sie, etwa einen Meter groß, und blickt ins Wohnzimmer: Maria von Medjugorje. „Die Muttergottes hat einen festen Platz in unserer Familie“, sagt Ružica Serdarušić. Schon oft ist die 50-jährige Kroatin in den Wallfahrtsort gepilgert, auch wenn die angeblichen Marienerscheinungen in dem Dorf in Ost-Herzegowina von der katholischen Kirche nicht anerkannt sind. Die Wallfahrt verbindet sie meistens mit einem Besuch in ihrem Heimatort – Medjugorje liegt nur 70 Kilometer entfernt. „Die Muttergottes, der Rosenkranz und das Beten in Gemeinschaft gehören einfach zu unserem Glauben“, erklärt sie. Es ist ihr wichtig, dass dies auch in Neubeckum einen Platz hat. Darum engagiert sie sich in der kroatischen Gemeinde vor Ort, die an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat um 14 Uhr in der St.-Josef-Kirche einen Gottesdienst in ihrer Muttersprache feiert.

Seit dem Jahr 1982 ist Neubeckum Heimat für Ružica Serdarušić. Als 15-Jährige kam sie mit ihrer Schwester aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland. Ihre Eltern und die anderen fünf Geschwister hatten das kroatische Zuhause bereits früher verlassen. „Wir fühlen uns wohl in Neubeckum“, sagt Ružica Serdarušić, Mutter von fünf erwachsenen Kindern. Das liegt nicht zuletzt an der kroatischen Gemeinde, in der neben dem Glauben auch die Geselligkeit eine große Rolle spielt. So kommen die rund 70 regelmäßigen Gottesdienstbesucher nach der Messe für Kaffee und Kuchen im Pfarrheim zusammen. „Es ist schön, auch danach noch Zeit miteinander zu verbringen“, sagt Serdarušić. Für die Kroatin ist es jedes Mal so etwas wie ein Familientreffen: Fünf ihrer sechs Geschwister leben in Neubeckum, ihre älteste Schwester hat mittlerweile sieben Kinder und 20 Enkelkinder. 

Auch außerhalb der Gottesdienste geht es in der kroatischen Gemeinde lebendig zu. Montags besucht Ružica Serdarušić den Chor, wöchentlich trifft sich außerdem die Folklore-Gruppe. „Bei uns wird viel über die Musik ausgedrückt“, erklärt sie und fügt hinzu: „Und über das Gebet. Es wird immer laut und auswendig gebetet.“ Im Gottesdienst zeigt sich das vor allem, wenn viele Kroaten zusammenkommen. So wie jedes Jahr an Pfingstmontag, wenn mehrere Tausend Landsleute aus Nordrhein-Westfalen nach Neviges bei Wuppertal pilgern. Ein Pflichttermin für Ružica Serdarušić und ihre Familie. Wenn nach Beichte, Kreuzweg und Rosenkranz eine festliche Messe gefeiert wird, bekommt die 50-Jährige immer wieder Gänsehaut: „Die Kirche ist eher dunkel und schlicht, aber in dem Moment strahlt sie von innen“, berichtet sie.

Diese intensive Atmosphäre entsteht aber auch im Kleinen, weiß Ružica Serdarušić. Manchmal zusammen mit der deutschen Pfarrei vor Ort. Der Kontakt zur St.-Franziskus-Pfarrei ist ihr wichtig, darum engagiert sich die Kroatin in beiden Gemeinden. „Als die Kinder klein waren, habe ich Familiengottesdienste mitvorbereitet, mittlerweile helfe ich zweimal im Monat in der Caritas-Kleiderstube aus“, erzählt sie. Ihre Kinder sind Messdiener – in der kroatischen und der deutschen Gemeinde. „Das ist eine Bereicherung für beide Seiten“, weiß Serdarušić. „Uns alle trägt der Glaube.“ 

Bildunterschrift: Folklore-Gruppe: Höhepunkte im Gemeindeleben sind die Auftritte der Folklore-Gruppe, in der Kinder und Erwachsene in traditioneller Kleidung zu kroatischer Musik tanzen. (Foto: Kroatische Gemeinde Neubeckum)

Text: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann

Ruzica Serdarusic von der kroatischen Gemeinde in Neubeckum

Ružica Serdarušić gehört zur kroatischen Gemeinde in Neubeckum.

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