„Markenbotschafterin für Kreis Warendorf“

, Kreisdekanat Warendorf

Für seine würdigenden Worte bediente sich Warendorfs Landrat Dr. Olaf Gericke am Vokabular des modernen Marketings: „Es gibt kaum eine bessere Markenbotschafterin für den Kreis Warendorf als die Landvolkshochschule (LVHS) Freckenhorst, die weit über die Grenzen bekannt und beliebt ist.“ Wertschätzung, Stolz und nicht zuletzt Dank für 70 Jahre Bildungsarbeit in der LVHS fanden am 30. Juni auf vielfältige Weise ihren Platz beim „Tag der offenen Tür“ in und um die Bildungseinrichtung des Bistums Münster. Der Freiluft-Gottesdienst mit Münsters Bischof Dr. Felix Genn begann zwar noch bei leichtem Regen, wurde aber von einem aufbrechenden Himmel, wie es die effata-Band aus Münster besang, die den Gottesdienst musikalisch gestaltete, nach und nach abgelöst. 
 

„Einerseits sind 70 Jahre eine überschaubare Zeit, die zur Bescheidenheit mahnt“, führte LVHS-Direktor Michael Gennert ein. Verglichen mit der schnelllebigen Zeit, „den Umbrüchen in Richtung einer säkularen Gesellschaft, dem großen Vertrauensverlust der Kirchen und ihrer stetig sinkenden Relevanz“ seien 70 Jahre jedoch eine lange Zeitspanne. „Was 1954 von den Gründungsvätern der Landvolkshochschule gesät wurde, ist auf fruchtbaren Boden gefallen“, betonte Gennert, verbunden mit einem Dank an alle Kooperationspartner sowie besonders an das 38-köpfige Team von Mitarbeitenden, die das Jubiläum rund anderthalb Jahre vorbereitet hatten.

„Ich bin zutiefst überzeugt, dass an diesem Ort seit 70 Jahren etwas geschieht, das den Kernauftrag der christlichen Sendung einfängt“, dankte Bischof Genn in seiner Predigt für die geleistete Arbeit und gratulierte zum Jubiläum. So wie Jesus die Nähe zu den Menschen gesucht habe, hätten auch die in der LVHS Tätigen bei allen Auseinandersetzungen zu gesellschaftlichen Themen stets den Menschen im Blick. „Wie vielen Menschen haben Sie die Erfahrung vermittelt, durch Begegnungen, durch neue Anregungen und Impulse hier in der Landvolkshochschule neue Kraft und Energie zu bekommen?“, wandte er sich an die Mitarbeitenden. 

Die Aussage Papst Franziskus´, „Liebe ist ein Herz, das sieht“, sei ein Schlüsselwort der Bildungseinrichtung. „Mit dieser Einstellung setzen sich Menschen hier mit aktuellen Themen auseinander, nicht zuletzt mit der Frage der Landwirtschaft in der Gegenwart“, fasste Genn zusammen. „Die Bewahrung der Schöpfung ist eine konkrete Aufgabe für uns Christinnen und Christen in einer Zeit, in der wir in einer ökologischen Krise stehen und den Klimawandel unmittelbar erfahren“, betonte der Bischof. Auch Bezüge zur gegenwärtigen Situation der Politik Europas und in Deutschland stelle die LVHS mit ihrem Programm immer wieder her. „Es macht mir große Sorgen, welche Tendenzen in Europa und in unserem Land wachsen, die davon bestimmt sind, komplexen Fragen mit vermeintlich einfachen Antworten zu begegnen“, sagte der Bischof und bestärkte die Verantwortlichen der LVHS, bei Auseinandersetzungen mit Fragen der heutigen Zeit nicht müde zu werden. 

„Die Kraft dazu kommt nicht nur aus dem Leitbild der LVHS, sondern aus der Tatsache, dass das Haus fest mit dem Glauben verwurzelt ist“, zeigte sich Landrat Gericke in seinem Grußwort überzeugt und berichtete von lobenden Worten von Gästen der LVHS, denen er in seinem Alltag begegnet: „Sie heben besonders die Ruhe und die Lage mitten in der Natur hervor und die Erfahrung von Gemeinschaft“, betonte Gericke. 
Auch Warendorfs Bürgermeister Peter Horstmann überbrachte Glückwünsche der Stadt: „Mit der Landvolkshochschule haben wir einen besonderen Bildungsort in unserer Stadt, an dem offener Dialog sowie interkultureller und interreligiöser Austausch stattfindet“, würdigte er die Einrichtung und betonte die hohe Bedeutung eines solchen Austausches für die Stadtgesellschaft.

Beim anschließenden „Tag der offenen Tür“ präsentierten sich sowohl die LVHS mit ihrem Angebot als auch die verschiedenen Kooperationspartner. Für musikalische Untermalung sorgten das LVHS-Senioren-Orchester, der LVHS-Chor „SchwarzDur“, die effata-Band sowie der Chor „Kreuz & Quer“. 

Ann-Christin Ladermann